Notstand droht

Warum immer weniger 24-Stunden-Pflegerinnen kommen

Steiermark
12.10.2022 22:36

8000 Steirer sind auf die Unterstützung von 24-Stunden-Betreuerinnen aus dem Ausland angewiesen, doch das Interesse der Helferinnen sinkt. Laut Experten droht ein Pflegenotstand.

Rund 8000 betagte oder erkrankte Steirerinnen und Steirer sind auf „ihre“ Damen (fallweise Herren) angewiesen, die hauptsächlich aus Rumänien (mehr als 50 Prozent), zunehmend Kroatien (20 Prozent), aus der Slowakei und Litauen kommen.

Schon seit Jahren wird, wie berichtet, Alarm geschlagen: Befürchtet wird ein Pflegenotstand, seither hat sich die Lage sogar noch zugespitzt. „Die Anfrage nach dieser Betreuungsform innerhalb der eigenen gewohnten Wände steigt merklich“, weiß Georg Laner aus der Obersteiermark, der eine große Agentur führte und langjährige Erfahrung auf dem Sektor hat. „Doch früher hatten wir stapelweise Bewerbungen. Jetzt kommen wochenlang oft gar keine. Wir müssen sogar Anfragen von Steirern, die Hilfe brauchen, ablehnen. Das gab es früher nie.“

System könnte zusammen brechen
Und er mahnt: „Vielen Entscheidungsträgern ist nicht bewusst, wie wichtig dieses Thema ist. Wenn Steirer, statt daheim bleiben zu können, plötzlich Heimplätze brauchen, dann bricht unser System zusammen.“

Woran liegt es aber, dass plötzlich weniger Damen zu uns kommen? Laner: „Viele sind nach Corona nicht mehr zurückgekommen. In anderen Ländern wie der Schweiz bekommen sie mehr bezahlt. Und: In ihrer Heimat haben sich die Lebensumstände auch oft verbessert, die Gehälter sind vor allem für Krankenschwestern oder Pflegerinnen zumindest so angestiegen, dass man einfach nicht mehr ein halbes Jahr ins Ausland gehen muss, getrennt von der Familie.“

Zitat Icon

Bislang gibt es zu Verbesserungen bei der Personenbetreuung, vor allem finanzieller Natur, nur Ankündigungen – aber keine Taten. Es fehlen aber schon 2000 Kräfte bei uns.

Andreas Herz, zuständig bei der Wirtschafskammer für Personenbetreuung

In Österreich fehlen bereits 2000 Pflegekräfte
„Es zahlt sich für viele schlicht nicht mehr aus“, bestätigt auch Andreas Herz, Vizepräsident der Wirtschaftskammer; Personenbetreuung fällt in sein Ressort. „In Österreich fehlen bereits 2000 Pflegekräfte.“

Würden nur zehn Prozent der 8000 Steirer, die 24-Stunden-Pflege in Anspruch nehmen, plötzlich einen Heimplatz brauchen - dann wäre das wohl eine echte Herausforderung.

Im zuständigen Ressort von Juliane Bogner-Strauß zeigt man sich „optimistisch“, dass es Vereinbarungen mit dem Bund gibt, die eine Erhöhung der Förderbeiträge vorsehen. Das sei seit 2002 (!) schließlich nicht mehr angepasst worden, kritisiert Andreas Herz.

Wer eine Helferin hat, sollte sie gut behandeln
Zumindest wissen Pflegebedürftige - oder ihre Familien - mittlerweile immer mehr, was sie an ihren Helferinnen haben. Die Zeiten, in denen steirische Familien ihren bestens befüllten Kühlschrank hatten und die Pflegerin einen eigenen mit dem Nötigsten darin, dürften vorbei sein. „Wer eine Dame bei sich hat, die sich um den Angehörigen kümmert, der ist gut beraten, sie ausgesprochen pfleglich zu behandeln“, mahnt Georg Laner. „Ersatz findet sich nur schwer. Oder gar nicht.“

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