Trans in OÖ

„Ich schminke mich gerne und liebe mein Make-up“

Oberösterreich
18.10.2022 17:30

Die 24-jährige Amber Jenner wurde als Bub geboren, heute lebt sie als Trans-Frau in Wels. Viele Hürden pflasterten ihren Weg hin zu einem Leben, in dem sie endlich glücklich ist.

„Ich entspreche ja nicht der Norm“, sagt Amber Jenner, als sie für das „Krone“-Fotoshooting posiert. Darum hat sie sich auch die ungewöhnliche, bunte Graffiti-Kulisse des Welser Schlachthofes ausgesucht, um ihre - ebenfalls ungewöhnliche - Geschichte zu erzählen: Amber wurde als Roland geboren und lebt heute als Frau.

„Einen Schlüsselmoment für mein Coming-out hat es nie gegeben. Ich habe mich schon als Kind weiblich gefühlt, habe Kleider angezogen, mit Puppen gespielt“, sagt sie über die Zeit, als sie noch ein Bub gewesen ist. In der Schule lief es nicht so rund: „Ich wurde von den anderen Kindern gemobbt.“

Unverständnis und Vorurteile
Dazu kam die tiefe Verwirrung über einen Körper, der nicht zu den eigenen Gefühlen im Hinblick auf das Geschlecht passt. In ihrem nahen Umfeld erntete sie vor allem Unverständnis. Erst in der Pubertät merkte Amber, dass sie nicht als einziger Mensch so anders tickte: „Ich habe in einer Fernsehshow eine Trans-Frau gesehen. Das hat mir das erste Mal gezeigt, dass man in der heutigen Zeit die Person werden kann, die man sein möchte.“

Der eigene Weg
Sie fasste mehr Selbstvertrauen. Plötzlich war es leichter, in der Schule mit Make-up und gepeppten Augenbrauen aufzutreten: „Heute machen das viele. Eigentlich habe ich Trends vorweggenommen“, schaut sie heute mit Humor auf eine schwierige Lebensphase zurück. Kaum war Amber erwachsen, nahm sie die operative Geschlechtsumwandlung in Angriff, sie musste sich dafür Psychologen und Ärzten stellen: „Das dauert normalerweise viele Jahre. Bei mir ging es schneller, denn es war immer klar: Ich bin eine Frau!“

Selbst ist die Frau
Von ihrer Weiblichkeit hat Amber klare Vorstellungen: „Ich weiß, wer ich bin. Ich ziehe klare Grenzen. Mir ist egal, ob mich jemand schön findet oder nicht. Am Ende des Tages zahle ich meine Miete selbst.“ Amber arbeitet als Bürokauffrau, in der Firma ist sie akzeptiert, wie sie ist. Und sie träumt von einer Karriere auf Social Media, aber nur unter einer Bedingung: „Ich will meine Unabhängigkeit bewahren.“

Die Hormone sorgen für die gleichen Risiken
Miriam Mottl ist eine Gynäkologin, die ebenfalls nicht der Norm entspricht, denn ihre Ordination ist bewusst „queer“-freundlich: „Ich behandle alle Menschen, auch jene, die eine Geschlechtsangleichung vollzogen haben“, sagt sie. Aber auch ohne Operation haben Trans-Frauen bereits „die gleichen Risiken wie Frauen durch den Hormonspiegel“. Daher sollten sie „Mammografie und Krebsabstrich in der Neo-Vagina ernst nehmen.“

Fragen an Dr. Miriam Mottl, Fachärztin für Gynäkoloie. Sie bietet „Begleitung auf Augenhöhe“.

Was ist „Trans“ und „Queer“?
„Trans“ ist eine Person, die sich nicht oder nicht ausschließlich mit dem Geschlecht identifiziert, das ihr bei der Geburt zugewiesen wurde. So kann jemand eine Frau sein, obwohl ihr bei der Geburt aufgrund biologischer Merkmale „männlich“ zugewiesen worden ist. „Queer“ ist ein Sammelbegriff für Personen, deren geschlechtliche Identität nicht der Norm entspricht.

Stimmt das Wirklich?
Durch das Internet wissen immer mehr, dass man sich für sein Geschlecht entscheiden kann, wenn der Körper nicht zur Geschlechtsidentität passt. Die Grundfrage für weitere Schritte lautet: „Stimmt das wirklich?“ Erste Anlaufstellen sind Courage und Bily in Linz. „Auch Eltern sollten sich trauen, Beratungen aufzusuchen“, betont Miriam Mottl.

Langer Prozess ist sinnvoll
Für eine Geschlechts- und Namensänderung ist keine OP nötig. Der Weg zur Geschlechtsumwandlung ist bewusst als langer vielfältiger Prozess gestaltet: „Bei der Begleitung arbeiten viele Disziplinen zusammen“, erklärt Mottl. Das ist besonders wichtig, denn „auch wenn man nur eine Hormontherapie macht, ist hinterher einiges irreversibel“.

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