Nur wenige Monate nach der Geburt des ersten Kindes rastet der Ehemann komplett aus. Er beleidigt, demütigt und stößt Frau B. zur Seite. Bei dem Sturz fügt sich die Jungmama eine blutende Wunde zu. Das Baby hatte sie zu dem Zeitpunkt auf dem Arm.
Es ist nicht nur dieser Fall über häusliche Gewalt, der schockiert. Jeder einzelne tut es, denn hinter jedem einzelnen steht eine Geschichte, ein Schicksal. Es ist noch immer ein Tabu, ein Thema, das mit Scham behaftet ist. Täterverantwortung steht dabei im Vordergrund. Und gerade deswegen ist es wichtig, an die Öffentlichkeit zu gehen, den Frauen zu vermitteln: Ihr seid nicht allein. „Nicht alles, was Liebe ist, ist Liebe. Oft ist es einfach nur Kontrolle.“ Sonja Ablinger, Vorsitzende des Gewaltschutzzentrums OÖ spricht aus, was sich viele denken. Und untermauert das mit Fakten. 2614 Klientinnen wurden aufgrund eines Betretungs- und Annäherungsverbotes durch die Exekutive im vergangenen Jahr an das Gewaltschutzzentrum überwiesen, vor zehn Jahren waren es nur halb so viele. „Das Gewaltschutzgesetz hat das Bewusstsein verändert. Der Paragraf Stalking wurde eingeführt, das Betretungsverbot verlängert. Es melden sich leider immer noch Frauen zu spät. Nicht gleich, nachdem der Mann das erste Mal zugeschlagen hat. Aber es ist gut, dass sie sich überhaupt melden“, so Ablinger.
Auch die Kinder sind betroffen
Und viel zu oft sind leider auch Kinder betroffen. „Schätzungen zufolge erleben bis zu 30 Prozent der Kinder in Österreich Gewalt innerhalb der Familie. Besonders alarmierend ist, dass wiederholte Schläge gegen die Mutter das Risiko von den Kleinen erhöht, selbst körperlich misshandelt zu werden“, erklärt Eva Schuh, Geschäftsführerin Gewaltschutzzentrum OÖ. Zudem leben diese in ständiger Angst und Hilflosigkeit, was Bindungs- und Entwicklungsstörungen zur Folge hat. „Ich habe ein Recht auf ein Leben ohne Gewalt“, so Ablinger. Und auch wenn die Zahlen der Körperverletzung, die Anzeigen wegen Vergewaltigung, sexuellen Missbrauchs oder Stalking erschreckend sind, zeigen diese auch auf, dass Frauen sich Hilfe suchen, Beratungen in Anspruch nehmen und immer mehr versuchen aus den Fängen der Beziehung zu fliehen.
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