Die Vorgänge rund um das 2018 geschlossene Landeskrankenhaus Eisenerz führen nun zu einer Sondersitzung des steirischen Landtags am Freitag, beantragt von einer ungewöhnlichen Allianz zwischen der FPÖ und den Grünen. Den letzten Anstoß gab ein Bericht der „Steirerkrone“.
Am Dienstag enthüllte die „Steirerkrone“ ein weiteres Detail in der mehr als unglücklichen Causa: Als das Land Steiermark 2021 das zwei Jahre zuvor gestartete, aber gefloppte Simulationskrankenhaus („Sim-Campus“) an einen privaten Investor verkaufen wollte, lag der vereinbarte Kaufpreis bei 650.000 Euro. Ein Bewertungsgutachten attestierte der Liegenschaft aber einen maximalen Wert von 454.000 Euro.
Ein Umstand, der auch die Prüfer des Landesrechnungshofs stutzig machte - und den Anwalt des damaligen Investors, der den Kaufpreis nie überwiesen hatte, nun zur Gegenoffensive übergehen ließ: Wurde das Gutachten einst bewusst nicht vorgelegt, um seinen Mandanten zu schädigen?
Land weist Vorwürfe zurück
Schwere Vorwürfe von Insolvenzverschleppung über Bilanzfälschung bis hin zu Amtsmissbrauch stehen plötzlich im Raum - und wurden am Dienstagnachmittag von Harald Eitner, Leiter der steirischen Katastrophenschutzabteilung, zurückgewiesen: „Wäre das Unternehmen unter dem Wert verkauft worden, wäre eine Aufregung wohl eher berechtigt, aber das Land Steiermark hat im Sinne einer verantwortungsvollen Haushaltsführung zum bestmöglichen Preis verkauft.“ Dem damaligen Käufer, der Alpinresort Präbichl GmbH, sei der Zustand des „Sim-Campus“ bewusst gewesen.
Dringliche Anfrage an Landeshauptmann Drexler
Das reicht Teilen der Landtagsopposition nicht: In einer weltanschaulich ungewöhnlichen Allianz beantragen FPÖ und Grüne eine Sondersitzung, die am Freitag, 1. Dezember, stattfinden wird. Dabei wird es eine dringliche Anfrage mit gleich 26 Fragen an Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) geben. Der war zwar beim Verkaufsprozess 2021 politisch nicht zuständig, hat aber als Gesundheitslandesrat 2018 mit der Schließung des Landeskrankenhauses den Grundstein für die gesamte Causa gelegt.
FPÖ-Chef Mario Kunasek spricht in einer gemeinsamen Aussendung mit den Grünen von einem „dilettantisch anmutenden Verkaufsprozess“, der grüne Kontrollsprecher wirft der Landesregierung vor, „ohne jede kaufmännische Sorgfaltspflicht vorgegangen“ zu sein.
Zu Wort hat sich am Mittwochvormittag auch die KPÖ gemeldet: „Weniger als ein Jahr vor der nächsten Landtagswahl darf die Sondersitzung nicht zu einem folgenlosen Schlagabtausch zwischen den Parteien führen. Eisenerz wird immer mehr zu einer Region im Abseits, die für manche Parteien nur dann interessant ist, wenn man in der Öffentlichkeit Punkte sammeln kann“, sagt die Eisenerzer Stadträtin Anna Skender.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.