Schienen-Control

Nahezu unbekannte Behörde hilft bei Streit mit ÖBB & Co.

Österreich
28.06.2012 14:18
Vom Schaffner unfreundlich behandelt? Trotz eines defekten Kartenautomaten als Schwarzfahrer bestraft? Im unübersichtlichen Tarifdickicht ein viel zu teures Ticket erstanden? Bei den heimischen Betreibern öffentlicher Verkehrsmittel trudeln pro Jahr etwa 50.000 Beschwerden ein. Doch was tun, wenn man abgewiesen wird? Oft lohnt dann der Gang zur "Schienen-Control", einer staatlichen Schlichtungsstelle mit beachtlicher Erfolgsquote und hohem Unbekanntheitsgrad.

Maria-Theresia Röhsler sind die Sorgen der Bahnkunden mehr als nur geläufig. Am Freitag präsentierte die Schienen-Control-Chefin die Bilanz des Jahres 2011. 659 Beschwerden sind eingegangen, rund ein Drittel mehr als 2010, und acht von zehn Fälle konnten erfolgreich geschlichtet werden. Am meisten zu tun hatte man mit Fahrgeldnachforderungen seitens der Bahn - sprich: mit Bußgeldern.

Erst Strafe zahlen, dann beschweren
Eine einmal ausgesprochene Strafe nicht zu bezahlen, hätte laut Röhsler keinen Sinn - ganz im Gegenteil. Wer dem Erlagschein zu lange keine Bedeutung beimisst, der bekommt bald ein Brieflein vom Inkasso-Büro. Und das mit Zusatzgebühren, die "in keinem Verhältnis" zur Geldstrafe stehen.

Was noch dazukommt: Das österreichische Tarifsystem sei "extrem kompliziert" und würde in ausgedruckter Form etwa 1.000 A4-Seiten umfassen. Also: "Auf jeden Fall einmal zahlen, erst dann Beschwerde einreichen." Zunächst beim Bahnbetreiber und dann, wenn es zwischen diesem und dem Kunden keine Einigung gibt oder das Verfahren zu lange dauert, bei der Schienen-Control.

Kaum jemand scheint von Schienen-Control zu wissen
Obwohl diese Behörde schon seit Anfang 2007 Bahnkunden vertritt, die sich ungerecht behandelt fühlen, wissen offenbar sehr wenige über ihre Existenz Bescheid. Denn während bei den heimischen Bahnbetreibern 2011 insgesamt 49.470 Beschwerden eingegangen sind, wandten sich nur 659 Personen an die Schienen-Control.

Punkto Bekanntheitsgrad sei noch jede Menge Luft nach oben, so Röhsler, die auf verstärkte Information in den großen Bahnhöfen verweist. Flyer in den Zügen wären zwar auch eine feine Sache, doch die ÖBB hätten mit der Begründung abgelehnt, das würde für zusätzlich anfallenden Müll in den Waggons sorgen.

So kämpft die Behörde weiter für Bahnkunden und gegen den Unbekanntheitsgrad. Dabei konnten im Vorjahr beachtliche 27.540 Euro an Entschädigungen und Strafnachlässen "erschlichtet" werden.

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