Neue Initiative

Rote Karte für Aggressionen im Nachwuchsfußball

Steiermark
05.03.2024 10:00

Aggression und Schimpftiraden sind im Jugendfußball ein Problem. Eine steirische Initiative will nun mit speziellen Trainings dagegen vorgehen um Schiris und Spieler zu schützen sowie Kicker-Eltern zu warnen, kein schlechtes Vorbild zu sein. 

Schimpfende Eltern, streitenden Spieler, Beleidigungen gegen Schiedsrichter: „Ich erlebte bei Jugendfußballspielen meiner Söhne manchmal mehr Aggression und Ausfälligkeiten als in einem Stadion“, sagt Michaela Gosch, Geschäftsführerin der Frauenhäuser Steiermark. Zusammen mit der Männerberatung/Täterarbeit will man nun initiativ gegen die Entwicklung vermehrter verbaler Gewalt und Aggression beim steirischen Nachwuchsfußball vorgehen.

Workshops geplant
„Zusammen mit dem Steirischen Fußballverband werden wir spätestens im Herbst Anti-Aggressionstrainings für Kinder, Eltern, Trainer und Schiedsrichter anbieten. Denn betroffen von der Thematik sind sie alle. Ein Pilotprojekt gibt es in Vorarlberg. Wir weiten es auf die Steiermark aus“, so Gosch zur „Krone“. In Gesprächen und Workshops kann man präventiv vorgehen und Vorkommnisse aufarbeiten. Demnächst wird man auch auf den SK Sturm (mit dem man kürzlich den „Abend gegen Gewalt“ veranstaltete) zugehen, um den Verein mit ins Boot zu holen.

Dort kennt man das Problem von beleidigenden, teils homophoben (die seit den Schimpftiraden von Funktionären und Spielern des SK Rapid traurige Aktualität erlangten) und Schrei-Attacken, wie Thomas Raffl, Leiter Sport U 8 bis U 14, sagt. „Klar, gibt es dieses Problem.  Wir setzen deshalb schon bei den ganz kleinen Kickern an, vermitteln, dass Fairness über alles geht und haben das auch in unserem Leitbild vermerkt. Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist ebenso wichtig.“

„Wir Spieler halten uns auch an Fairplay“
Sturm-Nachwuchskicker Felix Petritsch (13) sagt: „Es kommt immer wieder vor, dass Eltern vom gegnerischen Verein reinschreien. Das muss absolut nicht sein. Wir Spielen halten uns ja auch an Fairplay!“ Das sieht auch Nepomuk Eichholzer, U13-Trainer bei Union Kainbach-Hönigtal, so: „Wenn falsches Verhalten vorkommen sollte, weisen wir die Eltern sofort zurecht.“ 

Der Spaß am Fußball wird Kinder nimmer wieder durch überehrgeizige Eltern genommen.
Der Spaß am Fußball wird Kinder nimmer wieder durch überehrgeizige Eltern genommen.(Bild: ANDREAS TROESTER)

Opfer von Verbal-Angriffen werden oft die Schiedsrichter. Gerhard Holzmann kann auf eine jahrzehntelange Karriere als Schiri verweisen und hat einiges erlebt. „Früher war das noch viel schlimmer. Aber auch jetzt gehen die Pferde mit den Eltern oft durch. Das überträgt sich auf die jungen Kicker. Ein Teufelskreis. Wenn ein junger Schiri dann permanent attackiert wird, wird er das Pfeifen bald sein lassen. Was mir auch auffällt: die Mütter stehen den Vätern in Sachen Aggressivität oft in nichts nach.“

Freude am Kicken muss im Vordergrund stehen
Umso wichtiger seien Gegenstrategien wie die eingangs beschriebenen Trainings von Michaela Gosch und ihrem Team. „Man muss sich immer fragen: Was lebe ich den Kindern vor, wenn ich mich am Spielfeldrand daneben benehme? Wie wirkt sich das auf deren Sozialisation außerhalb des Spielfelds aus? Da können sehr negative Verhaltensstrukturen entstehen - und da wollen wir ansetzen und zeigen, wie es anders geht“, sagt sie. Denn bei einer Sache sind sich alle, mit denen die „Krone“ gesprochen hat, einig: Im Vordergrund steht die Freude der jungen Kicker und Kickerinnen am Sport. Und dafür müssen sich alle an die Regeln halten, auch außerhalb des Spielfeldes. 

Philipp Braunegger „Steirerkrone“

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