Corona klingt ab, die Grippe-Zahlen steigen. Dennoch scheint die Welle sich heuer bei Weitem nicht so hoch aufzubäumen wie im vergangenen Jahr. Mediziner raten, sich zu schützen und auch jetzt noch impfen zu lassen.
Silvesterfeiern, gemeinsame Zeit mit den Liebsten, Reisen: Infektionskrankheiten gibt man in diesen Situationen besonders leicht weiter. „Das sind die klassischen Effekte, die wir jetzt bemerken“, sagt Klaus Vander, Primarius für Krankenhaushygiene der Kages. „In den vergangenen 14 Tagen kam es zu einer starken Influenza-Aktivität.“
Vergleicht man die Steiermark aber mit Wien oder Oberösterreich, ist unser Bundesland nur milde betroffen. Und auch der Vergleich der zweiten Woche des heurigen Jahres mit der gleichen Woche im Vorjahr (siehe Grafik) zeigt: Die Welle fällt flacher aus.
Zu einer richtigen Spitze sei es noch nicht gekommen, bestätigt auch Eva Winter, Leiterin des Gesundheitsamtes Graz. „Aber die Grippesaison ist auch noch nicht vorbei.“ 2023 kam die Grippewelle früh und heftig, weil sie in den Jahren zuvor aufgrund der Corona-Maßnahmen ausgefallen war. Heuer sind die Infektionen wieder später dran. „Normalerweise gibt es mit Ende Februar die meisten Erkrankungen.“ In den Semesterferien werden sie weitergegeben.
Covid-Infektionen sind zwar heuer mehr als im vergangenen Jahr, die Welle klingt jedoch langsam ab. Aktuell sind nur neun Infizierte hospitalisiert, sagt Klaus Vander. „Es gab viele Infektionen, aber wenige Hospitalisierungen.“ Das RS-Virus bleibt nach wie vor „ein Dauerthema“, das zu einer „stattlichen Zahl“ an Hospitalisierungen führe, sagt Eva Winter.
Impfmoral der älteren Steirer viel besser
Was die Zahlen der Grippeimpfungen betrifft, bestätigen sowohl Eva Winter als auch Hausarzt und Impfexperte Michael Adomeit: Bei den Älteren kam die Spritze gut an, die Jungen nutzten sie weniger. Winter: „In Graz hatten wir eine Steigerung von bis zu einem Viertel, weil sie günstig war und gut beworben wurde. Die meisten haben Covid und Grippe gemeinsam erledigt.“
Wochenlang anhaltender, starker Husten, teils bis zum Erbrechen: „Keuchhusten ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, vor allem für Kinder und Erwachsene mit Vorerkrankungen“, sagt Klaus Vander. In den vergangenen Jahren kam es bei der bakteriellen Infektion zu einer stetigen Zunahme. Im Vorjahr wurde vor allem ab November bei vielen Steirern Pertussis diagnostiziert, weiß Michael Adomeit, Hausarzt in Birkfeld.
Woran liegt es, dass die Krankheit, gegen die viele schon als Kleinkind geimpft werden, zurückkommt? „Viele Auffrischungsimpfungen haben durch Corona nicht stattgefunden“, sagt Adomeit. Die Amtsärzte hatten während der Lockdowns schlichtweg andere Sorgen, Schulimpfaktionen fielen aus.
Keuchhusten ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, vor allem für Kinder und Erwachsene mit Vorerkrankungen.
Michael Adomeit
Auffrischungen nicht vergessen
Außerdem fehlt bei Erwachsenen oft das Wissen über den richtigen Impfschutz: Die Vierfachimpfung gemeinsam mit Diphtherie, Wundstarrkrampf und Kinderlähmung muss alle zehn Jahre bis zum 60. Lebensjahr und dann sogar alle fünf Jahre aufgefrischt werden. „Es gibt deutliche Rückgänge bei den Impfquoten“, sagt Adomeit. Die Jahrgänge 2007 bis 2012 sind im Schnitt zu 58 Prozent immunisiert. Zudem lässt die Wirkung des Impfstoffes auch schneller nach als andere, sagt Eva Winter.
Adomeit: „Unser Appell an die Steirer ist deswegen, zu Vorsorgeuntersuchungen und Routinechecks auch den Impfpass mitzubringen und zu überprüfen, ob Auffrischungen nötig sind.“
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