Eigenes Label, neue Musik, neues Selbstverständnis - Ina Regen startet dieser Tage mit ihrem dritten Studioalbum „Fast wie Radlfahrn“ durch und beweist einmal mehr, dass Unterhaltung nicht ohne den Terminus Haltung einhergeht. Ein Gespräch über klimarettende Jugendliche, die Gräuel der NS-Zeit, feministische Selbstbilder und die Vorbildrolle als politische denkende Musikerin und Frau.
„Krone“: Ina, du hast dein neues Album „Fast wie Radlfahrn“ genannt. Das Radfahren verlernt man bekanntlich nicht - geht es dir so mit der Musik?
Ina Regen: Ja und nein. Mein kreatives Schaffen und das Entstehen lassen aus dem Nichts ist schon oft sehr angstbehaftet. Es gibt viele Selbstzweifel und ich hinterfrage, ob ich gut genug bin und überhaupt etwas zu sagen habe. Seit meinem Auftauchen in der Öffentlichkeit habe ich große Änderungen erlebt und bin auf dem Weg auch ein paar Mal verloren gegangen. Mit dem dritten Album habe ich jetzt aber einen großen Teil meiner Selbstverständlichkeit von mir als Mensch, Frau und Künstlerin wiedergefunden. Ich fühlte mich etwas gefestigter in diesem Achterbahnleben. (lacht) Ich habe jetzt ein eigenes Label und viele Strukturen verändert. Es waren mutige Schritte, bei denen viel hätte schiefgehen können, aber es ging alles sehr gut und das Album ist genau so, wie ich es mir gewünscht habe. Frei nach dem Motto: „Jetzt hast du dir so viele Sorgen gemacht, aber alles ging gut.“
Man kann nicht behaupten, dass du nichts zu sagen hättest. Du trittst auch im politischen, feministischen und sozialen Bereich immer wieder stark in Szene.
Von meinem zweiten Album „Rot“ 2021 bis jetzt ist meine Stimme in der Öffentlichkeit sicher lauter geworden. Das war einerseits bedingt durch „Starmania“, aber sicher auch durch mein Charity-Konzert zum Weltfrauentag im Wiener Konzerthaus anlässlich des Ukraine-Konflikts. Mir wurde eine andere Dimension meines Gehörtwerdens klar und damit überlege ich auch genauer, was ich zu sagen habe. Es ist mein drittes Album und es gibt schon eine Vielzahl an Themen, die ich bereits behandelt habe. Man fragt sich natürlich, was gerade wichtig ist und gesagt gehört. Das meine ich im Kleinen als eigener Mensch, aber auch im Größeren, mit der Frage, wo stehen wir im Zeitgeist?
Achtest du dennoch darauf, dass du im Streben nach dem Zeitgeist nicht zu tagespolitisch wirst?
Natürlich. Wir reden immer noch von Popkultur und vom Mainstream und auch dort ist es eine Gratwanderung, wie viele Krisen wir in unserer Freizeit in der Musik hören wollen. Ich will nicht jeden Abend auf der Bühne die großen Predigten halten und die Leute haben es sich verdient, auch einmal abschalten zu können. Es geht um die richtige Mischung. Mein persönlicher Eindruck ist, dass mir das mit „Fast wie Radlfahrn“ gut gelungen ist. Ich bin weder das nette Mädel am Klavier, noch die Hobbypsychologin, die jetzt versucht der Gesellschaft den Zeitgeist zu übersetzen. Ich lasse die Menschen in meine Gefühlswelt schauen. Die reicht von superbanal in „Na geh“ bis zu extrem persönlich in „Walzer“. Ich will ehrlich und aufrichtig sein. Das ist meine Wahrnehmung vom Leben.
Auf dem Album gibt es von allem etwas mehr. Mehr Uptempo-Momente, die fröhlich strahlen, aber auch mehr tiefgründigere, schwerere Songs. War diese Vermischung ein bewusster Vorsatz?
