Beeindruckend!

Leichtathletik-WM: Zwei Weltrekorde zum Ausklang

Sport-Mix
25.07.2022 05:29

Mit zwei Super-Weltrekorden gingen die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene an einem furiosen Schlusstag zu Ende. Zunächst sprintete Tobi Amusan (Nigeria) über die 100 m Hürden zu grandiosen 12,12 Sekunden. Für den Schlusspunkt dieser WM sorgte dann aber Schwedens Überflieger Mondo Duplantis, der mit dem Stab seinen eigenen Weltrekord um einen Zentimeter auf 6,21 m verbesserte. Mondo: „Der Himmel ist die Grenze!“

Duplantis hatte heuer bei der Hallen-WM in Belgrad den offiziellen Weltrekord schon auf 6,20 m geschraubt. Diese Höhe ließ er jetzt auch hinter sich. Er meisterte seine 6,21 m souverän im zweiten Versuch. Nach Olympiagold wurde der 22-Jährige auch erstmals Freiluft-Weltmeister. „Diesen Titel habe ich herbeigesehnt.“ Schon nach übersprungenen 6,06 m stand er als Weltmeister von Eugene fest.

Zuvor hatte Tobi Amusan (Nigeria) bereits im ersten Semifinale über 100 m Hürden den Weltrekord von 12,21, aufgestellt von Kendra Harrison (USA) bei den Olympischen Spielen in London 2012, bei einem zulässigen Rückenwind von 0,9 m/sek auf grandiose 12,12 Sekunden verbessert. Der bislang größte Erfolg der 25-Jährigen war ihre Goldmedaille 2018 bei den Commonwealth Games. Im Finale drückte sie diese Zeit noch einmal bei zu starkem Rückenwind (+2,5m/sek) auf 12,06, womit sie überlegen Gold gewann.

Nach der Fabelzeit von Sydney McLaughlin (USA) über 400 m Hürden in 50,68 Sekunden erzielten Amusan und Duplantis den zweiten und dritten Weltrekord dieser WM. Insgesamt wurden in der Geschichte der 18 Leichtathletik-Weltmeisterschaften seit 1983 35 Weltrekorde aufgestellt. Nur in Stuttgart 1993 (5 Weltrekorde) und Göteborg 1995 (4) hatte es eine größere Weltrekordausbeute als jetzt in Eugene gegeben.

Bei dem furiosen Finaltag gab es zahlreiche Highlights. Die letzten Laufbewerbe brachten für die USA die erwarteten Triumphe über 4 x 400 m. Als Schlussläuferin holte NcLaughlin hier ihren zweiten Titel. Allyson Felix lief zwar nicht im Finale, erhält aber ebenso Gold, da sie im Vorlauf eingesetzt worden war. Damit erhöhte sie zum Abschluss ihrer WM-Karriere ihre Medaillenausbeute auf 14 x Gold, 3 x Silber und 3 x Bronze. Ohnehin war sie schon erfolgreichste WM-Teilnehmerin aller Zeiten. Bei den Männern ist dies Usain Bolt (11/2/1).

Starker Jakob Ingebrigtsen
Jakob Ingebrigsten gewann nach seinem 1500-m-Silber in Eugene Gold über 5000 m in 13:09,24. Der 21-jährige Norweger lief von der Spitze weg ein grandioses Solo und wehrte auch den Schlussangriff des Kenianers Jacob Krop (Ken/13:09,98) souverän ab. Ingebrigtsen: „Ich wollte mich nicht auf eine Spurtentscheidung einlassen, lieber selbst von der Spitze laufen.“ Was ihm großartig gelang. Über 800 m der Frauen setzte sich Olympiasiegerin Athing Mu (USA) in 1:56,30 mit acht Hundertstel Vorsprung vor Keely Hodgkinson (Gb) durch.

Zitterpartie für Mihambo
Zu einer Zitterpartie wurde der Weitsprung für Malaika Mihambo. Die Deutsche hatte im Finale zwei ungültige Versuche, ehe sie im dritten Durchgang mit 6,98 m den Endkampf der acht Besten erreichte. Dort flog sie zu 7,09 m und 7,12 m. Damit holte die Olympiasiegerin auch ihren zweiten WM-Titel. Es war die einzige Goldmedaille für Deutschland bei dieser WM.

Schließlich wurde Kevin Mayer erneut „König der Athleten“. Der 30 Jahre alte Franzose setzte sich im Zehnkampf mit 8816 Punkten durch und wurde zum zweiten Mal nach 2017 Weltmeister. Der Weltrekordler, der auch schon zweimal Olympiasilber gewonnen hat, hatte nach seinem WM-Titel nur einen Wunsch: „Nein, schlafen will ich jetzt nicht, nur trinken!“

 USA total überlegen
Mit großem Abstand wurden die USA die erfolgreichste Nation dieser Titelkämpfe. Der Gastgeber kam auf insgesamt 13 Gold, 8 Silber und 11 Bronze vor Äthiopien (4/4/2). Dafür erhielten die USA die bei dieser WM erstmals vergebene Team Trophy. Auch in der Punktetabelle, in der alle Ränge bis Platz acht aufgeführt werden, waren die USA mit 328 Punkten überlegen.

Österreich war leider nicht in der Punktetabelle vertreten. Lukas Weißhaidinger, der seine vierte große Medaille nach Bronze bei EM, WM und Olympia angepeilt hatte, kam über den zehnten Platz nicht hinaus. Jeweils 23. wurden Susanne Walli nach zwei starken 400-m-Läufen und Victoria Hudson, die erneut in der Speerwurf-Qualifikation chancenlos hängenblieb. Bei der EM in München soll es aus rot-weiß-roter Sicht wieder besser laufen.

 Näher an die Unantastbaren
Die Fabelweltrekorde und eine weitere Flut von Klasseleistungen zeigten an der Spitze einen enormen Aufwärtstrend. Sie zeigten vor allem auch, dass es den eigentlich unantastbaren Legenden wie Usain Bolt und Jackie Joyner-Kersee eines Tages sehr wohl bei ihren Traumrekorden an den Kragen gehen kann. US-Boy Noah Lyles näherte sich über 200 m bei seinem WM-Gold in 19,31 schon gefährlich nahe dem Bolt-Rekord von Berlin 2009 in 19,19 Sekunden. „Ich war in Weltrekordform, bin aber auch mit dem US-Rekord mehr als zufrieden“, sagte er.

Eine Sensation war schlichtweg die 200-m-Zeit von Shericka Jackson. In 21,45 flog sie Florence Jackie-Joyner (21,34) so nahe wie keine Läuferin zuvor. Sollte schließlich Sydney McLaughlin auf die 400 m flach umsteigen, könnte sie den Uralt-Weltrekord von Marita Koch löschen, die 1985 für die DDR 47,60 gelaufen war. Auch eine weitere DDR-Marke könnte in absehbarer Zeit gelöscht werden. Weltmeister Kristjan Ceh (Slo), heuer der überragende Mann im Diskus-Ring (er warf 2022 71,27 m), könnte auf einer „Segelwiese“ die 74,08 m von Jürgen Schult (1986) löschen…

Olaf Brockmann
Olaf Brockmann
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(Bild: KMM)



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