Handball-Held Möstl:

„Kein Platz für den kleinen Consti – bin geflogen“

Sport-Mix
29.01.2024 06:01

81 gehaltene Bälle, vier Auszeichnungen zum „Player of the Match“. Österreichs Handball-Märchen bei der Europameisterschaft in Deutschland ging mit der Sternstunde Constantin Möstls Hand in Hand. Im Gespräch mit krone.at ließ der ÖHB-Goalie die Emotionen der vergangenen Wochen Revue passieren, sprach über seine Leistungen gegen die Top-Nationen dieses Kontinents sowie die Zukunft des österreichischen Handballs.

Krone.at: Consti, ihr seid bei der Handball-EM fünf Partien lang ungeschlagen geblieben, habt gegen Kroatien, Spanien und Deutschland Unentschieden gespielt, Rumänien und Ungarn sogar besiegt. Hast du bereits realisieren können, was in den letzten zwei Wochen überhaupt passiert ist?
Möstl: Nach den Gruppenspielen gegen Kroatien und Spanien haben wir uns schon gefragt, was wir da eigentlich gerade zusammengebracht haben - das war schon großartig. Leider bleibt ein fader Beigeschmack, weil wir es nicht geschafft haben, das beste Ergebnis Österreichs zu übertrumpfen. Nichtsdestotrotz ist uns bewusst, was uns da gelungen ist. Der große Hype, der entstanden ist, macht uns sehr stolz.

Wann kam der Moment, in dem ihr gemerkt habt, dass etwas Großes in der Luft liegt?
Es gab zwei Momente, in denen es Klick gemacht hat, etwa das Unentschieden gegen Kroatien. Warum sollte uns so eine Leistung nicht noch einmal gelingen? Warum sollte gegen Spanien nicht auch etwas zu holen sein? Der Sieg gegen Ungarn hat uns dann noch weiter beflügelt. Uns war klar: Da ist was drinnen, wir wollen mehr!

Für dich war es das erste große Turnier, die erste Chance, dich auf internationaler Bühne zu beweisen. Mit Erfolg: Viermal wurdest du zum „Player of the Match“ gekrönt. Ein gelungenes EM-Debüt …
Mir ist bewusst, dass ich gut gespielt habe und es nicht normal war, was ich aufgeführt habe. Hätten wir als Team nicht solch einen Erfolg gehabt, wären mir die Auszeichnungen allerdings egal. Nachdem wir die Spiele aber gewinnen konnten oder zumindest Unentschieden gespielt haben, war das ein schöner Bonus, eine besondere Draufgabe für mich.

Hattest du vor dem Turnier je Zweifel, dein Talent nicht aufs Parkett bringen zu können - zumal ihr vor 20.000 Zusehern in der Halle und zehn Millionen Fans vor dem Fernseher gespielt habt?
Vor dem Turnier war ich schon etwas nervös. Als ich unmittelbar vor der EM erfahren habe, dass ich erster Goalie sein darf, war mir noch nicht bewusst, dass ich der Mannschaft so helfen kann. Ich glaube auch nicht, dass irgendjemand im Team erwartet hat, dass ich solch eine Führungsrolle übernehmen werde. Während dem Turnier war ich zu meiner Überraschung nie nervös. Vor 15.000 Fans in Mannheim einzulaufen war dennoch gewaltig und hat definitiv ein Kribbeln ausgelöst. Ab dann sind wir geflogen. Ich habe dem kleinen Consti aus Hard keinen Platz in meinen Gedanken gegeben. Dieses Selbstbewusstsein habe ich ganz sicher auch der Mannschaft zu verdanken.

Was hat sich mit dem Erfolg bei der EM für dich verändert?
Was sich auf jeden Fall verändert hat, ist die Tatsache, dass ich von Starspielern erkannt und im Hotel gegrüßt werde. Das ist schon ein tolles Gefühl. Bislang war ich der Kerl, der neben Nikola Bylik herumspaziert, jetzt kommen die Spieler auch auf mich zu. Stefan Kretzschmar (218-facher Teamspieler Deutschlands, Anm.) hat vor dem Spiel gegen Deutschland etwa gemeint, keine Ahnung zu haben, wer ich bin. Jetzt weiß er es.

Dein Teamkollege Tobias Wagner hat nach dem Turnier die fehlende Anerkennung des deutschen Publikums bemängelt. Wie bleiben dir die Fans in Köln in Erinnerung?
Ich kann Tobis Aussage nur unterschreiben. Gerade beim Frankreich-Spiel war keine Anerkennung zu spüren. Als Fan hast du natürlich die Freiheit, dein Team zu pushen und für Deutschland ging es bei der Partie immerhin um das Halbfinale. Allerdings wurde der Umstand, dass wir als Österreicher vorne mitspielen, nie gewürdigt. Auch der Hallen-DJ hat die Fans mit seiner Musik dazu angeheizt, Frankreich zu unterstützen. In meinen Augen muss zumindest er Neutralität bewahren. Auf der anderen Seite hat uns dieser Faktor noch mehr angespornt, wir haben mit mehr Wut im Bauch gespielt.

Zitat Icon

Es ist die Aufgabe der Verbände, aus dem Hype etwas zu machen. Irgendwann haben wir dann nicht mehr 8000, sondern 15.000 Handballer in Österreich.

(Bild: GEPA pictures)

Constantin Möstl

Die vergangenen zwei Wochen war Rot-Weiß-Rot im Handball-Fieber. Was bedeutet euer Triumph für die Zukunft des österreichischen Handballs?
Das wird sich zeigen. Kurzfristig haben wir einen extremen Hype ausgelöst. Es ist sehr cool, wie viele Nachrichten ich bekommen habe. Mir haben Leute geschrieben, dass sie noch nie zuvor Handball geschaut und wir nun einen neuen Fan dazugewonnen hätten. Es ist die Aufgabe der Verbände, aus dem Hype etwas zu machen. Irgendwann haben wir dann nicht mehr 8000, sondern 15.000 Handballer in Österreich. Ich wünsche mir, dass mehr Kinder nachkommen. Uns ist bewusst, dass nicht bei jedem unserer Spiele 700.000 Fans den Fernseher einschalten werden. Das passiert erst, wenn wir mehr Handballer sind. Die größere Aufmerksamkeit kommt dann ganz von allein.

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(Bild: KMM)



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