Kriterien waren dabei zum Beispiel, ob die Stücke in den Tonarten Dur oder Moll geschrieben waren und welches Tempo sie hatten. Beides ist wichtig dafür, wie ein Song auf Hörer wirkt: Schnelle Dur-Stücke wie etwa der Beatles-Ohrwurm "She Loves You" machen eher fröhlich, langsame Moll-Balladen wie "Hotel California" von den Eagles eher traurig.
Immer mehr Pop-Hits in Moll
"Seit den 60er-Jahren hat sich die Anzahl der Pop-Hits in Moll nahezu verdoppelt", sagt FU-Soziologe Christian von Scheve. Es gebe heute auch mehr Titel, die gemischte Gefühle transportieren. Zum Beispiel Stücke in Moll, die vergleichsweise schnell seien. Oder Titel in Dur, die sehr langsam daherkämen. Das mache eine Ambivalenz aus, die es früher selten gab, ergänzte der Forscher. Damals seien Titel eher nur fröhlich oder nur traurig gewesen. Im Schnitt sei die Musik in den Charts seit den 1960er-Jahre auch langsamer geworden.
Mehr Gefühle in der Musik
Popmusik gilt als Spiegel der Gesellschaft. Dass mit mehr traurigen Pop-Songs auch eine deprimiertere Stimmung in der Bevölkerung verbunden ist, glaubt Von Scheve allerdings nicht. Die Wissenschaftler vermuten eher, dass heute weit mehr Gefühle zugelassen werden als noch in den "Sixties" - und die Welt seltener in Schwarz oder Weiß eingeteilt wird. "Die Leute neigen dazu, Ambivalenz und Komplexität in der Musik mehr zu schätzen", sagt der Wissenschaftler.
Und noch etwas Ungewöhnliches ist den Forschern aufgefallen: Die Popgeschichte der letzten 50 Jahre weist für sie erstaunliche Parallelen zur Entwicklung der klassischen Musik auf. Sie war im 17. und 18. Jahrhundert eindeutig fröhlich oder traurig, haben andere Studien gezeigt. Spätestens in der Romantik gab es dann die Tendenz zu verschiedenen emotionalen Färbungen in einer Komposition.
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