Die warmen Temperaturen sorgen für einen Fortpflanzungserfolg bei den Faltern. Manche neue Art scheint aufgrund des immer milderen Klimas hierzulande heimisch zu werden.
Sie sind stachelig, pelzig, glatt, knallig bunt oder gut getarnt und treten diesen Sommer gehäuft in Erscheinung. Es gebe derzeit zahlreiche Anfragen zu Raupen und Schmetterlingen, heißt es aus der Fachberatung der inatura in Dornbirn. Die warme und trockene Witterung, die seit dem Frühling vorherrscht, hat den heimischen Faltern gute Fortpflanzungserfolge beschert. „Jene Arten, die zwei Generationen hervorbringen, hatten durch den milden Mai einen guten Start und viel Zeit, um sich zu entwickeln“, weiß Biologe Klaus Zimmermann. Nicht zuletzt bei der derzeitigen Wettersituation fühlen sich die wechselwarmen Tiere wohl.
Die Raupe ist das hauptsächlich nahrungsaufnehmende Stadium des Schmetterlings. Auf dem Speiseplan der hungrigen Tierchen steht vor allem pflanzliche Kost. Weil sich das Körpervolumen der Raupe stark vergrößert, muss sie sich mehrmals häuten, bis sie ihre endgültige Größe erreicht hat. Raupen führen meist ein verstecktes Leben, viele sind optisch gut an ihre Umgebung angepasst und verschmelzen geradezu mit der Landschaft. Manche Arten schützen sich auch durch Gift. Sie „warnen“ potenzielle Fressfeinde durch ihre auffällige Färbung. Diese Raupen zeigen sich oft ungestört auf ihrer Fraßpflanze. Andere, ungiftige Tiere profitieren von ihnen, indem sie ihre Färbung imitieren und somit abschreckend wirken.
Eine andere Taktik der Feindabschreckung besteht darin, möglichst skurril und wehrhaft auszusehen. Ein Beispiel hierfür ist die Raupe des Kaisermantels (Tagfalter), die zahlreiche borstige Auswüchse vorweist und somit besonders wehrhaft erscheint.
Längen von bis zu 15 Zentimetern
möglichDie Raupen von Schwärmern (Nachtfalter) gehören zu den größten in Europa und können eine Größe von bis zu 15 Zentimetern erreichen. Sie tragen oft zwei Augenflecken wie beispielsweise die Raupe des Kleinen Weinschwärmers. Diese weisen zwei „Augenpaare“ auf dem zweiten und dritten Körpersegment auf, wobei das erste Paar deutlich größer ist. Die Tiere verstecken sich für gewöhnlich tagsüber am Boden und kommen nachts zum Fressen hervor.
Hierzulande stehen alle Falter, mit Ausnahme von Schadinsekten wie beispielsweise der Lebensmittelmotte, unter Schutz. Der Kaisermantel wurde zum Schmetterling des Jahres 2022 gekürt. Er ist der größte, mitteleuropäische Perlmuttfalter. Österreichweit gibt es zirka 4000 Schmetterlingsarten. In den vergangenen Jahren sind viele Populationen aufgrund menschlicher Eingriffe regelrecht eingebrochen. Umso erfreulicher, dass das laufende Jahr für die Falter bislang perfekt verläuft.
Eine auffällige Erscheinung ist auch die Raupe des Totenkopfschwärmers, die im ausgewachsenen Stadium eine Größe von bis zu 13 Zentimetern erreichen kann. Der Körper weist eine grün-gelbliche bis gelb-orange Grundfarbe auf. Die Tiere verfügen auch über ein auffälliges, wulstiges Analhorn, das im letzten Entwicklungsstadium s-förmig gekrümmt ist. „Totenkopfschwärmer sind immer schon als Wanderfalter von Afrika in unsere Gefilde eingeflogen. Eine erfolgreiche Fortpflanzung gelang ihnen hier bis vor Kurzem allerdings nicht“, berichtet Zimmermann.
Mittlerweile hat sich dies aufgrund des immer wärmer werdenden Klimas geändert. Es gibt bereits Nachweise aus Bayern, die belegen, dass sich die Falterart in unseren Breitengraden erfolgreich vermehren kann. Das sei ein Hinweis darauf, dass die Falter hier heimisch werden, hebt Zimmermann hervor. Als Nahrungsquelle bevorzugen die auffälligen Raupen Nachtschattengewächse, darunter vor allem die Kartoffel, aber auch Tollkirschen werden nicht verschmäht. Die erwachsenen Falter dringen auch in Bienenstöcke ein, um sich am Honig gütlich zu tun.
Dafür haben die Tiere eigene Strategien entwickelt, um nicht sofort von den Bienen attackiert zu werden. Dennoch sind sie nicht gänzlich von tödlichen Angriffen gefeit. Aufgrund ihrer nächtlichen Lebensweise und der namensgebenden Totenkopf-Zeichnung auf dem Thorax (Rumpf, Anm.) galt diese Schwärmerart lange Zeit als unheilbringend. Totenkopfschwärmer können bei Beunruhigen schrille, pfeifende Geräusche erzeugen.
Schwalbenschwanz als Klimawandel-Gewinner
Ein weiterer Profiteur des warmen Wetters ist der Schwalbenschwanz. Der größte und wohl schönste Tagfalter im deutschsprachigen Raum bringt auch besonders auffällige und große Raupen hervor. „Ursprünglich war der Schwalbenschwanz hauptsächlich auf Magerwiesen vorzufinden. Mittlerweile trifft man ihn immer öfter in Gärten an“, berichtet Zimmermann. Pflanzen wie Fenchel, Dill oder Möhren locken die Tiere an, die dort ihre Eier ablegen. Doch viele Raupen machen noch lange nicht viele Schmetterlinge im nächsten Jahr, betont der Biologe. Zum einen können Eingriffe in den natürlichen Lebensraum die Population einbrechen lassen, zum anderen hängt viel davon ab, wie der Winter verläuft.
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