Einmaliger Brauch

„Beim Eierkratzen kann ich herrlich entspannen“

Burgenland
25.03.2023 11:00

Die Tradition des Ostereierkratzens ist einzigartig in Österreich. Wilma Zieserl aus Stinatz ist eine wahre Meisterin darin. Die „Krone“ hat sie Zuhause besucht und ihr bei diesem speziellen Handwerk zugesehen. 

Jedes Jahr zwischen Aschermittwoch und Ostern hat Wilma Zieserl alle Hände voll zu tun. Die 60-jährige Hausfrau gehört nämlich zu den wenigen Frauen in ihrem Dorf, die noch die hohe Kunst des Eierkratzens beherrschen. Gut möglich, dass das kroatische Kulturgut eines Tages auch UNESCO-Weltkulturerbe wird so wie bereits die „Stinatzer Hochzeit“.

Das aus Kroatien stammende Kulturgut des Eierkratzens etablierte sich hierzulande Mitte des 19. Jahrhunderts - und zwar nur in Stinatz, wo sie bis heute gepflegt wird. Verschenkt wurden die farbenprächtigen Raritäten ursprünglich nur von Paten an Tauf- und Erstkommunionskinder sowie an Firmlinge. Gab es einen Trauerfall in einer Familie, erhielten die Kinder ein schwarzes Osterei. Alle Eier waren damals gekocht, heute werden rohe verwendet.

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Mit dem Kratzen habe ich vor über 40 Jahren begonnen, als ich geheiratet habe. Erste Versuche wagte ich schon als Kind, als ich meiner Mutter über die Schulter schaute.

Eierkratzerin Wilma Zieserl

Friede, Freude, Eierkuchen!
„Man braucht viel Geschick, damit die Eier nicht zerbrechen“, sagt Zieserl und stanzt mit einem kleinen Bohrer winzige Löcher in die Enden eines weißen Eis. Dann saugt sie mit einer Eierpumpe so lange daran, bis ein dicker Pfropfen aus dem kalkigen Gehäuse quillt.

„Weggeschmissen wird nix! Die Dotter und das Eiweiß verschenke ich an Nachbarn und Verwandte, die damit einen Schmarren oder Biskuitrouladen backen“, erklärt sie und löst in Töpfen mit kochend heißem Wasser mehrere Eierfarben auf. Schnell noch einen Schuss Essig und eine Prise Salz dazu und schon dürfen die Eier ein Bad nehmen.

Große Nachfrage
Nicht nur Hühner-, sondern auch Gänse-, Enten- und Straußeneier eignen sich für das Färben und Kratzen. Letztere sind aufgrund des höheren Arbeitsaufwands die teuersten in ihrem Sortiment. Wie lange sie pro Ei braucht, hängt vom Muster ab.

„Neben Herzen, Lebensbäumen, Rosen und Palmkätzchen graviere ich mit meinem Stahlmesser auch beliebige Ornamente und Namen in die Schalen“, sagt Zieserl, die pro Saison Dutzende Eier verziert. „Oft sitze ich bis in die Nacht in der Küche und kratze selig vor mich hin. Diese Tätigkeit ist unheimlich meditativ.“

Die Nachfrage nach ihren Unikaten ist groß. Deshalb kann man die verzierten Raritäten schon jetzt für nächstes Jahr vorbestellen. Voranmeldungen sind telefonisch unter der Nummer 0664/6583350 oder via Mail unter wilma.zieserl@gmx.at möglich.

Christian Schulter
Christian Schulter
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