Zähe KV-Verhandlung

Sozialwirtschaft: „Auch ein Streik ist denkbar“

Steiermark
17.11.2023 13:02

Nicht nur bei den Kollektivvertragsverhandlungen der Metaller und im Handel knirscht es: Auch in der Sozialwirtschaft ist man noch auf keinen grünen Zweig gekommen. Steirische Betriebsräte schließen Kampfmaßnahmen nicht aus - bis hin zum Warnstreik.

Dass diese Woche in vielen großen Industriebetrieben die Arbeit für einige Stunden niederlegt wurde, hat die Unternehmerseite - zumindest nach außen hin - gelassen zur Kenntnis genommen. Tenor: Angesichts der schwächelnden Wirtschaft und mauen Auftragslage sei der kurze Streik verkraftbar.

Nun, in der Sozialwirtschaft (dazu zählen etwa Pflegeeinrichtungen, Behinderten-, Kinder- und Jugendhilfe) ist die Arbeit nicht konjunkturabhängig, sondern immer essenziell für die Gesellschaft. „Wir schauen, dass die Leute gut versorgt sind“, sagt Beatrix Eiletz, Betriebsratsvorsitzende bei der Volkshilfe und führend bei den Lohnverhandlungen. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen aber nicht selbst armutsgefährdet sein.“

Arbeitgeber bieten 8,8 Prozent
Das Angebot der Arbeitgeber lag in den ersten beiden Verhandlungsrunden bei 8,8 Prozent, was in etwa die Inflation der vergangenen zwölf Monate abdecken würde. „Keine schlechte Verhandlungsbasis“, gibt auch Patrick Jauk, Betriebsratschef bei Lebensgroß, zu.

Aber für die Gewerkschaft ist das Angebot dennoch zu niedrig, denn in der Branche verdient man fast ein Viertel weniger als im österreichischen Durchschnitt, die Teilzeitquote ist hoch. „Bei mir melden sich laufend Mitarbeiterinnen, die finanzielle Unterstützung benötigen, weil die Miet- oder Heizkosten so hoch sind“, erzählt Eiletz. Die Forderung der Arbeitnehmer daher: plus 15 Prozent bzw. zumindest 400 Euro mehr.

Sie verweisen auch auf die schwierigen Rahmenbedingungen: Der Personalmangel in allen Bereichen - und damit die Arbeitsbelastung der verbleibenden Belegschaft - nehme zu. „Es wird fast immer nur geredet, wie man neues Personal bekommt, selten darüber, wie man das bestehende hält“, ärgert sich Jauk.

Wünsch der Gewerkschaft „nicht finanzierbar“
Die Arbeitgeberseite hält dagegen, dass die Branche in den vergangenen Jahren einen überdurchschnittlichen Personalzuwachs hatte. Walter Marschitz, Geschäftsführer der Sozialwirtschaft Österreich, betont, dass „alles in einem realistischen Rahmen bleiben muss.“ Ein 15-Prozent-Plus sei für die mehrheitlich gemeinnützigen Arbeitgeber nicht finanzierbar. Von den Fördergebern (sprich: die öffentliche Hand) gebe es keine Signale, dass sie mehr als die Inflation abgelten würden.

Auch Streiks sind denkbar
Die Gewerkschaft macht dennoch mobil: Am Freitag trafen sich steirische Betriebsräte in Graz, am Montag gibt es eine große Konferenz in Wien, wo man sich auf die dritte Verhandlungsrunde am 27. November einschwört. Gibt es auch dort kein befriedigendes Angebot der Arbeitgeber, werden wohl Kampfmaßnahmen ergriffen. „Von Betriebsversammlungen bis Streiks ist alles denkbar“, so Eiletz. 

Doch noch gibt man die Hoffnung auf eine Einigung nicht auf. „Ich bin optimistisch, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen wurde“, sagt etwa Günter Holzer von Jugend am Werk.

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