Frauen an die Macht

Gut genug für Traumjob? „Probiert’s es einfach!“

Oberösterreich
07.03.2023 17:00

Frauen neigen dazu, tief zu stapeln und sich Führungspositionen nicht zuzutrauen. „Keine falsche Bescheidenheit!“, ermutigt Poloplast-CEO Alice Godderidge und verrät, wie es ist, an der Spitze eines Unternehmens zu stehen. 

Daran, dass es so viel mehr Männer in Chefetagen gibt, sind oft Strukturen schuld, die es Frauen erschweren, im Beruf weiterzukommen. Es liegt aber auch daran, dass sich viele selbst zu wenig zutrauen! Es braucht Mut, sich etwa für den Traumjob zu bewerben oder eine Beförderung einzufordern. Aber allzu oft kommt schon beim Durchsehen der Jobanzeigen die innere Kritikerin durch. „Wer die Chance nicht ergreift, wird sich immer fragen, ob er vielleicht etwas verpasst hat. Meine Bitte an alle Frauen, die gerade zögern, ist: Probiert’s es einfach! Fehler sind erlaubt, scheitern ist erlaubt“, sagt Alice Godderidge anlässlich des Weltfrauentags am 8. März.

„Was macht mir Spaß?“
Die studierte Kunststofftechnikerin ist seit 2021 CEO des Rohrherstellers Poloplast in Leonding. „Man überlegt sich natürlich gut, ob man ein Jobangebot annimmt. Zweifel an meinen Fähigkeiten hatte ich aber nie - da bin ich ein statistischer Ausreißer. Ich bin jetzt 50 und weiß sehr genau, was ich kann, was ich möchte - und was nicht“, so die gebürtige Braunauerin, die sich selbst als „maximal leistungsorientiert“ bezeichnet. „Die wichtigste Frage, die ich mir immer stelle, ist: Was macht mir Spaß? Karriere und Erfolg sind undenkbar ohne Spaß. Man verbringt so viel Zeit im Beruf.“

Neben der Freude an der Arbeit sei aber auch die Bereitschaft, persönlichen Einsatz zu bringen, ein Mittel zum Erfolg. „Ohne geht‘s nicht, wenn man ganz nach oben möchte. Bei allem Verständnis für Work-Life-Balance.“

Abschalten fällt oft schwer
Als Plus, an der Spitze eines Unternehmens zu stehen, nennt Godderidge die Gestaltungsmöglichkeiten. Herausfordernd sei hingegen die große Verantwortung. Ihr erster Gedanke am Morgen gelte der Firma, Abschalten falle auch nach Feierabend schwer. „Aber da ich meinen Beruf als Berufung und nicht als Belastung sehe und für mich immer das Ergebnis zählt, bin ich dazu gerne bereit“, so die 50-Jährige, die am Wochenende ihre Akkus beim Laufen und im Kreise der Familie auflädt. 

Zitat Icon

Karriere mit Kind? Beides geht. Es hängt vieles vom sozialen Netzwerk und einem familienfreundlichen Arbeitsumfeld ab.

Alice Godderidge

Wenn Kollegen "noch nicht in der Neuzeit angekommen sind
Damit, sich als Frau in einer männerdominierten Branche durchzusetzen, hatte Godderidge nie Probleme. „Irgendwo in der Mitte meiner Karriere gab es schon Kollegen, die noch nicht in der Neuzeit angekommen und überfordert waren, dass plötzlich eine Frau mitmischt. Aber davon habe ich mich nie beeindrucken lassen. Im übrigen würde ich jedem Menschen in Führungsposition und ganz besonders Frauen einen Mentor raten, der ihnen unterstützend zur Seite steht.“

Ob eine Entscheidung für die Karriere automatisch eine gegen Kinder ist? „Das sehe ich nicht so. Die Generation, die sich jetzt auf die Führung vorbereitet, ist da schon ganz anders eingestellt. Da sind auch die Väter zunehmend bereit, Familienaufgaben zu übernehmen. Es hängt vieles vom privaten Netzwerk und einem familienfreundlichen Arbeitsumfeld ab.“

Von Müttern können sich Männer eine Scheibe abschneiden“
Godderidge findet es „schockierend“, wie wenige Frauen es in Österreich nach wie vor in Führungspositionen gibt. „Ich bin überzeugt, dass Unternehmen die besten Ergebnisse erzielen, wenn sie diverse Teams haben. Ältere, junge, neue und langjährige Mitarbeiter, Männer wie Frauen. Unternehmen schaden sich selbst, wenn sie einseitig besetzt sind. Kolleginnen mit Kindern etwa habe ich als besonders ehrgeizig und zu tausend Prozent verlässlich erlebt. Da kann sich jeder männliche Kollege eine Scheibe abschneiden.“

Gelassen ins Vorstellungsgespräch: Tipps vom Businesscoach
„In Jobanzeigen wird meist nach der eierlegenden Wollmilchsau gesucht“, weiß Gisela Obermayr, Arbeits- und Organisationspsychologin in Linz. „Es ist nicht notwendig, alle Kriterien zu hundert Prozent zu erfüllen. Bewerben Sie sich!“, ermutigt Obermayr. „Und bleiben Sie beim Bewerbungsgespräch entspannt, denn: Egal, was rauskommt, Sie haben schon gewonnen, weil Sie sich etwas zutrauen. Schlimmstenfalls sind Sie eine Erfahrung reicher.“

Wenn man im Job nicht weiterkommt, hat das laut Obermayr viel mit einem selbst zu tun. „Fragen Sie sich: Was will ich im Leben? Wann will ich was und wie viel davon?“ Sind die Ziele einmal definiert, soll frau sich ihrer Stärken bewusst werden. „Was zeichnet mich aus? Was kann ich gut, was habe ich schon als Kind gerne gemacht? Was habe ich beruflich wie privat schon erreicht?“ Das schaffe Selbstvertrauen.

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