Unglaubliche 1,8 Millionen Österreicher leiden an massiven chronischen Schmerzen. Eine davon ist die Bruckerin Erika Zadl: eine freundliche, lebensbejahende Frau, die der „Krone“ ihren Leidensweg geschildert hat. Auf der Schmerzambulanz des LKH Hochsteiermark in Bruck an der Mur wird ihr geholfen.
Lange, wulstige Narben ziehen sich sternförmig über den Rücken von Erika Zadl. Der Leidensweg der Bruckerin begann 1975 mit einem bösartigen Tumor im Oberschenkel. 76 Operationen waren die Folge. Kaum ein Mensch kann sich ausmalen, welche Schmerzen die tapfere Frau durchleiden muss. Ständig. Tag und Nacht. Das zermürbt.
„Es gibt Schlimmeres“
Ob sie ihrem Leben je ein Ende setzen wollte? „Ja tatsächlich. Als mir die Ärzte sagten, dass sie mir ein Bein abnehmen müssen. Da wollte ich im Krankenhaus aus dem 7. Stock springen“, schildert sie ihren schlimmsten Moment. „Aber der Gedanke dauerte nur zwei Sekunden, und es war das einzige Mal“, sagt sie. „Denn es gibt wohl Schlimmeres.“
Seit sechs Jahren ist Erika Zadl jetzt auf der Schmerzambulanz im LKH Bruck. „Mein Bruder, der Dialysepatient war, hat mir damals ein ,Date‘ bei Frau Dr. Sackl-Pietsch verschafft“, schmunzelt sie. Verschiedenste Therapien helfen der 62-Jährigen jetzt, ihren Weg tapfer weiterzugehen.
„Im Kopf ist das Bein noch da“
Wöchentliches Infiltrieren (Einspritzen) lindert die Schmerzen, genauso die Wärmelampe oder der Laser. Am meisten hilft momentan ein spezielles Schmerzpflaster, das sehr teuer ist, nun aber genehmigt wurde. Weil auch der Phantomschmerz am Bein Frau Zadl schwer zu schaffen macht. „Das versteht keiner“, schildert die 62-Jährige, „aber im Kopf ist das Bein ja immer noch da.“
Ihr größter Wunsch? „Mehr Beweglichkeit und weniger Schmerz.“ Damit sie weiter zu ihrem geliebten Aqua-Turnen gehen kann.
Tausende Steirer leiden an chronischen Schmerzen
1,8 Millionen Österreicher sind chronische Schmerzpatienten, darunter Tausende Steirer. Schuld ist oft nur eine suboptimale Behandlung, weiß die Leiterin der Schmerzambulanz, Elisabeth Sackl-Pietsch. Weil sich viele Hausärzte mit dem Thema zu wenig auskennen. „Das größte Problem ist, dass es viel Zeit und Sensibilität braucht, um der Ursache für chronische Schmerzen auf den Grund zu kommen“, ergänzt Primar Johann Kainz, Leiter der Abteilung für Intensivmedizin.
„Es ist eine umfangreiche Anamnese nötig, was die Erkrankung anbelangt, den Werdegang, warum die Erkrankung da ist und wie der Patient etwa in sein Umfeld eingefügt ist. Daraus können wir Maßnahmen ableiten.“ Und diese Zeit muss sich jeder Arzt nehmen. Denn niemand sollte mit Schmerzen leben müssen!
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