Tragödie am Arlberg

24 Stunden viereinhalb Meter unter Lawine begraben

Tirol
06.02.2023 11:47

Sieben Lawinentote am Wochenende allein in Tirol - zwei davon in St. Anton am Arlberg: Ein 29-jähriger Skiführer und ein Gast (33) wurden von gewaltigen Schneemassen verschüttet. Sie konnten zunächst aber nicht geborgen werden, weil sich die Retter selbst in Lebensgefahr gebracht hätten. Erst 24 Stunden später gelang es, die Leichen auszugraben. Eine Herkulesaufgabe für die Einsatzkräfte!

Es war dies der erste Großeinsatz am Samstag in Tirol: Gegen 10.20 Uhr wurde von der Leitstelle ein Lawinenabgang in St. Anton im Bereich der Variantenabfahrt „Törli“ gemeldet. Ein 29-jähriger Skiführer war mit zwei Gästen in eine Rinne eingefahren, als er und einer der Begleiter (33) von einem Schneebrett in die Tiefe mitgerissen und komplett verschüttet wurden. Der Dritte im Bunde musste alles mit ansehen - er setzte sofort einen Notruf ab. Anschließend wurde der 64-Jährige unverletzt vom Notarzthubschrauber geborgen.

Retter hätten sich in Lebensgefahr gebracht
Hinsichtlich der beiden Verschütteten begann ein Wettlauf gegen die Zeit. Doch dieser wurde verloren. Denn der Einsatz musste unterbrochen werden, bevor er überhaupt richtig losging: Die Gefahr weiterer Lawinen war zu groß - die Situation in der Unglücks-Rinne für die Retter zu riskant. Am Nachmittag wollten die Einsatzkräfte erneut einen Versuch starten - doch auch diesmal musste abgebrochen werden.

„Es wurden Lawinensprengungen durchgeführt, der Bereich konnte jedoch nicht vollständig gesichert werden“, hieß es vonseiten der Polizei. Für die Opfer gab es zu diesem Zeitpunkt aber ohnehin kaum noch Hoffnung. Dabei wusste man, wo sich die Wintersportler befinden. Per Signal hatte man bereits zu Mittag die Verschütteten lokalisieren können.

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Nach einem Erkundungsflug wurde entschieden, dass Bergretter und Alpinpolizisten mittels Tau auf den Lawinenkegel geflogen werden können.

Ermittler von der Polizei

Sonntag bei Tagesanbruch wurde der Einsatz schließlich fortgesetzt. „Nach einem Erkundungsflug wurde entschieden, dass Bergretter und Alpinpolizisten mittels Tau auf den Lawinenkegel geflogen werden können“, so die Alpinpolizei.

Zwei Einsatzteams gruben zwei Stunden lang
Die Einsatzkräfte hatten eine Herkulesaufgabe zu bewältigen. Denn der 33-jährige Verschüttete war fast viereinhalb Meter tief begraben. Der 29-jährige Skiführer wurde etwas unterhalb in einer Tiefe von 3,4 Metern lokalisiert. „Insgesamt standen 20 Mann im Einsatz, die in zwei Gruppen abwechselnd gruben“, schildert Kurt Hüttl, Ortsstellenleiter und Einsatzleiter der Bergrettung St. Anton.

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Die Schneemassen waren enorm hart, weil zwischen Unglück und Grabung ja die kalte Nacht dazwischen lag - das machte es noch schwieriger.

Kurt Hüttl, Ortsstellenleiter und Einsatzleiter der Bergrettung St. Anton

„Wir mussten wegen der immensen Tiefe eine große Fläche ausschaufeln, sonst hätten wir die Toten nie herausgebracht. Die Schneemassen waren enorm hart, weil zwischen Unglück und Grabung ja die kalte Nacht dazwischen lag - das machte es noch schwieriger“, erzählt Hüttl weiter. Mit Lawinenschaufeln wurde - im Stil von Wühlmäusen - in die Tiefe gestochen, mit handelsüblichen Schneeschaufeln der Schnee wie auf einem Förderband wegtransportiert. Insgesamt schaufelten die Einsatzkräfte zwei Stunden lang, ehe die Leichen am späten Vormittag geborgen werden konnten.

Beide Todesopfer sowie sämtliche Rettungskräfte wurden schließlich mittels Tau aus dem Gefahrenbereich geflogen, gegen 12.20 Uhr war der Einsatz beendet.

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