Aufruhr in Argentinien
Nazi-Kisten in Keller von Höchstgericht entdeckt
Im Keller des Obersten Gerichtshofs von Argentinien sind sieben Holzkisten mit Nazi-Propaganda entdeckt worden. Der Fund wird als „Entdeckung von weltweiter Bedeutung“ bezeichnet. Die Notizbücher, Postkarten und Co. könnten lange gehütete Geheimnisse lüften.
Die Dokumente gelten als Schlüssel zu wichtigen Informationen zum Holocaust und zu unbekannten Nazi-Aktivitäten. Die alten Champagner-Kisten stammten ursprünglich aus Japan und wurden 1941 per Frachtschiff nach Argentinien gebracht.
Konkret handelt es sich um Postkarten, Fotos, Propaganda, Notizbücher und Parteimitgliedschaftsdokumente, teilte das Gericht am Montag mit. Ein Mitarbeiter, der in eine der Kisten schaute, fand den Angaben zufolge Material, das „zur Festigung und Verbreitung der Ideologie Adolf Hitlers in Argentinien bestimmt war“.
Die restlichen Kisten seien am Freitag in Anwesenheit des Oberrabbiners des jüdischen Gemeindezentrums Amia und Vertretern des Holocaust-Museums in Buenos Aires geöffnet worden.
Umfassende Untersuchung eingeleitet
„Angesichts der historischen Bedeutung des Fundes und der potenziell wichtigen Informationen, die er zur Aufklärung von Ereignissen im Zusammenhang mit dem Holocaust enthalten könnte“, habe der Präsident des Obersten Gerichtshofs „eine umfassende Untersuchung des gesamten gefundenen Materials angeordnet“, erklärte das Gericht.
Hauptziel sei es, festzustellen, ob das Material „wichtige Informationen über den Holocaust enthält“ und ob die gefundenen Dokumente Aufschluss „über noch unbekannte Aspekte geben können“, etwa zu Nazi-Geldern.
Zahlreiche Nazis flohen nach Argentinien
Die Kisten waren ersten Erkenntnissen zufolge von der deutschen diplomatischen Vertretung in Japan an die Botschaft in Buenos Aires geschickt worden. Sie kamen im Juni 1941 mit einem japanischen Frachtschiff in Argentinien an.
Deutsche Diplomaten in Argentinien gaben an, dass sie persönliche Gegenstände enthielten, doch die Lieferung wurde vom Zoll zurückgehalten und Gegenstand einer Untersuchung durch eine Sonderkommission für „anti-argentinische Aktivitäten“. Ein Richter ordnete die Beschlagnahmung an und der Fall landete vor dem Obersten Gerichtshof, der die Kisten in seinen Besitz nahm.
In Argentinien gibt es die größte jüdische Gemeinde Lateinamerikas. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust mit der Ermordung von sechs Millionen Juden in Europa sollen nach Angaben des Simon-Wiesenthal-Centers jedoch auch Tausende Nazis in das Land geflohen sein.
Eichmann versteckte sich in Argentinien
Auch der NS-Verbrecher Adolf Eichmann, Organisator des Holocausts, hatte sich nach Argentinien abgesetzt. Er wurde dort 1960 vom israelischen Geheimdienst gefasst und nach Israel gebracht, wo ihm der Prozess gemacht und er schließlich gehängt wurde. Der Auschwitz-Arzt Josef Mengele versteckte sich ebenfalls in Argentinien, ehe er nach Paraguay und später nach Brasilien floh, wo er starb.
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