Serena Fleites war 13 Jahre alt, als ihr damaliger Freund sie 2014 zu einem Sexvideo überredete und dieses ohne ihr Wissen auf Pornhub veröffentlichte. Die Kalifornierin reichte daher zusammen mit 33 anderen Frauen im Vorjahr nicht nur Klage gegen den Mutterkonzern des Porno-Portals, MindGeek, sondern auch den Zahlungs- und Kreditkartenanbieter Visa ein. Dieser, so der Vorwurf, habe gewusst, dass die Pornoseite Inhalte verbreitete, in dem der sexuelle Missbrauch Minderjähriger zu sehen ist - und trotzdem weiter Zahlungen für Nutzer abgewickelt. Ein Bezirksgericht in Kalifornien gab der Klage nun statt.
Der offiziellen Klageschrift nach war Fleites‘ Video mit dem Titel „13-Year Old Brunette Shows Off For the Camera“ von MindGeek neben Pornhub auch auf anderen einschlägigen Websites des Konzerns veröffentlicht worden. Als Fleites es entdeckte, hatte das Video bereits 400.000 Abrufe verzeichnet.
Die damals 13-Jährige gab sich daraufhin als ihre Mutter aus, um MindGeek darüber zu informieren, dass das Video als Kinderpornografie einzustufen und entsprechend zu löschen sei. Der Konzern räumte dies laut Klage ein, bis zur tatsächlichen Löschung vergingen jedoch weitere Wochen, in denen das Video „von den Nutzern heruntergeladen und mehrmals neu hochgeladen“ wurde. Ein einziger Re-Upload erzielte demnach 2,7 Millionen Abrufe.
Fleites‘ Leben geriet daraufhin „außer Kontrolle“, wie es in der Klage heißt. Nachdem sie in der Schule schikaniert und gemobbt worden war, schwänzte sie zunächst den Unterricht, zog schließlich bei der Mutter aus. Es folgten mehrere Selbstmordversuche und eine Heroinsucht, die sie, zum damaligen Zeitpunkt ebenfalls noch minderjährig, durch „sexuell eindeutige Videos“ finanzierte, die sie „auf Geheiß“ eines älteren Mannes, der sie auch mit der Droge bekannt gemacht hatte, anfertigte.
Visa stellte „dringend benötigtes Werkzeug“ zur Verfügung
„Während MindGeek von dem Kinderporno mit der Klägerin profitierte, war diese zeitweise obdachlos oder lebte in ihrem Auto, heroinabhängig, depressiv und selbstmörderisch und ohne die Unterstützung ihrer Familie“, heißt es in der Klage. Und Visa profitierte offenbar davon: Der Zahlungs- und Kreditkartenanbieter habe gewusst, dass Pornhub & Co. Material enthielten, in dem der sexuelle Missbrauch Minderjähriger zu sehen ist - und trotzdem weiter Zahlungen für Abos der Nutzer abgewickelt.
Es sei plausibel, dass Visa „beabsichtigt habe, MindGeek bei der Monetarisierung von Kinderpornografie zu helfen“, hielt Richter Cormac Carney nun in seiner Entscheidung fest und machte damit den Weg für eine Klage gegen Visa frei. Der Zahlungsdienstleister habe MindGeek „ein dringend benötigtes Werkzeug zur Verfügung gestellt - sein Zahlungsnetzwerk -, mit dem angeblichen Wissen, dass es reichlich monetarisierte Kinderpornografie auf MindGeeks Websites gibt“.
Visa von Vorverfahrensurteil „enttäuscht“
Ein Visa-Sprecher bezeichnete das Vorverfahrensurteil gegenüber der britischen BBC als „enttäuschend“. Es stelle die Rolle des Unternehmens sowie seine Richtlinien und Praktiken falsch dar. „Wir glauben weiterhin, dass Visa in diesem Fall unrechtmäßig angeklagt wurde.“
Das Unternehmen hatte zuvor vergeblich versucht, die Klage gegen sich für ungültig erklären zu lassen. Visa argumentierte, dass die „Behauptung, dass Visa MindGeek als autorisierten Händler anerkannte und Zahlungen an dessen Websites abwickelte, nicht darauf schließen lässt, dass Visa der Beteiligung an irgendeiner Art von Sexhandel zustimmte“.
Dem entgegnete Richter Carney, dass „das Gericht in diesem Stadium des Verfahrens aus der Tatsache, dass Visa MindGeek weiterhin die Mittel zur Verfügung stellte und wusste, dass MindGeek dies tatsächlich tat, bequem schließen kann, dass Visa beabsichtigte, MindGeek bei der Vermarktung von Kinderpornografie zu helfen.“
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