Das UNO-Menschenrechtsbüro hält vor kurzem aus Makijiwka in der Ukraine aufgetauchte Videos mit toten russischen Soldaten für „höchstwahrscheinlich authentisch“. Das habe eine Analyse der Expertinnen und Experten der UNO-Menschenrechtsmission vor Ort ergeben, teilte der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, mit. Was genau passiert sei, müsse untersucht und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, forderte er. Die ukrainischen Behörden haben bereits eine kriminalpolizeiliche Untersuchung gestartet.
Die Videos waren in der vergangenen Woche in sozialen Netzwerken aufgetaucht - krone.at berichtete. Sie zeigen, wie sich mehrere russische Soldaten von Ukrainern bewacht auf den Boden legen. Statt sich wie die anderen vor ihm zu ergeben, eröffnet einer der russischen Soldaten dann aber offenbar das Feuer. Einige Szenen in dem geschnittenen Video fehlen. Ein weiterer - von einer Drohne aufgenommener - Clip zeigt schließlich knapp ein Dutzend Leichen.
Kiew: War Akt der Selbstverteidigung
Russland wirft den ukrainischen Streitkräften vor, die Soldaten, die sich ergeben hätten, hinterrücks erschossen zu haben. Die ukrainische Armee sagt hingegen, es sei ein Akt der Selbstverteidigung gewesen. Der Vorfall soll sich Mitte November in der Stadt Makijiwka im Gebiet Luhansk zugetragen haben.
Es habe auch zuvor von beiden Seiten zahlreiche Vorwürfe über die Tötung von Soldaten gegeben, die nicht mehr am Kampf beteiligt gewesen seien, sagte Türk am Freitag in Genf. Es sei von entscheidender Bedeutung, dass alle Vorwürfe „in einer Art und Weise untersucht werden, die unabhängig, unparteiisch, gründlich, transparent, zügig und wirksam ist und auch so gesehen wird“, so der österreichische Menschenrechtskommissar.
Klare Regeln bei Kriegsgefangenen
Wie Kriegsgefangene behandelt werden, regeln die universal geltenden Genfer Konventionen. Sie sollen Menschen in Zeiten von bewaffneten Konflikten jene schützen, die nicht an Kämpfen beteiligt sind. Gefangene sind demnach vor Gewalt, aber auch vor Einschüchterungen, Beleidigungen und öffentlicher Neugier zu schützen. Das Regelwerk verbietet allerdings auch Heimtücke in der Kriegsführung. Darunter fällt unter anderem das Vortäuschen der Absicht, sich zu ergeben. Hat ein Russe während der Gefangennahme tatsächlich geschossen, könnte das Verhalten der ukrainischen Soldaten somit gedeckt sein.
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