Bald live in Wien

Lewis Capaldi hat den inneren Schweinehund besiegt

Musik
09.02.2023 09:00

Knapp vier Jahre nach seinem sensationell erfolgreichen Debütalbum ist der Schotte Lewis Capaldi kurz davor, den Nachfolger zu veröffentlichen. Vorher kommt er für ein Konzert am 14. Februar in die Wiener Stadthalle und hat mit uns über seine Ängste und Sorgen, sowie über seine Faulheit während der Pandemie gesprochen.

(Bild: kmm)

Gleichermaßen Superstar und selbstironisch zu sein, ist nur wenigen vorbehalten. Neben Ed Sheeran sticht dahingehend vor allem Lewis Capaldi positiv hervor. Der 26-Jährige, der mit seinem 2017 veröffentlichten Song „Bruises“ via Soundcloud berühmt wurde und der erste Künstler ohne Plattenvertrag mit 25 Millionen Spotify-Streams war, hat sich von Ruhm und Glanz der letzten Jahre nicht bremsen lassen und gibt sich vor allem in Interviews immer noch als der nette Junge von nebenan. Nach zwei umjubelten Wien-Gigs (einmal im Vorprogramm von Sam Smith und einmal solo im Gasometer), sowie dem Frequency-Auftritt letzten Sommer kommt Capaldi am 14. Februar für ein Valentinskonzert erstmals solo in die Wiener Stadthalle. Nicht mit im Gepäck hat er dabei sein lang ersehntes zweites Album, für das es mit Mai nun aber wenigstens einmal einen Termin gibt, den man sich im Kalender rot anstreichen kann.

Von 100 auf null
Sein im Mai 2019 veröffentlichtes Debütalbum „Divinely Uninspired To A Hellish Extent“ setzte sich sechs Wochen lange an der Spitze der UK-Charts fest und war landesweit 2019 und 2020 das meistverkaufte Album. Die Single „Someone You Loved“ eroberte sogar den US-Markt, es folgten ausverkaufte Touren, BRIT-Awards und Grammy-Nominierungen. Doch dann kam Corona und der nicht enden wollende Erfolgslauf Capaldis war erst einmal gestoppt. Für den Schotten anfangs kein Problem, denn die erzwungene Pause nützte er, um ein paar Gänge runterzuschalten und in den Entspannungsmodus zu gleiten. Aus diesem kam er dann aber ziemlich lange nicht mehr raus, wie er uns im „Krone“-Talk erklärt. „Ich bin in der Pandemie fett geworden, das war’s“, lacht er und führt mit breitem schottischem Akzent fort, „meist stand ich um 15 Uhr auf, machte den Fernseher an und schälte mich um 18 Uhr das erste Mal aus dem Bett. Ich war wirklich unglaublich faul.“

Dem Druck, nach einem immens erfolgreichen Album sofort wieder etwas nachlegen zu müssen, entzog er sich, indem er die Schotten in seinem Leben dicht machte. „Viele Künstler zerschellen daran und das sollte mir nicht passieren. Das erste Album war so erfolgreich, damit hätte ich im Leben nicht gerechnet. So etwas lässt sich nicht planen. Mir ist auch sehr bewusst, dass der Blitz niemals zweimal an derselben Stelle einschlägt, deshalb schraube ich meine Erwartungen für das zweite Werk auch drastisch nach unten. Ich habe einfach die besten Songs geschrieben, die mir eingefallen sind und jetzt drücke ich mir die Daumen, dass sie auch den Leuten gefallen.“ Mit der Single „Forget Me“ kehrte Capaldi im September 2022 nach drei Jahren zurück. Ein flotter und vor allem persönlicher Song, der sich inhaltlich mit einer zerbrochenen Beziehung und den Folgen daraus auseinandersetzt.

Schmerzen auf Social Media
„Wir haben schlussgemacht und ich habe die ganze Zeit ihre Storys auf Instagram verfolgt. Es hat sich so angefühlt, als hätte sie einfach gemütlich weitergemacht und wäre weitergegangen, während ich fast wahnsinnig wurde. Eine kleine Stimme in meinem Kopf kam einfach nicht damit klar, dass sie die Beziehung so gut verarbeitete und ich nicht. Ich wollte im Song auch aufzeigen, wie stark Social-Media-Portale mittlerweile unsere Gefühlswelt steuern.“ Die noch vor Weihnachten veröffentlichte, zweite Single-Auskoppelung, „Pointless“ ist ein Liebesbrief an seine Mutter und konnte den Erfolg von „Forget Me“ nicht bestätigen. Für Capaldi kein großes Drama, aber doch eine Sorge. „Wenn die ersten Songs schon nicht einschlagen, dann wird man relativ schnell unsicher. Das kann ich nicht verleugnen.“

Mit der Veröffentlichung von „Forget Me“ gab der Glasgower auch bekannt, seit Jahren am Tourette-Syndrom zu leiden und mit allen Mitteln dagegen anzukämpfen. „Ich bin von Grund auf ein ziemlich ängstlicher Typ und hatte am ersten Album viel dazu zu sagen. Für den Nachfolger wollte ich einen anderen Songwriting-Ansatz finden, aber das war gar nicht so leicht, weil in der verdammten Pandemie einfach überhaupt nichts passierte. Es soll aber nicht mehr nur um die Ängste und Sorgen in meinem Leben gehen. Es gibt auch viele andere Dinge, über die man schreiben kann.“ „Broken By Desire To Be Heavenly Sent“ wird der Titel des heiß ersehnten Zweitwerks sein, weitere Details bleiben vorerst noch offen. „Manchmal versuche ich mir beim Liederschreiben die Leichtigkeit der Vergangenheit zu vergegenwärtigen. Ich will Dinge nicht zu ernst nehmen und sie nicht zu nahe an mich heranlassen. Ich versuche zunehmend offener zu schreiben und dafür muss ich aus meinem Kokon raus.“

Musik ist keine Therapie
Mental-Health-Probleme, über die Capaldi immer offen und humorvoll sprach, werden aber auch weiterhin in seiner Musik verarbeitet. „Obwohl es das Songwriting eigentlich schlimmer macht“, lacht er wieder laut auf, „ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass Musikmachen für mich therapeutisch oder kathartisch wäre. Wenn man wirklich Hilfe benötigt, dann muss man eine Therapie machen, anders geht es nicht. Aber Songs sind für mich ein wichtiger Teil, um mich zu exponieren und Gefühle und Gedanken freizulegen. Ich brauche für meine seelische Gesundheit professionelle Hilfe, aber manchmal helfen mir auch die Lieder.“ Ob mit oder ohne neues Album - die eine oder andere Überraschung wird es live mit Sicherheit geben. Und alle großen Hits natürlich sowieso.

Live in Wien
Am 14. Februar spielt Lewis Capaldi in der Wiener Stadthalle. Unter www.oeticket.com gibt es noch ein paar wenige Karten für das Valentinstags-Highlight im Herzen der Stadt.

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