Angelika sprach wenig, hatte keine Freunde, fand sich hässlich, war todunglücklich. Mit 14 brachte sie ihre Mutter um: „Weil sie mich nie umarmt hat.“ Dabei offenbart sich ein Bild einer Tochter, die nicht nur Täterin, sondern gleichzeitig auch Opfer seelischer und körperlicher Gewalt geworden ist.
Es ist Dienstag, der 10. April 2010. Der Tag, an dem Angelika ihre Mutter töten wird. Ein Tag, der „völlig normal“ beginnt, wie schon so viele andere Tage davor, im Leben der 14-Jährigen.
„Alles war eigentlich wie immer, zunächst”, sagte die Schülerin später in Polizei-Verhören. Sie meinte damit, wie Kinder- und Jugendpsychiater Werner Gerstl Monate danach in einem Gerichtsgutachten schrieb, dass sie sich längst an ihre bedrückende häusliche Situation und ihre Einsamkeit gewöhnt hatte.
Wie immer wacht Angelika früh, bereits um 5.30 Uhr, auf, sie kriecht aus dem Stockbett, das sie sich mit dem um zwei Jahre jüngeren Bruder teilt, das im Schlafzimmer der Eltern steht – und geht in den zweiten Raum der kleinen Altbau-Wohnung in Wien-Margareten; sie setzt sich auf die Couch, schaltet den Fernseher ein, die Mutter findet das störend, schimpft deswegen mit ihr. Wie immer.
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