Israels WM-Exoten

„Wir waren mehr in Österreich als überall sonst“

Ski WM
10.02.2023 10:54

Die ungarisch-israelische Familie Szöllös stellt bei der WM in Frankreich drei der letzten verbliebenen „Exoten“ im alpinen Skisport. Aufgewachsen sind Barnabas, Benjamin und deren Schwester Noa Szöllös aber in Österreich - vor allem im steirischen Murau und im Mostviertel: „Also eigentlich waren wir mehr in Österreich als überall sonst.“ Der hyperaktive Barnabas Szöllös nimmt sich bei der WM nur zwei freie Tage. Israel kennt der echte Allrounder vor allem vom Urlaub, „im Sommer fliegen wir sicher wieder mal runter“.

Mit seiner Langhaar-Frisur und dem in Blau, Grau und Weiß gehaltenen Israel-Rennanzug ist Barnabas Szöllös in Courchevel ohnehin eine unverwechselbare Gestalt. Packt der Heavy-Metal-Fan sein fließendes Deutsch mit eindeutig österreichischer Färbung aus, ist endgültig klar, mit wem man es zu tun hat. „Da werde ich mich zu Hause in den Pool reinsetzen und aus dem Fenster ausseschauen“, sagte der 24-Jährige durchaus mit Vorfreude auf seine freien WM-Tage am kommenden Montag und Dienstag.

Marathonmann
Abgesehen davon kam und kommt der in Budapest gebürtige Ungar ab Dienstag an jedem Tag zum Einsatz. Alpine Kombination, Abfahrtstraining, Super-G, Abfahrtstraining, Abfahrt, die technischen Bewerbe samt den dazugehörigen Qualifikationsrennen - Szöllös könnte am Ende die meisten Pistenkilometer aller Sportler bei der Ski-WM gefressen haben. Falls er den Plan so durchzieht, versteht sich.

Und Szöllös ist sportlich nicht schlecht dabei. In der WM-Kombination belegte er den elften Platz, im Super-G war er 34. Bei den Olympischen Spielen 2022 hatte „Barni“ als Kombi-Sechster schon die Medien in Israel auf sich aufmerksam gemacht. „Aber ich würde nicht sagen, dass es eine große Sportart dort ist“, sagte Szöllös und lachte. Schwester Noa (18) gewann bei den Olympischen Jugendspielen 2020 Silber und Bronze (Kombination, Super-G).

Großmutter überlebte Auschwitz
Die Möglichkeit, für das Land im Nahen Osten zu starten, eröffnete die Familiengeschichte. Vater Peter Szöllös, dessen Großmutter laut israelischen Medien Auschwitz-Überlebende war, fuhr in den 1990er-Jahren selbst für Israel und trainierte danach das Nationalteam. Nach Zwistigkeiten vor ein paar Jahren mit dem ungarischen Verband („Dort hat es nicht so funktioniert, wie wir das wollten“), vollzog man den Nationenwechsel. Dabei gibt es in Israel laut Szöllös nicht einmal einen nationalen Skiverband. „Das geht alles über das olympische Komitee.“

Oft waren die Szöllös-Kinder auch noch nicht in dem Land, dass sie sportlich repräsentieren. „Ich war vor den olympischen Spielen dort für die sportlichen Tests und auch auf Urlaub“, verriet Barnabas Szöllös. „Das Training geht ja im ganzen Jahr, Sommer und Winter, auf dem Gletscher. Also haben wir da nicht viele Möglichkeiten.“ Trainiert wird hauptsächlich in Südtirol mit den Trainern des Kronplatz Racing Center. „Dort sind viele Rennläufer, die eigentlich kein großes Nationalteam haben. Da arbeiten wir zusammen.“

Heim-WM steht an
Gelernt haben die Geschwister das Skifahren nach dem Umzug der Familie dorthin aber in Österreich. „Zuerst waren wir im Kindergarten in Wien, dann in Murau, dort gibt es diese Skihauptschule, danach waren wir in Waidhofen an der Ybbs an der Schule. Also eigentlich waren wir mehr in Österreich als überall sonst“, erklärte Szöllös, der weiterhin in Murau lebt.

Er, Noa und der ältere Bruder Benjamin (26) wollen ihren Traum auf Skiern so bald nicht aufgeben. Dabei würde sie das Aus für die Kombination bei Großereignissen hart treffen. „Für uns, die kleinen Nationen, ist die Kombi eine sehr große Chance. Da sind weniger Läufer, da können wir vorne starten und können zeigen, was wir draufhaben“, erklärte Szöllös. Mit Saalbach-Hinterglemm wartet 2025 quasi eine Heim-WM. „In Saalbach war ich auch schon oft Rennfahren, bei den österreichischen Meisterschaften. Also die Piste kenn ich. Das wird lustig.“

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