Mit Leidenschaft führt Hubert Fink eine Schneiderei in Gratkorn. In seiner Freizeit macht er spektakuläre Funde in den Bergen.
Er ist ein echter, eingefleischter Trachten-Profi, der Hubert Fink. Seit hundert Jahren bereits befasst sich seine Familie mit steirischem „G’wandl“. „Ich selbst bin schon als Knirps immer in der Schneiderstube gesessen, hab die Stoffe gefühlt und die Nadel in der Hand gehalten“, denkt der 68-jährige Gratkorner gerne an Kindertage zurück. Für ihn war es gar keine Frage, dass er in die Fußstapfen von Papa und Opa, aber auch von Großmutter und Tante tritt.
Steirische Tracht hat Kunden in aller Welt
Und dann eigene Spuren zieht, denn seine Anzüge gehen mittlerweile in die Welt hinaus. „Ich habe Kunden in Italien, Deutschland, der Schweiz und England“, sagt er. 90 Prozent, so schätzt er, sind Stammklientel, aber es kommen auch ständig neue Kunden dazu. „Ein junger Mann hat sich jüngst bei mir zwei Teile machen lassen, bevor er nach London gezogen ist, um dort seine neue Stelle anzutreten. Und er hat mir gerade wieder gesagt, dass seine beiden Hosen immer von den Bankkollegen bewundert werden. Natürlich freut mich das.“
Denn der Schneiderkunst gehört Finks Herz. Ab 70, aber eher in Richtung 100 Stunden braucht er, bis ein Anzug fixfertig ist. Dafür ist dieser dann von bester Qualität, die Stoffe kommen aus England und Italien, „der Loden aber aus unserer schönen Heimat, zum Glück haben wir die Anbieter noch“. Der Anzug hält ein Leben lang, „das ist mein Anspruch an mich selbst“.
Hände sind wichtigstes Werkzeug
Seine Hände sind sein wichtigstes Werkzeug. Doch während der Herrenschneider sie für die Arbeit schont, schindet er sie für sein größtes Hobby: Steine. Und zwar nicht irgendwelche. Seine Fundstücke gehören zu den seltenen, großen, spektakulären, die man, wenn man lange und intensiv sucht, in den Bergen finden kann - und dann in Ausstellungen.
Den größten Bergkristall etwa, den man je in der Steiermark bergen konnte, hat Fink gefunden: 90 Kilo schwer ist er. Im Joanneum und im Naturhistorischen Museum sind seine Entdeckungen zu bewundern.
Rekordverdächtig
Und im salzburgerischen Rauris, denn dort ist ein Stein von ihm die Attraktion für die Fremdenverkehrswerbung. 240 Kilo schwer ist der Rauchquarz in dunklem Braun, den er gemeinsam mit einem Kollegen vor 35 Jahren scharfsichtig in der Nordwand des Sonnblicks erspäht hat, als er sich abgeseilt hat. „Er war in einem Hohlraum in einer Felskluft“, sagt Hubert Fink heute noch aufgeregt. „Und wir mussten uns sehr beeilen, bevor die Kunde die Runde machte.“
Binnen zwei Tagen wurde der Stein freigelegt und mittels Stahlseilen sowie Hubzug 120 Meter weiter nach oben zum Gletscher gebracht, von wo ihn eine Materialseilbahn ins Tal beförderte. Auf diesen Fund ist er heute noch stolz. Übertrumpft wurde das nur von einem noch größeren Schatz aus Rauris: „Ich habe dort meine Frau Elisabeth kennengelernt!“
Jeder Ort hat eigene Tracht
Hubert Fink ist seit vielen Jahren auch Trachtenberater des Landes, „eine ungemein vielfältige, herausfordernde Aufgabe“. An ihn wenden sich etwa Gemeinden, die eine Ortstracht möchten. Fink: „Da entwirft man dann nicht einfach irgendwas. Da muss man wissen: Was macht die Gemeinde aus? Was sind ihre Farben, was ist die Geschichte?“ Fink berät auch nur, wenn die Einheimischen dahinter stehen. 40 Trachten hat er schon mit Orten erarbeitet.
Oft orientiert am „Stutzfrackl“, den es schon zu Erzherzog Johanns Zeiten gab. „Von seinen Hofmalern wissen wir heute, wie die Trachten damals ausgesehen haben. Das ist der Grundstock unserer Tracht.“
„Gibt niemanden, der übernimmt“
Gern schneidert sie der Gratkorner im Team mit seinen beiden „wunderbaren Mitarbeiterinnen“. Doch nach ihm, sagt er schweren Herzens, wird Schluss sein. „Es gibt niemanden, der übernimmt.“ Doch so schnell wird das nicht der Fall sein: „Der Großvater ist 92 geworden, der Vater 87 - und beide saßen bis zuletzt an der Nähmaschine.“
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