Ich wusste, wie das Album ausschauen und welchen optischen Eindruck es vermitteln soll. Es sollte visuell und akustisch sehr bunt sein und ich wollte sehr viel Leichtigkeit und Euphorie verpacken. Aus der Euphorie entstand dann der erste Song „Mädl am Klavier“ und war gleich mal ganz anders. (lacht) Mir war der Song aber wichtig, weil er mich in meiner Essenz als Mensch und Künstlerin getroffen hat. Dann ging es weiter mit den Partysongs wie „Na geh“, „A Weg zu mir“ und „Kaffee & Chardonnay“ - die Songs entstanden alle innerhalb von fünf Wochen. Erst am Ende habe ich gespürt, dass es mehr Balance braucht und das Album nicht jede Pore meines Optimismus ausstrahlen muss. Am Ende des Tages muss ich ein bisschen melancholisch und mahnend sein. Dementsprechend kamen „Unwahrscheinlichkeit“ und „Granit“ eher am Schluss dazu - damit war das Album rund und es gab die Metaebenen-Betrachtungen von uns Menschen als kurzer Wimpernschlag der Geschichte.
Musst du dir den Optimismus manchmal hart erarbeiten, wenn du dir die reale Welt so anschaust?
(lacht) Wenn auf der Welt Schlimmes passiert, versucht mein Kopf in Komplizenschaft mit meinem Herz immer das Gute suchen zu wollen. Ich ermahne mich dann eher dazu, dass etwas auch Scheiße sein darf und ich das zugeben darf. Ich habe schon das Gefühl, dass Hoffnung, Versöhnendes und Sinnstiftendes ganz tief in meiner DNA verankert sind. Dagegen kann ich mich nur schwer wehren und das finde ich gut. Ich habe den Künstlernamen Ina Regen auch gewählt, um mich selbst zu mahnen, in meiner Zuversicht nicht zu schnell zu sein.
Im Song „Granit“ gibt es die Textzeile „zeig‘ mir, wem der Heldenplatz gehört“. Spielt das auf das Ukraine-Benefizkonzert 2021 an oder auf die Nazizeit, als Hitler vom Balkon predigte? Ist der Heldenplatz für dich ein Sinnbild für Gemeinschaft?
Er hat eine gewisse Ambivalenz. Er hat, wie du richtig sagst, eine sehr arge Geschichte, die von den größten Gräueln der NS-Zeit bis zur Heldentat des Ukraine-Benefizkonzerts reicht. Der Song entstand ein paar Tage nach dem Ukraine-Konzert, weil ich selbst auch in dieser Ambivalenz lebe. Wir mahnen oft in so starren Bildern, die Hunderte Jahre alte Ideale sind und gleichzeitig ist das, wofür ich stehe, ein viel weicheres und diverseres Menschenbild. Diversität geht oft nicht zusammen mit diesen starren Vorstellungen. Es geht natürlich auch um die „Black Lives Matter“-Bewegung, die in den USA und in England stattfand. Es wurden Statuen vom Sockel gestoßen und das hat große Diskussionen angeregt. Diese patriarchalen Monumente lassen die Rückseite der Geschichte gerne aus. Diese Ambivalenz wollte ich in den Song reinholen.
Ich hätte auch einen persönlichen Touch herausgehört, in dem du dir selbst gerne mehr Weichheit attestieren würdest und dagegen ankämpfst, mit dir selbst zu hart ins Gericht zu gehen.
2021 gab es zwei große Ukraine-Events innerhalb von einer Woche im Happel-Stadion und am Heldenplatz. Danach habe ich wieder anders auf die Musikindustrie geschaut. Hinter den Kulissen war eine Festivalstimmung und natürlich spürte ich eine Art von Konkurrenzkampf. Als Künstlerin und Frau und dementsprechend auch Minderheit habe ich überlegt, ob ich auch groß daherreden muss, oder ob meine Musik für sich sprechen würde. Diese Gedanken haben mich sehr aufgewühlt. Wir alle waren natürlich wegen des Krieges in Europa dort und mich haben so viele Energien gleichzeitig aufgewühlt. Wie klar kann man sich als Pazifistin äußern? Pazifismus ist die einzige Antwort, die es gibt, aber die anderen sind mit ihren Waffen trotzdem stärker.
Pazifismus funktioniert auch nur, wenn man nicht angegriffen wird.
Ganz genau. Bis zu welcher Grenze kann ich meine eigenen moralischen Ansprüche verteidigen und leben, wenn es hart auf hart kommt? Ich habe auch Phasen, wo ich merke, mich regiert ein angelerntes Muster, das ich gesellschaftlich übernommen habe und wodurch ich den Anschluss an mich selbst verliere. Da bin ich dann härter und strenger, als ich es gerne wäre. Das Musikbusiness ist ein Ort, wo man manchmal sehr schnell sehr große Entscheidungen treffen muss. Als Frau hadere ich dann mit meinen eigenen Emotionen. Ich muss das Gehirn vom Herzen trennen, weil man es ohnehin nicht allen recht machen kann.
