Skiunfälle gestiegen

Trotz Tauwetters: Retter stehen im Dauereinsatz

Steiermark
03.03.2024 08:30

Während der Süden bei bestem Wetter zum Wandern einlädt, herrscht im nördlichen Gebirge teils noch tiefster Winter. Bergrettung und Alpinpolizei haben daher genügend zu tun mit verletzten Wanderern und Skifahrern, aber auch Paragleiter mussten schon gerettet werden. 

In der Tat ist der Winter in der Steiermark bis jetzt äußerst speziell. „Im Süden wird gewandert, im Norden noch Ski gefahren“, sagt Enrico Radaelli, Sprecher der steirischen Bergrettung. Und das schlägt sich natürlich auch auf die Art der Einsätze nieder. „Jene im alpinen Bereich haben nachgelassen. Starke Zuwächse gibt es aber vor allem im Forstbereich“, sagt Landesleiter Stefan Schröck. 25 Prozent mehr waren es von 2022 auf 2023. Vermehrt geht es auch auf den Pisten zur Sache, aber auch Wander- und sogar Paragleit-Unfälle nehmen Fahrt auf.

Die Einsatzzahlen sind aber stabil geblieben. Vor allem rund um die Zeit der Semesterferien habe es einige problematische Tage gegeben. Durch die warmen Temperaturen schmolz der Schnee dahin, die Pisten wurden zur spiegelglatten Rutschpartie. Mit diesen Verhältnissen sind viele nicht zurechtgekommen, was dementsprechend viele Zwischenfälle zur Folge hatte. „Zum Glück aber nichts Gravierendes“, ist Schröck froh. Auch Thomas Kaserer, Einsatzleiter-Stellvertreter bei der Bergrettung Schladming, kann das bestätigen: „Bei uns hat es bis jetzt sicher 40 Prozent mehr Einsätze auf den Pisten gegeben.“

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Unfälle im alpinen Bereich haben nachgelassen. Starke Zuwächse gibt es aber vor allem im Forstbereich.

Stefan Schröck, Leiter der Bergrettung Steiermark

Generell appellieren die Bergretter und auch Alpinpolizist Gerhard Rieglthalner, bei der Tourenvorbereitung und Tourenplanung genau vorzugehen. Und natürlich sollte man die nötige Kondition für das Geplante aufweisen können! „Der Schein trügt, im Tal ist es grün und braun, auf den Bergen ab 1500 Meter Seehöhe aber teils tief winterlich. Viele haben Probleme mit der Einschätzung der Verhältnisse, das merken wir vor allem in den letzten Wochen. Wir hatten einige Einsätze, weil die Menschen mit zu leichtem Schuhwerk unterwegs waren und ausgerutscht sind“, erzählt Gerhard Rieglthalner. Daher: Vor einer Tour sollte man sich mit dieser intensiv auseinandersetzen, dementsprechende Ausrüstung einpacken, schauen, dass das Handy komplett aufgeladen ist, genügend Essen und Trinken einpacken, dementsprechende Orientierungsmittel wie Karten. Wissen, wo man unterwegs ist und natürlich die Witterungsverhältnisse genau abchecken. 

Lawinen immer melden!
Eine weitere Sache liegt den Alpin-Profis am Herzen: Sobald man eine Lawine bemerkt, diese bitte unbedingt und unverzüglich melden! Warum? Ein Beispiel aus der Praxis: „Letzte Woche bemerkten Augenzeugen abseits der Piste auf der Reiteralm einen Skitourengeher, der in eine Lawine kam. Sofort wurde eine groß angelegte Suche gestartet. Doch der Mann konnte nicht gefunden werden. Vermutlich konnte er unversehrt wieder ausfahren“, erzählt Thomas Kaserer. Gemeldet hat sich der Tourengeher allerdings nirgends. Was aber hilfreich gewesen wäre, um die groß angelegte Suchaktion inklusive Hubschrauber und Hundestaffel nach ihm zumindest verkürzen zu können. „Sowas kommt leider immer wieder vor“, weiß auch Landesleiter Stefan Schröck. Daher: Lawinen immer unter der Telefonnummer 140 oder bei der Liftstation melden!

Spektakuläre Einsätze
Tourengeher nach Lawine fast verblutet

Nach wie vor fehlt jede Spur von jenem 38-jährigen Alpinisten aus Graz, der Ende November auf den Grimming aufbrach. Starker Schneefall und Windböen mit bis zu 80 km/h stellten die Helfer aber vor enorme Herausforderungen. Längst muss man vom Schlimmsten ausgehen.  

Äußerst riskant war Anfang Februar die Klettertour zweier junger Männer und einer Frau auf den Pfaffenstein: Trotz widrigster Verhältnisse erklommen sie den berüchtigten Berg und schafften es bei einsetzender Dunkelheit und Windböen um die 100 km/h nicht mehr alleine herunter. Rund zehn Stunden lang standen 15 Bergretter im gefährlichen Einsatz, um die Waghalsigen in Sicherheit zu bringen. 

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Weil der Wind so stark war, konnte auch kein Hubschrauber starten. Durch die Kälte zogen sich seine Gefäße zusammen. Sonst wäre es vermutlich zu spät gewesen.

Alpinpolizist Gerhard Rieglthalner 

Ein Wettrennen gegen den Tod lieferte sich am 10. Jänner ein 45-Jähriger erfahrener Tourengeher am Hochschwab im Bereich der Aflenzer Staritzen. Er war mit zwei weiteren, äußerst barg-affinen Freunden (29, 50) auf der als sehr herausfordernd bekannten Tour unterwegs. Auf der 40 Grad steilen Geländeflanke löste er aber eine Schneebrettlawine aus, wurde 200 Meter weit mitgerissen und prallte schlussendlich gegen einen Baum. Dadurch erlitt der Mann einen Gefäßriss am rechten Bein - es bestand absolute Lebensgefahr!

„Verletzter band sich Fuß ab“
Aufgrund seiner Erfahrung war ihm das absolut bewusst. Deshalb band er sich selbst den Fuß ab. Hinzu kam, dass kein Handynetz zur Verfügung stand und so erst eine Stunde später die Einsatzkräfte alarmiert werden konnten. „Weil der Wind so stark war, konnte auch kein Hubschrauber starten“, erinnert sich Alpinpolizist Gerhard Rieglthalner an den fordernden Einsatz zurück. Erst 3,5 Stunden später erreichten die Helfer den Schwerstverletzten. Was dem 45-Jährigen in dieser Situation zugute kam, war die vorherrschende Kälte. Dadurch zogen sich die Gefäße zusammen, die Blutung wurde eingedämmt. „Sonst wäre es vermutlich zu spät gewesen“, resümiert der erfahrene Alpinpolizist. Zum Glück hatte sich auch der Wind etwas gelegt, so konnte am Abend endlich der Helikopter abheben und den Mann zum Krankenhaus fliegen.

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