Bruder (5) ertrunken

„Ich werde nie wieder im Leben glücklich sein“

Tirol
25.01.2023 09:30

Ein Fünfjähriger ertrank im Jahr 2017 im Schwimmbad in Kitzbühel. Nach der kürzlichen Verurteilung des damaligen Schwimmlehrers geht es nun in einem Zivilverfahren um Trauerschmerzensgeld. Die Schwester und Eltern schilderten auf erschütternde Weise die Tage und Jahre danach.

Juristisch war es nach fast sechs Jahren ein letzter schwerer Gang, emotional wird die Tragödie wohl nie zu überwinden sein: Eltern und Geschwister jenes Fünfjährigen, der 2017 bei einem Schwimmkurs in Kitzbühel ertrank, mussten nun ihre Lebenssituation nach dem Drama schildern. Das ist Teil der zivilrechtlichen Aufarbeitung.

Je 30.000 Euro Trauerschmerzensgeld
Wie berichtet, wurde der Schwimmlehrer erst am Freitag wegen grob fahrlässiger Tötung verurteilt, er hatte einige Minuten lang zu wenig hingesehen. Die drei engsten Angehörigen wollen nun je 30.000 Euro Trauerschmerzensgeld von ihm. „Ich verstehe, dass Ihnen dies alles schwerfällt. Aber ihre Aussagen sind die Grundlage der Entscheidung“, leitete der Richter die schwere Stunde am Landesgericht ein.

(Bild: thinkstockphotos.de (Symbolbild))

Die Schwester (zum Unglückszeitpunkt 13 Jahre alt) erzählte, wie sie trotz des Altersunterschiedes mit dem kleinen Bruder „über alles“ reden konnte. Und wie sie nach der Tragödie einmal zur Mama sagte: „Ich werde nie wieder im Leben glücklich sein.“

Mutter wollte noch bei Reanimation mithelfen
Die Mutter musste das furchtbare Ereignis damals hautnah miterleben: Als sie ihren Bub im Bad abholen wollte, war keine lustige Kinderschar in der Umkleidekabine. Sondern eine Menschentraube am Beckenrand, rund um einen kleinen Körper. „Dann habe ich die türkise Badehose meines Sohnes gesehen und nur noch geschrien.“ Als Krankenschwester habe sie bei der Reanimation helfen wollen, die anderen Helfer hielten sie aber zurück.

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Mir fehlt seither das Urvertrauen im Leben. Wenn die Tochter weg ist, bin ich sehr unruhig.

Die Mutter des ertrunkenen Buben

Durchschlafprobleme habe sie bis heute und damals sei das Schlimmste das Heimkommen von der Klinik gewesen. „Vor dem Haus stand der Roller meines Sohnes. Und drinnen das, was er zuletzt aus Lego gebaut hat. Wir haben es bis heute aufbehalten.“ Gravierend seither: „Mir fehlt seither das Urvertrauen im Leben. Wenn die Tochter weg ist, bin ich sehr unruhig.“

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Handyklingeln verursacht oft einen Stich ins Herz. Es könnte ja etwas passiert sein.

Der Vater des Fünfjährigen

Auch der Vater beschrieb den schwierigen Alltag: „Handyklingeln verursacht oft einen Stich ins Herz. Es könnte ja etwas passiert sein.“ Geburtstage oder Weihnachten feiere man „so normal wie möglich“, nicht immer gelinge das.  Ob letztlich das beantragte Trauerschmerzensgeld fließen wird, wird das Zivilgericht schriftlich mitteilen. Es ist nur ein zweitrangiger Mosaikstein in diesem Drama.

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