Vollgas trotz Unwetter

Frequency: Stürmisch auf und abseits der Bühne

Musik
19.08.2022 01:09

Der erste offizielle Frequency-Tag wäre aufgrund eines drohenden Unwetters fast ins Wasser gefallen, doch nach einer einstündigen Sicherheitspause ging alles seinen gewohnten Gang. Mit RAF Camora, Jason Derulo, Fever 333 und Co. passte auch das musikalische Programm zum Jubel der vornehmlich jungen Besucher. Heute geht es u.a. mit Annenmaykantereit, Apache 207 und Anne-Marie weiter.

(Bild: kmm)

Gegen 17.05 Uhr musste Frequency-Veranstalter Harry Jenner bereits das zweite Mal in zwei Tagen unfreiwillig die Bühne betreten, um schlechte Neuigkeiten zu verbreiten. Wurde er am Warm-Up-Tag vom verständnislosen Publikum ob der Sperre des Indoor-Bereichs vor dem Headliner SSIO noch mit Flaschen beworfen, zeigten sich die Anwesenden am Donnerstag vor der Main Stage verständnisvoller. Windböen mit bis zu 110 km/h und ein Hagelsturm waren angekündigt, das Festivalkerngelände musste kurzfristig komplett geräumt werden und der deutsche Musiker Kummer musste sein Set nach zweieinhalb Nummern abbrechen. Sicherheit geht aber eben vor und nach einer guten Stunde und ein paar vom Wind umgeworfenen Absperrungen konnte ohne gröbere Probleme Entwarnung gegeben werden und das Programm setzte sich mit leichter Verzögerung fort.

Energie des Tages
Einziger Verlierer der naturgewaltigen Charade war der populäre US-Rapper BBNO$, der sein Set komplett absagen musste. Die ihm folgenden Fever 333 legten mit etwas Verspätung los, zeigten aber auch beim verkürzten Set die größte Energie des Tages. Frontmann Jason Butler erklomm zwar nicht wieder die Balustraden, sprang, schrie und rannte sich aber dennoch die Seele aus dem Leib. Die wuchtige Melange aus Hardcore, Punk, Rap und Alternative Rock riss leider nur wenige Anwesende auf dem harten Steinboden der Green Stage mit, doch die zeigten mit Moshpits und Rudereinlagen, dass die harten Riffs am Frequency zwar so gut wie, aber doch noch nicht ganz gestorben sind. Verbindende Ansagen zu Frauen, Gleichberechtigung und People Of Colour inklusive, haben die Kalifornier mit viel Druck einmal mehr bewiesen, dass sie wohl doch mehr Movement als bloß Band sind.

Auf der Space Stage am großen Gelände versammelten die Glass Animals deutlich mehr Interessierte. Mit ihrem Hit „Heat Waves“ aus dem 2020er Studioalbum „Dreamland“ gelang dem Quartett aus Oxford ein später Triumph. Erst eineinhalb Jahre nach Albumveröffentlichung setzte sich der Track aus mehreren Gründen breitenwirksam durch, doch auch das restliche, zwischen Indie- und Dream-Pop mäandernde Set hatte seine Vorzüge. Indie- und Gitarrenklänge sind in der neuen Ära Frequency längst zu einer Seltenheit verkommen. Auch bei Palaye Royale, die im Februar solo in den Gasometer kommen, fanden sich loyale, aber wenige Fans ein, X-Factor-Gewinner James Arthur verlor das Fernduell mit RAF Camora und MC Bonez erwartungsgemäß klar.

Festmahl für die Offenheit
Der vom Warm-Up-Tag auf den Opener-Slot des Donnerstags verschobene Rapper SSIO zog dafür schon am frühen Nachmittag bei sengender Hitze die Fans an. Für die politisch korrekte Geschmackspolizei war die Show ermüdend, doch der Partyfaktor war hoch. Ironisch-offensive Ansagen wie „ich will hier Körperverletzung sehen“ oder „arbeiten wir am Versicherungsschaden, damit die österreichische Polizei was zu tun hat“ waren von der eher herberen Sorte, mit Songs wie dem rhythmisch-simplen „HULI“ hatte der Bonner mit persischen Wurzeln die Sympathien aber schnell auf seiner Seite. Ein paar Hundert Meter weiter sprach das US-Duo 100 Gecs einer Handvoll Zuseher bei gut 35 Grad aus ihrem Generationsherzen. Eine Melange aus Electro, Hip-Hop, Death Metal, Alternative Rock und Dada, vermischt mit Autotune, lustigen Hüten und psychedelischen Videos. Ein Festmahl für die Toleranten und Offenen, die Gemeinschaftlichkeit und das Miteinander feiern und predigen - und damit der krasse Gegensatz zu SSIO sind.

(Bild: APA/FLORIAN WIESER)
(Bild: APA/FLORIAN WIESER)

Die Green Stage hatte sich im Laufe des Tages aufgrund der wetterbedingten Umstände einige Minuten Verspätung aufgerissen, einem famosen Gig von James Arthur stand trotzdem nichts im Weg. Die Headliner Cypress Hill, längst Sommerfestivalstammgäste in unseren Breitengraden, mussten ohne ihren Frontmann Sen Dog auskommen, der nach einem medizinischen Notfall im Mai schon etwas länger auf Tourpause ist. Sein Fehlen konnte Kollege B-Real trotz größtmöglichen Einsatzes nicht ganz wettmachen. Auf der Space Stage herrschte hingegen großer Andrang. Schon US-Rapper 24KGoldn verwandelte die Fläche vor der Bühne mit seinem Top-Hit „Mood“ in ein Tollhaus, doch dann kamen ja auch noch Lokalmatador RAF Camora und sein Sidekick Bonez MC.

Größter Publikumsandrang
RAF ist mittlerweile Frequency-Veteran, zeigte sich aber einmal begeistert von der schieren Masse an Menschen, die ihn bis in die hintersten Geländewinkel zujubelten. Damit kann man ihm wohl schon jetzt zum größten Publikumsandrang des Wochenendes gratulieren. Zwischen Songs wie „Zukunft“ oder „Andere Liga“ schmuggelte sich auch etwas Unveröffentlichtes, dazu wurden Fackeln gezündet, Handylichter aktiviert und die Welle geübt. Bei Bonez MC und dem stets auftretenden Gzuz durften natürlich auch nicht die programmatischen „187“-Rufe fehlen. Der Abschluss mit dem Feuerwerk war nur folgerichtig: klotzen, nicht kleckern.

Jason Derulo musste sich zum Abschluss zwar mit etwas weniger Fans zufriedengeben, begeisterte aber mit starker Pop-Stimme, schlangenartigen Tänzerinnen und einer ganzen Reihe an Hits, die ihn zu einem der populärsten TikTok-Stars gedeihen ließen. „Wiggle“, „In My Head“, „It Girl“ oder das mutige Bocelli-Cover von „Time To Say Goodbye“ - nichts blieb ungespielt. Leichte Kost, aber mit viel Spaß und Freude - passend zum Festival. Heute geht es weiter mit u.a. Apache 207 und Annenmaykantereit.

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