Nach Todesschüssen

Steirischer Polizist steht vor Untersuchungshaft

Chronik
01.03.2023 10:43

Der 46-jährige steirische Polizist, der am Montag auf seinem Posten in Trieben seinen Chef mutmaßlich mit drei Schüssen getötet hatte, dürfte wohl noch am Mittwoch in Untersuchungshaft kommen. Die Polizei prüft derweil Hinweise auf früheres Fehlverhalten des Schützen. Er galt ja in der Bevölkerung als „tickende Zeitbombe“.

Bereits am Dienstagabend war der 46-Jährige ins Justizzentrum Leoben überstellt worden. Bei den Befragungen lichtete sich auch das mögliche Motiv: Der Kommandant hatte ihn wegen einer angeblichen Dienstpflichtverletzung zur Rede gestellt. Danach fielen die Schüsse, sagte Thomas Mühlbacher, Leiter der Staatsanwaltschaft Leoben.

„Ruhige Aussprache“
„Es war kein echter Streit, sondern eine ruhige Aussprache“, schilderte Mühlbacher im APA-Gespräch. Es ging um eine mögliche Dienstpflichtverletzung, wegen der der 59-jährige Kommandant seinen rangniedrigeren Kollegen vernehmen musste. „Eine Amtshandlung soll nicht protokolliert worden sein“, bestätigte Mühlbacher.  Das Gespräch sei ruhig geblieben, dann sei der 46-Jährige hinaus und wenig später mit seiner Dienstwaffe zurück in den Raum des Kommandanten gekommen.

Der Polizist hatte seinen Vorgesetzten dann noch gefragt, ob man das nicht anders regeln könne. „Als die Antwort ‘Nein‘ war, hat er geschossen“, so Mühlbacher. „Es war also eine Zäsur zwischen Gespräch und Schüssen“, betonte der Staatsanwaltschaftsleiter. Von einem anwesenden Kollegen ließ sich der 46-Jährige dann widerstandslos festnehmen, wobei er noch sinngemäß gesagt haben soll: „Ich habe den Chef erschossen.“

Gutachten soll Aufschlüsse geben
Ein psychiatrisches Gutachten soll Aufschlüsse darüber geben, „was in dem Moment in dem Mann vorging“, so Mühlbacher weiter. Über mögliche vorherige Auffälligkeiten des Verdächtigen liegt bei der Staatsanwaltschaft bisher nichts vor. „Ich gehe aber davon aus, dass solche, falls es diese gibt, bei den Ermittlungen dann übergeben werden.“

Laut „Krone“-Infos soll der Polizist „manisch-depressiv“ gewesen sein und auch Suizidgedanken geäußert haben. Das soll auch den Dienstbehörden gemeldet worden sein. Auch von möglichen Entgleisungen bei Amtshandlungen ist die Rede.

Dazu nahm am Mittwoch Landespolizeidirektor Gerald Ortner Stellung: „Der Dienstbehörde sind keine disziplinären Beanstandungen bekannt. In seinen 22 Jahren Dienst hat er (der Todesschütze, Anm.) auch kein Verhalten gesetzt, dass Anlass für disziplinäre Maßnahmen gegeben hätte. Es lagen keinerlei Hinweise vor, die die Exekutivdiensttauglichkeit in Frage gestellt hätten.“

Bestätigt wird eine Beschwerde im Jahr 2022 wegen einer Amtshandlung nach den Covid-Bestimmungen. Im Februar des heurigen Jahres gab es dann Erhebungen seines Vorgesetzten zum Verdacht des Amtsdelikts.

Überprüfung wird einige Zeit dauern
Die Berichte über Fehlverhalten des 46-jährigen Polizisten, der seit dem 1. Dezember 2000 im Exekutivdienst ist, werden aber ernst genommen, verspricht Ortner: „Auch wenn aus den bisherigen internen Akteninhalten keine Unzulänglichkeiten ersichtlich sind, wurde von mir eine interne Überprüfung sämtlicher Vorwürfe aus der Bevölkerung und dem Kollegenkreis beauftragt, um diese lückenlos und transparent aufzuklären. Diese wird jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen.“

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