Der positive Corona-Test kam Sonja Mikstetter besonders ungelegen, denn kurz darauf kündigte sich die Geburt ihres Sohnes an. Rund 182 Frauen erlebten in Oberösterreich Ähnliches seit Beginn der Pandemie.
„Wir mieden (zu) viele Kontakte, testeten uns oft, hielten uns an alle Regeln“, erinnert sich Sonja Mikstetter (33) aus Lindach an ihre Schwangerschaft. Sie wollte auf keinen Fall Corona bekommen. Doch dann war einer der vielen Tests positiv: „Ich konnte es nicht glauben!“ Am selben Tag – der Blasensprung: „Ich fuhr mit der Rettung ins Spital. Die Sanitäter trugen die komplette Ausrüstung. Ich war so aufgewühlt. Es ist genau das eingetreten, was ich vermeiden wollte – Corona bei der Geburt unseres Babys“, erinnert sich Mikstetter.
Sie kam in ein Zimmer für Corona-positive Gebärende. „Rund um die Uhr waren Hebammen in Schutzkleidung da.“ Sie erlebte eine ruhige Geburt, natürlich fehlte ihr der Ehemann an der Seite. Hinterher kam sie mit dem Neugeborenen in ein anderes Isolierzimmer: „Ich war alleine mit dem Baby, beim Stillen hab’ ich eine Maske aufgesetzt“, erinnert sie sich. Der Bub bekam nicht Corona, dafür aber Gelbsucht, die behandelt werden musste. Der Aufenthalt verlängerte sich.
„Habe mich alleine gefühlt“
Die junge Mutter, die bisher enorme Kräfte mobilisieren konnte, kippte aus ihrer stabilen Stimmung: „Ab dem Zeitpunkt habe ich mich so alleine gefühlt. Ich sehnte mich nach einer Umarmung.“ Plötzlich wurde es für sie ein Problem, dass das Pflegepersonal nicht automatisch immer wieder vorbeischaute, denn Schutzkleidung anzuziehen, ist aufwendig. Der Austausch mit dem älteren Sohn und dem Ehemann übers Handy wurde noch wichtiger. Erst zu Hause fand sie endlich wieder zu gewohnten Kräften.
Signale senden, wenn man sich doch alleine fühlt
Hebamme Renate Strasser begleitet immer wieder Frauen, die Corona-positiv ihr Baby zur Welt bringen oder im Wochenbett erkranken: „Die wenigsten hadern, sondern die Frauen merken: Sie dürfen jetzt in ihre eigene Kraft gehen. Ein Kind auf die Welt zu bringen, ist eine große Aufgabe, und die Frauen können das.“ Strasser erlebt aber auch, dass sich diese Mamas später oft „sozial unterversorgt“ fühlen: „Das kann man sich eingestehen und klar sagen: ,Jetzt brauche ich jemanden!‘“, gibt sie als Tipp. Und dann entweder läuten oder telefonieren.
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