Es schien nicht nur lange unwahrscheinlich, dass wir einen Krieg in Europa haben, es wirkt auch unwahrscheinlich - um auf deinen Song „Unwahrscheinlichkeit“ zu kommen - wie wir Menschen mit der Welt umgehen.
Ich glaube stark daran, dass Kunst die Verantwortung hat, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten und unbequem zu sein. Das gilt auch für mich selbst beim Erarbeiten oder Erschaffen. „Unwahrscheinlichkeit“ entstand direkt am Tag nach einem anderen großen Projekt. Ich schrieb 2022 die Musik für den Film „Ode an das Erinnern“. Es geht darum, die Gräuel des Holocaust den nachfolgenden Generationen so nahezubringen, dass sie mit uns darin übereinstimmen, dass wir nie mehr an diesen Punkt von Ideologien gehen dürfen - das ist nur leider nicht gesichert. Ich habe mich sehr lange mit unserer eigenen Geschichte auseinandergesetzt. Ich war in Auschwitz und habe mir die Führung dort angesehen. Als ich das Lied geschrieben habe, auf das ich sehr stolz bin, haben wir beim Frühstück noch weitergeredet. Wie arg ist es eigentlich, dass es uns als Menschen gibt? Was muss alles zusammenspielen, dass wir jetzt trotzdem so dasitzen und miteinander reden? Es ist einfach ein großes Geschenk und ein Wunder. Das blenden wir zu 99,9 Prozent unserer Lebenszeit aus. Leben wir aber weiter wie momentan, beenden wir mutwillig dieses Wunder und stellen uns an die Wand. Künstlerinnen haben da nicht nur in Richtung Politik, sondern auch der Bevölkerung gegenüber eine Stimme und dienen als Übersetzungsprozess.
Thema Hirn und Herz - ich habe das Gefühl, dass dir das Wort Haltung in Unterhaltung besonders wichtig ist und du nicht gerne herumlavierst, sondern Dinge klar beim Namen nennst.
Diese Entwicklung habe ich mit meinem zweiten Album begonnen und jetzt konsequent weitergeführt. Eben, dass Haltung in Unterhaltung ganz großgeschrieben ist. Ich will meinen Kindern und allen anderen nachkommenden Generationen sagen können, dass ich alles in meiner Macht Stehende gemacht habe, um mich klar auszudrücken. Dazu gehört, dass ich Worte zu all den Dingen finde, die uns gerade passieren. Es gibt solche, die sich mit aller Kraft dagegenstellen und das ist auch okay, aber als Künstlerin will ich eine Stimme haben, die nicht nur schön dahinträllert, sondern auch das sagt, was für mich von Bedeutung ist. Das dritte Album ist jetzt musikalisch leichter, aber in den Botschaften mindestens genauso tiefgründig wie „Rot“. Ich fürchte mich extrem vor dem Seicht sein. Das behagt mir gar nicht. (lacht) Ich kann besser mit der Kritik leben, ich wäre manchmal zu mahnend und erziehend, als ich wäre belanglos und hätte keine Haltung.
Ich finde nicht, dass du mit dem Zeigefinger wedelst. Du gibst deine Haltung und Meinung kund und machst das sehr offen und direkt.
Ich habe eigentlich das Gefühl, dass ich gerade bei einem Song wie „Unwahrscheinlichkeit“ eine Betrachtung freigebe. Die Betrachtung, dass Millionäre auf den Mond und Mars fliegen wollen, während in Afrika alle drei Sekunden ein Kind stirbt, ist die Wahrheit. Das können wir in Relation setzen oder nicht, aber beides findet gleichzeitig auf diesem Wunderplaneten statt. Ich wünsche mir, dass mein Leben in irgendeiner Form einen Sinn und einen Wert hat. Wenn jemand meint, das wäre hochgegriffen und sich daran stört, hat er trotzdem einen Moment darüber nachgedacht. Ich habe gelernt und erfahren, dass diejenigen, die zu meinen Konzerten kommen, sich dieselben Gedanken machen und dankbar sind, dass sie jemand zum Ausdruck bringt. Das ist meine Verantwortung.
„Kaffee & Chardonnay“ ist auch interessant. Den Song hast du mit deiner guten Freundin Flinte geschrieben und er zählt Gegensätze auf. 15. Wiener Bezirk gegen Kreuzberg in Berlin, Kaffee gegen Chardonnay, Dialekt gegen Hochdeutsch - ist das eine Ode an den Diskurs und das Miteinander?
