Manager-Skandal

BEGAS: So prassten die “Gas-Könige” des Burgenlands

Österreich
20.07.2012 16:17
"Es ist eine Sauerei" - Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl spricht aus, was sich aktuell wohl die meisten Österreicher denken. Es ist ein kleiner burgenländischer Gasanbieter, der zum Nährboden für einen hierzulande wohl beispiellosen Management-Skandal wurde. Es geht um unfassbare Gagen, schamlose Boni, moralisch höchst fragwürdige US-Spekulationen und "einen Wust von Strukturen" (Zitat Staatsanwaltschaft), der selbst erfahrene Ermittler erschaudern lässt. Eine Zusammenfassung.

Die ehemaligen Vorstände des burgenländischen Gasversorgers BEGAS (mittlerweile mit der BEWAG zur "Energie Burgenland AG" fusioniert), Rudolf Simandl (Bild) und Reinhard Schweifer, erhielten - laut der Zeitschrift "News" vorliegenden Auszügen aus dem Bericht eines Wirtschaftsprüfers - mehr als 480.000 bzw. mehr als 320.000 Euro Jahresbruttogehalt. Simandl soll etwa im Geschäftsjahr 2010/11 ein Monatsbruttogehalt in Höhe von 34.487,42 Euro (14 Mal im Jahr) erhalten haben - mit einer 35-Stunden-Woche (!).

Autos, Computer, Reisen und billiges Gas
Trotz angeblich "steuerschonender Verrechnungen" blieb den beiden Managern offenbar nicht genügend Geld übrig, um sich selber eine private Gasversorgung sicherzustellen. Beide Ex-Chefs sollen nämlich in den Genuss eines "Gas-Sondertarifs" gekommen sein - und damit wohl weniger fürs Gas bezahlt haben als der kleine burgenländische Kunde, der unterm Strich den Lebensstil auf großem Fuß der beiden Herrschaften finanzierte.

Unter "ferner liefen" finden sich in den Unterlagen des Prüfers "Privatkosten, die gegen Prämienansprüche der Vorstände verrechnet" worden seien. Selbst eine private Gas-Therme soll unter "Sachaufwand" verbucht worden sein, ebenso die PC-Ausstattung für private Anwesen. Zudem ist die Rede von fragwürdigen Gutscheinvergaben und Investitionen - etwa eine Müllverbrennungsanlage oder Immobilien. Dann sollen auch noch diverse Kilometergeldabrechnungen nicht gepasst haben.

Apropos Kilometergeld - hier wird es nochmals besonders dreist: Die Anschaffungs- und Betriebskosten von fünf Pkws bzw. Karossen seien über Simandls Prämienansprüche verrechnet worden. Laut "News" habe der Wirtschaftsprüfer errechnet, dass Simandl 422 Kilometer pro Tag hätte fahren müssen, damit die Kilometerabrechnung plausibel gewesen wäre. Das Burgenland hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 143 Kilometern.

In todkranke Amerikaner "investiert"
Dann gibt es da schließlich noch nahezu gruselige Spekulationsgeschäfte in den Vereinigten Staaten: Konkret wurden angeblich Lebensversicherungen von todkranken US-Amerikanern gekauft, die so an ihren letzten Tagen noch zu etwas Geld kommen bzw. ihre Behandlungskosten aufrechterhalten konnten.

Alles in allem gesehen, könnte man den "Sauerei"-Sager des Landeshauptmanns eigentlich noch als gnädig erachten.

Beide Vorstände fristlos entlassen
Im April 2012 platzte die Wunderblase. Simandl und Schweifer wurden - nach diversen "freiwilligen Rücklegungen" bzw. Beurlaubungen - hintereinander fristlos entlassen. Offiziell hieß es dazu erst am Donnerstag vonseiten des Unternehmens, dass sich durch die Fusion von BEWAG und BEGAS mit 1. Juli die Zuständigkeiten verändert hätten.

Man bat "um Verständnis, dass sich das Aufsichtsratspräsidium derzeit intensiv mit der Sichtung der umfangreichen Unterlagen beschäftigt, um sich Klarheit über den vorliegenden Sachverhalt zu verschaffen". Durch die Entlassung der beiden ehemaligen Vorstände sei jedenfalls "ein erster wichtiger Schritt erfolgt".

Die Geschichte nimmt nun den klassischen Lauf: Vor allem von den Oppositionsparteien hagelt es bitterböse Kritik - Simandl und Schweifer gelten ja noch dazu als SP- bzw. VP-nahe. Grün und Blau zeigen sich "schockiert", fordern "sofortige Konsequenzen" und rufen nach Justiz, Sondersitzungen im Nationalrat und einem Untersuchungsausschuss. Auch SP-LH Niessl poltert: "Seit zwölf Jahren, seit ich Landeshauptmann bin, gibt es null Toleranz gegen Mitarbeiter, die gegen die Gesetze verstoßen."

Spitze des Eisbergs
Die Behörden wissen schon seit Monaten über die Missstände in dem Unternehmen Bescheid. Am Freitag bestätigte der Leitende Staatsanwalt in Eisenstadt, Wolfgang Swoboda, dass es "eine polizeiliche Anzeige und erste Ermittlungen gegen den Ex-Chef Rudolf Simandl" gebe. Derzeit werde untersucht, "ob hier ein Finanzvergehen durch die Privilegienwirtschaft oder Untreue vorliegt", so Swoboda. Ermittelt werde bereits seit Mitte April.

Swoboda warnte, "dass die Möglichkeit besteht, dass sich das alles ausweitet". Die Ermittlungen könnten Jahre dauern.

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