Großprojekt

„Alles neu“ am schönen Lünersee

Nachrichten
13.06.2022 09:45

Die „illwerke vkw“ planen in den kommenden zwei Jahren die Errichtung eines neuen Gastrobetriebes am Lünersee in Vorarlberg. Die seit 1960 bestehende Douglasshütte soll abgerissen werden.

Der Lünersee zählt im Sommer zu den beliebtesten Ausflugszielen im Land. Im August 2020 wurde die neue Seilbahn eröffnet, nachdem die Betriebsgenehmigung für die alte Bahn nach 60 Jahren erloschen war. Rund fünf Millionen Euro hatte der Eigentümer - die „illwerke vkw AG“ - in den Neubau investiert. Nun ist ein weiteres Bauprojekt am Lünersee geplant: Die bestehende Douglasshütte (auch Lünerseehütte genannt) soll abgerissen und an anderer Stelle neu gebaut werden. „Das Gebäude ist in die Jahre gekommen, der Bestand nicht mehr zeitgerecht. Eine Renovierung wäre zu aufwändig“, sagt Dieter Stähele vom Bau- und Facilitymanagement der „illwerke vkw“. Die bestehende Hütte samt Gastronomiebereich wurde 1960 auf dem sogenannten Seebord, einem Felsriegel der den Lünersee nach Norden begrenzt, errichtet. Das Haus war bis zu dessen Verkauf 2009 an die „illwerke vkw“ im Besitz der Sektion Vorarlberg des Österreichischen Alpenvereins. Auf der Terrasse, die an schönen Tagen ein regelrechter Magnet für Ausflügler und Wanderer ist, finden bis zu 230 Personen Platz, im Innenbereich gibt es Sitzgelegenheiten für immerhin 170 Gäste.

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Das Gebäude ist in die Jahre gekommen, der Bestand nicht mehr zeitgerecht. Eine Renovierung wäre zu aufwändig.

Dieter Stähele, Projektleiter

Neuer Standort westlich der Bergstation
Die neue Hütte soll ebenfalls im unmittelbaren Nahbereich der Bergstation entstehen, allerdings auf der Westseite, wie Stähele berichtet: „Im Rahmen interner Studien hat sich dieser Standort als am geeignetsten erwiesen. Dort lässt sich der Bau auf einer Ebene errichten, die jetzige Hütte ist auf zwei Höhenniveaus verteilt, das würde die ohnehin schon aufwändige Höhenbaustelle noch komplizierter gestalten.“ Genaue Budget-Zahlen kann Stähele noch keine nennen, auch über das endgültige Design ist noch nicht entschieden. Die Planungen sollen jedoch noch in diesem Jahr abgeschlossen werden, auch erste Ausschreibungen könnten bereits getätigt werden. Der Baubeginn ist für 2024 angesetzt, bis 2025 soll die neue Gastwirtschaft, die als reiner Tagesbetrieb ohne Übernachtungsmöglichkeiten geführt werden wird, eröffnen - „sofern sich die Situation am Baumarkt nicht weiter verschärft“.

Neubau eine gewaltige Herausforderung
Auch ohne die derzeit angespannte Lage in der Baubranche wartet das Vorhaben mit einigen Herausforderungen auf. „Da es sich um eine hochalpine Baustelle handelt, ist der Materialtransport um einiges aufwändiger als im Tal. Deshalb muss vorab eigens eine Materialseilbahn errichtet werden, die nach Abschluss der Arbeiten wieder rückgebaut wird“, erläutert Stähele. Zudem kann nur während der Sommermonate gebaut werden, wenn kein Schnee mehr liegt. „Allgemein ist man auf solch einer Höhe doch sehr von der Wetterlage abhängig“, weiß der Projektverantwortliche. Damit Gäste auch während der Zeit des Neubaus versorgt sind, soll die alte Douglasshütte geöffnet bleiben. Erst danach wird das Gebäude abgetragen.

Fakten

John Sholto Douglass, der Namensgeber der Douglasshütte, entstammte einem der ältesten und einflussreichsten schottischen Adelsgeschlechter. Der Stammsitz der Familie war Tilquhillie Castle bei Banchory in Aberdeenshire. John Douglass senior hatte 1837 in Thüringen gemeinsam mit Peter Kennedy und Albrecht Escher die „k.k. privilegierte Baumwoll-Spinnerey und Weberey“ gegründet. 1850 wurde er alleiniger Inhaber und die Familie ließ die Villa Falkenhorst als ihren Wohnsitz errichten. Dort wurde 1838 John Sholto Douglass geboren. Nachdem seine Eltern 1863 nach Schottland zurückgekehrt waren, übernahm er als ältester Sohn die Führung der Firma in Thüringen. Im Alter von 36 Jahren verunglückte John Sholto Douglass bei der Gamsjagd im Radonatobel (Klostertal). Er hinterließ seine Frau Vanda Douglass und drei Kinder. Um seinen Tod ranken sich bis heute zahlreiche Gerüchte.

Die Geschichte einer echten „Hüttenlegende“
Bereits vor 150 Jahren, im August 1871, eröffnete die Sektion Vorarlberg des Alpenvereins eine Schutzhütte am Lünersee. Es war dies die erste Hütte dieser Art in Vorarlberg und eine der wenigen bewirtschafteten Hütten in den Ostalpen. Als John Sholto Douglass, Vorsitzender des Alpenvereins und einer der Impulsgeber für den Hüttenbau, 1874 bei einem Jagdunfall sein Leben gelassen hatte, wurde das Gebäude ihm zu Ehren in Douglasshütte umbenannt. Nachdem der Erstbau durch eine Lawine zerstört worden war, erfolgte 1877 ein Neubau an einem gesicherten Platz. Das Gebäude wurde in den folgenden Jahren mehrfach erweitert und wirtschaftlich erfolgreich geführt. 1959 musste es jedoch dem aufgestauten Lünersee weichen - als Ersatz entstand die heutige Douglasshütte. In den kommenden zwei Jahren wird nun ein neues Kapitel in der Geschichte der Berghütte am Lünersee aufgeschlagen.

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