Unbedingt. Es geht darum, sich nicht in Klischees und Vorurteilen einzumauern, sondern die Menschen und die Schönheit hinter allem zu sehen. Es gibt offensichtlich passendere Kombinationen als die rotzige Flinte und die melancholische Ina Regen, aber gerade durch die Verschiedenartigkeit kriegt der Song einen besonderen Zauber. Wir sprechen das auch im Song an, dass wir „so wunderschön verschieden“ sind. Man kann das feiern und immer einen Schritt aufeinander zugehen - egal, wie vermeintlich groß der Abstand zwischen Haltungen und Positionen ist.
Dafür braucht man Toleranz, Respekt und Akzeptanz. Alles Dinge, die in der virtuellen Welt und auf Social-Media-Plattformen zunehmend verloren gehen.
Ich habe überhaupt das Gefühl, dass wir so viele Problemherde gleichzeitig auf Arten, die uns nicht vertraut sind, lösen wollen - sprich: Social Media. Wir haben uns dort noch nicht so ein gutes Regelwerk erarbeitet, wie in anderen Umgangsformen. Ich vermisse in unserer Zeit einen empathischen Umgang mit anderen Lebensrealitäten. Dass man nicht sofort alles ablehnt oder gleich mit dem Finger auf die falsche Position zeigt, um sich selbst größer zu fühlen. Man sollte zumindest im Kopf für ein paar Augenblicke den Perspektivenwechsel probieren, weil ich nicht glaube, dass Menschen zu 100 Prozent gut oder schlecht sind. Wir alle haben Dualitäten in uns, die wir anerkennen müssen. Dann können wir sie auch in jedem anderen anerkennen. Diese Widersprüchlichkeit halten wir gerade schwer aus und das zieht sich durch alle Diskussionen, Beziehungsformen und Krisenherde. Es gehört aber alles zum Leben dazu, dann ist man ein mündiger Erwachsener. Das Album möchte auch sagen, dass Erwachsensein ganz schön cool sein kann. (lacht)
Ist das Lied „Wenn i groß bin“ nicht dennoch eine Ode an das Erhalten der eigenen Kindlichkeit, Unschuld und Naivität?
Es ist ein Erinnern an die Energie, die Kinder haben. Sie lässt sich gut unter der Unterschrift Neugierde zusammenfassen. Man kann ein kindlicher Erwachsener sein, wenn man sich die Neugierde erhält. Das gilt aber auch für die Neugierde für andere Positionen und Haltungen. Dass man sich bewusst nicht dafür entscheidet zu glauben, man hätte alles über die Welt erfahren und seine Position ist richtig und alle anderen wären falsch. So wird man schnell alt. Da ist es egal, ob man Anfang 20 oder Ende 70 ist. Kind sein oder ein kindlicher Erwachsener zu sein passiert im Kopf. Teenager haben die Dringlichkeit in sich, die Welt verändern oder ihr ihren Stempel aufdrücken zu wollen. Sie setzen sich dafür ein, dass der Planet weiterexistieren kann und sie haben recht. Wir sollten uns die Dringlichkeit und Wertigkeit erhalten, dass unser Leben einen Unterschied machen kann. Im Kleinen, wie auch im Größeren.
Liegt es auch an der österreichischen Mentalität? Dass wir uns ein bisschen schwerer und behäbiger durch die Welt bewegen und es dadurch umso schwerer ist, Veränderungen einzuleiten und zu akzeptieren?
Eine gute Frage. Mein Papa würde vielleicht darauf sagen, dass es uns einfach viel zu gut geht. Es ist vielleicht ein bisschen was dran, dass es uns größtenteils sehr lange in unserem Leben sehr gut gegangen ist. Die letzten Jahre stellen uns aus unterschiedlichen Gründen vor große Herausforderungen. Pandemie, Krieg, Inflation und Klima. Dieses Gleichmütige, das die österreichische Seele hat, ist auch ein Grad der Überforderung. Ich befürchte manchmal auch eine Geringschätzung der eigenen Selbstwirksamkeit. Wir als kleines Österreich mit einer Geschichte, in der wir fast so etwas wie eine Europaherrschaft waren, glauben immer, wir könnten gar nichts ausrichten. Eine gewisse Sturheit und Dickschädeligkeit haben wir schon, aber die Einstellung, dass am Ende des Tages sowieso alles gut wird, die würde ich unter keinen Umständen tauschen wollen. Und die zeichnet uns auch sehr aus. Auch das grantige Wien mit dem bösen Humor, den man erst nach Jahren oder Jahrzehnten versteht, finde ich charmant und charismatisch. Manchmal wirkt es aber auch ranzig und ist unangenehm.
