Aus der MotoGP-Box

Marquez-Insider: „Marc ist noch immer der Beste“

Motorsport
18.09.2022 06:08

Marc Marquez ist wieder zurück in der MotoGP! Sonntag (14, live bei ServusTV) wird der Spanier das erste Rennen nach seiner heiklen vierten Oberarm-Operation und 110 Tagen Verletzungspause bestreiten. Das heißt im Umkehrschluss aber auch: Stefan Bradl, der Marc die letzten sechs Rennen bei Honda ersetzt hat, schlüpft wieder in die Rolle des Testfahrers. Beim Grand Prix in Aragon ist der Deutsche allerdings eine der wichtigsten Stützen des Superstars. Vor dem Spanien-GP stand Bradl der „Krone“ Rede und Antwort...

„Krone“: Stefan, du hast die vergangenen sechs MotoGP-Rennen den verletzten Marc Marquez bei Honda ersetzt. In Aragon ist Marc wieder dabei. Wie ist es für dich, nun wieder in die Zuschauerrolle zu schlüpfen?

Stefan Bradl: Es war klar, dass wenn Marc zurückkommt, ich wieder als Testfahrer agieren werde. Dieses Wochenende und auch beim Rennen bin ich aber in der Box bei Marc. Ich werde also direkt das Feedback von ihm mitbekommen. Ich fühle mich in dieser Rolle ganz gut, werde alles aufsaugen, was er sagt. Für Marc ist es aber wichtig, dass ich hier bin. Ich bin die letzten sechs Rennen gefahren, verstehe also gut, welche Eindrücke er von der Maschine hat.

Wenn du nicht fährst, bist du ja regelmäßig für ServusTV als Experte im Einsatz. Diesmal aber nicht. Du bist, wie du schon gesagt hast, bei Marc direkt in der Honda-Box. Wie sehen deine Aufgaben an diesem Wochenende aus?

Ich bin hautnah dran, wenn Marc in die Box reinkommt. Ich bin fast der Erste, der mit ihm kommuniziert. Es macht Spaß, ich kann viel lernen. Letztlich hilft der Austausch, der stattfindet, uns beiden. Er sieht es auch so. Für Marc sind die kommenden Rennen die perfekte Vorbereitung für die nächste Saison. Alles ist auf die Mission 2023 für Marc Marquez zugeschnitten.

Worüber sprecht ihr miteinander?

Über Technisches, den Fahrstil, über das Motorrad oder was wir auf der Strecke fühlen. Zwischendurch gibt es freilich auch ein Pläuschen. Das Wichtigste ist aber, einigermaßen den Technikern zu beschreiben, was es zu verbessern gibt. Jeder Fahrer hat da seinen eigenen Stil, die Eindrücke wiederzugeben. Insgesamt haben Marc und ich aber ein sehr gutes Verhältnis, sind zusammengeschweißt. Ich rufe ihn an, wenn es passt oder er meldet sich bei mir. Unser Feedback geben wir dann mit Nachdruck den Technikern und Ingenieuren weiter.

Welchen Eindruck macht Marc auf dich - was die Fitness betrifft, was seinen Oberarm angeht?

Er kommt wieder. Vom fahrerischen Können ist er nach wie vor der Beste - sofern im Rennen das Motorrad und seine Verfassung stimmen. Und was die Risikobereitschaft angeht, macht ihm ohnehin keiner etwas vor. Manchmal gehen ihm aber auch die Sicherungen durch, will er alles auf Hängen und Würgen probieren. Er kann das nicht anders, das ist sein Naturell. Dieses Wochenende sieht er aber noch als Training, als nächsten Schritt zurück an die Spitze.

Marc selbst meint, er wäre erst bei 70 Prozent seines Fitnesszustandes. Aus Fahrerperspektive: Wenn du bei 70 Prozent bist, kannst du dann überhaupt vernünftig MotoGP fahren?

Marc untertreibt gerne (lacht!). Er ist sicher schon bei 85 Prozent und körperlich in einem guten Zustand, in einer guten Verfassung. Er hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Er weiß, wie es ihm persönlich geht. Er kann das Risiko einigermaßen dosieren. Was bleibt, ist sein Instinkt. So hat er die MotoGP geprägt. Er kann da auch nicht aus seiner Haut heraus.

Marquez sagte vor einigen Tagen auch, dass das wohl die letzte Chance für seinen mehrfach operierten Oberarm ist. Einige haben vor dieser OP bzw. nach dieser OP ja sogar mit seinem Karriereende spekuliert. Wie siehst du seine Situation?

Marc hat die letzte OP gemacht, um das zu machen, was er am liebsten macht. Und das ist Motorradfahren. Die Frage ist: Wie konkurrenzfähig ist das Motorrad? Machen wir hier Fortschritte, kann er wieder permanent ums Podium fahren.

Wird er deiner Meinung nach wieder ganz der Alte?

Ich denke schon! Marc hat einfach diesen enormen Willen und diese extreme Renn-Intelligenz. 

Was traust du ihm bei seinem Comeback-Rennen in Aragon zu?

Ein Platz in den Top-Ten ist realistisch. Das Ergebnis am Sonntag wird aber noch nicht über seine Zukunft entscheiden. Er wird das schon richtig sortieren. Aber wenn er die Chance hat, wird er auch probieren, auf das Podest zu fahren.

Und Stefan, wie geht es mit dir weiter? Hinter den Kulissen hört man ja auch von einem möglichen Comeback bei KTM...

Ich werde in Zukunft wieder als Testfahrer bei Honda fahren, habe dort einen Vertrag inklusive 2023. Und mir gefällt es hier gut. Dazu werde ich sicher auch weiter bei ServusTV als Experte fungieren - auch das macht Riesenspaß und ich versuche mich auch journalistisch immer weiter zu verbessern. Was nach 2023 passiert, kann ich nicht sagen. Das Geschäft ist schnelllebig, bei KTM habe ich einst meine Karriere begonnen. Sag also niemals nie...

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(Bild: KMM)



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