Hochwasser in Tirol

Entspannung, aber: „Es ist noch nicht vorbei!“

Tirol
28.08.2023 18:29

Zivilschutzwarnungen für die Stadt Schwaz und die Gemeinde Kramsach, das Ötztal ist derzeit über den Straßenweg nicht erreichbar: Die Hochwasser-Situation in Tirol ist nach wie vor prekär, auch wenn es da und dort bereits wieder eine Entspannung gibt. Der Leiter des Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement des Landes warnt aber: „Es ist noch nicht vorbei!“

Aufgrund der steigenden Pegelstände am Inn und der kritischen Situation im Bereich der Steinbrücke (mögliche Verklausungen können zu Überflutungen im Innenstadtbereich führen) wurde am Montagnachmittag vonseiten der Gemeinde-Einsatzleitung der Stadt Schwaz eine Zivilschutzwarnung ausgelöst. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, in den hauptbetroffenen Gebieten in ihren Häusern zu bleiben.

Gleiches gilt mittlerweile für die Gemeinde Kramsach. Betroffen sind vor allem die Ortsteile Badl und Voldöpp sowie das Zentrum.

Ötztal auf Straßenweg nicht erreichbar
Tausende Einsatzkräfte von der Feuerwehr stehen seit den Morgenstunden in Tirol im Hochwassereinsatz. Besonders prekär ist die Lage nach wie vor im Ötztal: Das Tal ist nach den Überschwemmungen und entstandenen Schäden an der Ötztal Straße bis auf Weiteres auf dem Straßenweg nicht erreichbar, die Talbewohner und Urlaubsgäste sind vorübergehend eingesperrt.

Die Dauer der Sperre ist laut Elmar Rizzoli, Leiter des Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement des Landes, noch unklar, für die kommende Nacht ist man bemüht, einen nachtflugtauglichen Notarzthubschrauber zu organisieren. Grundsätzlich sei die medizinische Versorgung aber gewährleistet, kurzfristige Engpässe bei Lebensmitteln seien nicht zu erwarten.

Sollte die Sperre länger andauern, müsste die Versorgung dann aus der Luft erfolgen. Die Ötztal Straße wurde im Bereich zwischen Umhausen und Längenfeld auf Höhe von Köfels weggerissen, es gab zudem etliche Unterspülungen.

30 Häuser mussten evakuiert werden
Zudem wurden im Ötztal in Tumpen (Ortsteil Ried) 30 Haushalte mit rund 70 Personen evakuiert. Sie wurden im örtlichen Vereins- und Feuerwehrhaus untergebracht. Im bekannten Wintersportort Sölden im hinteren Ötztal wurden vorsorglich alle Brücken gesperrt.

Auch in Jerzens wurden drei Häuser evakuiert. Im Pitztal kam zu Versorgungsunterbrechungen.

Brennerbahnstrecke nach Murenabgang gesperrt
Nach einem Murenabgang auf die Brennerbahnstrecke zwischen Gries am Brenner und Brenner musste die Zugverbindung gesperrt werden. Vonseiten der ÖBB wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Auch die Rollende Landstraße (RoLa) ist betroffen und derzeit eingestellt. Um den Warenverkehr weiterhin zu gewährleisten, wurde vonseiten der Behörde das sektorale Fahrverbot vorübergehend aufgehoben. Die Sperre dauert voraussichtlich bis Dienstagabend an.

Weiters wurde nach einem Murenabgang in Matrei am Brenner im Bereich Matreiwald die B182 Brennerstraße gesperrt. Unter anderem auch im Zillertal mussten teilweise Straßen gesperrt werden.

Alarmstufe Rot galt auch in Innsbruck
Montagfrüh entschied zudem die Feuerwehreinsatzleitung bei der Innsbrucker Berufsfeuerwehr den Mobilen Hochwasserschutz im Bereich der Sill zu aktivieren. Der Fuß- und Radweg vom Rapoldipark bis zur Pradler Brücke wurde gesperrt. Die Brücken und Wildbäche werden von der Feuerwehr kontrolliert.

Zudem wurde in Innsbruck der Sonderalarmplan Inn aktiviert, nachdem die Pegelstände am Oberlauf des Inns am frühen Montagnachmittag den Wert eines 100-jährlichen Hochwassers erreicht hatten.

Lage entspannt sich, „es ist aber noch nicht vorbei!“
Man könne von einer „Entspannung“ sprechen. Vor allem im Westen Tirols seien sinkende Pegelstände vermeldet worden, meinte Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Nachmittag im Innsbrucker Landhaus. Das Schlechtwetter bzw. starken Regenfälle würden offenbar schneller „in Richtung Salzburg“ abziehen als ursprünglich angenommen.

Aktuell habe der Starkregen großteils aufgehört. Die Verantwortlichen rechneten mit geringeren Niederschlägen für den Rest des Tages, detto in der Nacht auf Dienstag. Man müsse aber weiter vorsichtig sein.

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Wir befinden uns vor allem östlich von Innsbruck nach wie vor in einer sehr dynamischen Situation. Die Pegelstände am Inn steigen dort weiter an.

Elmar Rizzoli (Bild: Daniel Liebl/zeitungsfoto.at)

Elmar Rizzoli, Leiter des Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement

„Es ist noch nicht vorbei“, warnte indes Elmar Rizzoli vom Zentrum für Krisen- und Katastrophenmanagement des Landes am späten Nachmittag. Insbesondere mit Blick auf die Pegelstände des Inns im Tiroler Unterland zwischen Hall und Kufstein. „Dort steigt der Pegel am Inn weiterhin an und der Hochwasserscheitel ist erst in den Abend- und Nachtstunden zu erwarten.“

Landeseinsatzleitung aktiviert
Um eine landesweite bestmögliche Koordination zu gewährleisten, war vonseiten des Landes die Landeseinsatzleitung aktiviert worden. „Diese bleibt jedenfalls weiterhin aufrecht - die Situation ist gerade im Inntal zwischen Hall und Kufstein weiterhin eine kritische. Ich bitte auch die Bevölkerung nochmals eindringlich, alle Anweisungen der Behörden zu befolgen sowie die Einsatzkräfte nicht zu behindern. Auch Brücken und Fließgewässer sind immer noch gefährlich und unbedingt zu meiden“, betonte Sicherheitslandesrätin Astrid Mair.

Mehr als 400 Alarmierungen habe es seit Sonntagabend in Tirol gegeben. Rund 260 Einsätze wurden mit Stand Montag, früher Abend, noch abgearbeitet. Mehr als 4000 Feuerwehrmitglieder stehen bzw. standen im Einsatz.

Überschwemmungen auch in Salzburg
Auch in Salzburg werden im Laufe des Tages teils heftige Überschwemmungen und Muren erwartet. Besonders der Oberpinzgau ist betroffen. An der Salzach in Mittersill ist die Warngrenze bereits überschritten worden, nachdem die Salzach bereits in den frühen Morgenstunden weit über die Ufer getreten ist. Fußgänger- und Radwege mussten gesperrt werden.

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