Was macht „Walzer“ zu deinem vielleicht intensivsten und persönlichsten Song?
Es führen immer viele Mikroerfahrungen zu einem größeren Gesamteindruck. In Interviews herrscht immer ein großes Interesse an meiner Privatwelt. Wie und wo habe ich Beziehungen oder wie es mit Kindern ausschaut. Oft prallt dann etwas Mitleidiges herein, wenn man als Frau in ihren 30ern noch Single ist. Es kommt abwertend rüber, weil ich meinen Deckel zum Topf noch nicht gefunden habe. Mir ist dann wichtig zu sagen, dass man zuallererst mit sich selbst eine gute Beziehung führen muss. Das habe ich mittlerweile gelernt und jede weitere Form von Beziehung ist eine schöne Kirsche obendrauf. Die Botschaft ist Selbstliebe. Die Beziehung, die ein ganzes Leben lang hält, ist die mit sich selbst. Wenn man seine Bedürfnisse kennt und sich selbst den Wert gibt, den man eben hat, dann kann man auch sonst anders ausstrahlen. Ich weiß genau, wie tief es in der weiblichen DNA sitzt, dass man sich eigentlich nicht um sich selbst kümmern und sorgen darf. Sich selbst auf Platz eins zu stellen. In dem Sinn ist das Lied gleichermaßen sehr privat als auch feministisch. Sei dir selbst wichtig, ernähre dich gut, sei gesund und pass gut auf dich auf. Und lass dir vor allem von niemandem einreden, dass du weniger wert bist, nur weil du vielleicht alleine lebst.
Hat deine Angst vor dem Seichten auch damit zu tun, dass du gerne aus dieser Society-Welt raus möchtest, die du gerade angeschnitten hast und die nicht immer vermeidbar ist?
Ich bin jetzt seit fünf Jahren im Rampenlicht und habe für mich auch besser verstanden, welche Art von Künstlerin ich sein möchte. Ich wünsche und stelle mir vor, dass ich noch zehn bis 20 weitere Alben mache und sich ein immer stärkerer roter Faden herausschält. Ich will in der Kultur und gesellschaftspolitisch eine Stimme sein und sehe mich langfristig nicht in der Richtung, dass ich mir Fragen über Botox stellen lasse oder Bikinifotos poste. Ich will mich als Frau auch so positionieren, wie ich glaube, was dieser Gesellschaft ein bisschen fehlt: Frauen, die man ernst nimmt und die man abseits von ihrer Äußerlichkeit für ihren Intellekt, ihre Gedanken und ihre Professionalität sieht und schätzt. Die Vorbilder, die es in der Öffentlichkeit gibt, nehmen langsam ab. Frauen ab 40 sind in Hollywoodfilmen oder Daily Soaps unterrepräsentiert. Man redet uns ein, dass man nur von 16 bis 30 relevant ist und dagegen wehre ich mich, so gut ich kann - ich bin mittlerweile selbst 38.
Damit nimmst du automatisch eine Vorbildrolle in deiner Funktion ein.
Wenn dem so ist, freue ich mich. Es ist eine große Verantwortung, der ich aber sicher gewachsen bin. Das entscheiden aber ohnehin andere und nicht ich. (lacht)
Auf Österreich-Tour
Ina Regen bringt ihr neues Album „Fast wie Radlfahrn“ und ihre großen Hits der Vergangenheit heuer natürlich auch oft auf die Bühne. Unter anderem kann man die Künstlerin am 27. März als Support von Charlie Winston beim Nachholkonzert im Wiener Metropol, am 21. April im Rathaussaal Telfs, am 22. April im Dornbirner Conrad Sohm, am 4. Mai im Grazer Orpheum, am 5. Mai im Klagenfurter Konzerthaus, am 25. Mai im VAZ St. Pölten oder am 30. Mai im Linzer Musiktheater sehen. Im Sommer folgen noch zahlreiche Festival- und Open-Air-Shows quer durchs Land. Unter www.inaregen.at finden Sie alle Termine und Karten für die Konzerthighlights.
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