Das Ostergeschäft am Grazer Kaiser-Josef-Markt nimmt dieser Tage an Fahrt auf. Denn: Kurz vor dem Palmsonntag werden fleißig Palmbuschen für die Weihe gekauft. Was das Stück kostet, woher die Palmkatzerl kommen – und was für Brauchtümer die Steirer damit verbinden.
Sie sollen Jesus beim Einzug nach Jerusalem begrüßen und sie sollen allen steirischen Haushalten Segen bringen: Kurz vor dem Palmsonntag wuselt es auf den Grazer Bauernmärkten – viele wollen noch einen Palmbuschen für die Weihe ergattern. „Das hat bei uns Tradition, das habe ich so von meiner Mutter weitergegeben bekommen“, erzählt Elisabeth Kindlhofer. Sie hält drei üppige Palmbuschen in der Hand, die sie gerade eben ergattert hat: „Sie sollen Wohnung und Familie vor Unheil schützen.“
Herta Schaffler aus Zettling steht auf der anderen Seite des Marktstandes. Seit mittlerweile 55 Jahren verkauft sie Palmkatzerl am Grazer Kaiser-Josef-Markt. Auf ihrem Tisch offenbart sich eine Bandbreite an Zweigen, Buschen, Stecken und Kränzen aus der österlichen Pflanze. „Das sind alles Eigenprodukte, sogar die Strohblumen“, sagt die ältere Dame, „wenn‘s so warm wie heute ist, kommen besonders viele Leute.“ Sie nimmt einen Kranz mit bunten Strohblumen in die Hand und sagt: „Ich bin schon so lange da am Bauernmarkt, zu mir kommen schon die Enkel von meinen Stammkunden.“
Niedrige Preise für ein Produkt aus der Region
Und was kostet‘s? Pro Kranz verlangt Schaffler 20 bis 25 Euro, für einen Palmbuschen 3 bis 4 Euro. Ähnliche Preise hat auch Sepp Nuster aus Eggerdorf bei seinem Stand: 2 bis 3 Euro 50 für einen kleinen Palmbuschen. „Auch junge Leute und Familien mit Kindern kaufen bei uns ein. Brauchtum kommt auch bei der Jugend wieder zurück – und sogar bei Städtern“, meint der 49-Jährige. „Bei uns zu Hause setzen wir sehr auf Ostertraditionen. Wir heben die Zweige auf und verbrennen sie bei schweren Unwettern im Ofen.“
Unabhängig von der Tradition sind Palmkatzerl ein Symbol für Glück und Segen. Manch einer steckt sie nach der Weihe in den Acker, um eine gute Ernte zu erbitten, manch anderer geht damit auf den Hof, um die Tiere vor Unheil zu bewahren. „Wir laufen damit dreimal ums Haus, um allen Bewohnern Segen zu bringen. Diese Tradition gehört bei uns einfach zu Ostern dazu, nicht unbedingt nur wegen dem Kirchlichen“, sagt Jasmin Pfeifer, die auch gerade einen Zweig gekauft hat.
Am anderen Eck des Marktplatzes sticht eine besondere Handwerkskunst ins Auge: Palmkatzerl umhüllt aus einem Korbgeflecht. „Das machen wir schon seit 12 Jahren gemeinsam mit regionalen Korbflechtern“, erzählt Josef Grabin. „Jeder, der Lust hat, kann sich bei uns am Hof in Edelstauden solch einen Buschen selber binden. Los geht‘s am Samstag um 14 Uhr.“ Es ist ein jährliches Zusammenkommen für alle, die auf Ostertraditionen setzen. Der Pfarrgemeinderat Edelstauden schenkt aus – alle Erlöse werden für ein Kapellendach gespendet.
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