Mit Verspätung bringt sich die FPÖ für Graf im Fall Gertrud Meschar in Position. Die 90-Jährige, die auf Grafs Rat ihr ganzes Vermögen von rund einer Million Euro in die Stiftung eingebracht habe, sei kein Opfer des Vorstandes ihrer Privatstiftung, dem Graf vorsitzt, sondern eines parteipolitisch motivierten Beraterkreises – glaubt die Partei. Obmann Strache und allen voran Parteistratege Herbert Kickl bezichtigen die 90-jährige Meschar zudem, falsche Behauptungen aufzustellen, und die Medien der Hetze.
So stoßen sie sich etwa an der Aussage Meschars, dass sie es nicht befürwortet habe, dass die Stiftung einen Hausanteil in Wien-Döbling kauft. In diesem Gebäude befindet sich bekanntlich auch das Restaurant von Grafs Bruder (Bild 2). Die 90-Jährige meint, die Familie des FPÖ-Politikers hätte sich dadurch Vorteile verschafft. Zudem soll sie erst Jahre nach Gründung der Stiftung erfahren haben, dass sie über ihr Vermögen nicht mehr bestimmen kann.
Kickl: "Hausanteilkauf besonders günstige Gelegenheit"
Kickl wies in einer Aussendung alle Vorwürfe als "falsch" zurück. So wiederholte er die Argumente Grafs, wonach Meschar die Stiftung selbst gründen und Graf im Vorstand haben wollte. Zudem habe sie den Konsequenzen der Stiftungsgründung nach einer entsprechenden Belehrung zugestimmt und erhalte auch die vollen Erträge – die sich laut Kickl um 20 Prozent vermehrt haben sollen – in bar ausgezahlt.
Der umstrittene Kauf des Hausanteils war, so Kickl, eine besonders günstige Gelegenheit, von der die Stiftung nur dadurch Kenntnis erlangte, dass das Restaurant "Graf" Mieter eines dieser Anteile sei. Der Betrieb habe dadurch keinerlei Vorteil, zahle sogar mehr Miete als vorher. Dass beim Kauf zu viel bezahlt worden wäre, bestreite die FPÖ vehement.
Strache: Kein Rücktritt Grafs
Parteichef Strache betonte unterdessen im "Krone"-Interview, er sehe keine Notwendigkeit für einen Rücktritt Grafs, solange die Vorwürfe nicht bewiesen seien. "Ich habe mit Martin Graf ein ausführliches Gespräch geführt. Er konnte mich dabei überzeugen, dass er stets im Interesse der älteren Dame gehandelt hat", erklärte Strache. Von einem Rücktritt Grafs hält er nichts: "Ein Rücktritt wäre nur angebracht, wenn die Vorhaltungen stimmen würden."
Das soll sich jetzt vor Gericht herausstellen. "Es gibt schon einen Gerichtstermin, das ist alles im Laufen. Jetzt muss sich Martin Graf aber schon gegen die Vorwürfe wehren dürfen. Und die Dame war ja auch fünfeinhalb Jahre mit der Regelung zufrieden", reagierte der FPÖ-Politiker auf den Hinweis, dass die Dame die ganze Sache bestimmt anders sehen würde. "Das ist doch ein politisch motivierter Rufmord, da steckt die ÖVP dahinter. Und Martin Graf ist doch auch bereit, sofort aus der Stiftung auszusteigen", so Strache.
"Sämtliche Entscheidungen waren mit ihr abgesprochen"
Auch ein weiteres Vorstandsmitglied kann sich die Vorwürfe der 90-Jährigen nach eigenen Worten "nicht erklären". "Es waren sämtliche Entscheidungen der Stiftung mit ihr abgesprochen und alle Entscheidungen auf ihren Wunsch", versicherte der Wiener FP-Mandatar Alfred Wansch am Donnerstag. Auch Wansch betonte, dass er sich aus dem Vorstand zurückziehen werde, sollte dies der Wunsch Meschars sein. Dafür gebe es nur eine Bedingung: "Vorher sind die Vorwürfe zu entkräften" - idealerweise vor Gericht.
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