Rauswurf mit Ticket

ÖBB ließen wegen überfülltem Zug die Polizei antanzen

Österreich
04.07.2011 12:55
Die ÖBB haben am Samstag - dem ersten Tag der Schulferien in Ostösterreich - auf dem Wiener Westbahnhof einen überfüllten Zug von der Polizei räumen lassen. Die Exekutive sei zu Hilfe gerufen worden, nachdem Aufforderungen des Zugführers an Passagiere ohne Sitzplatz, den Railjet zu verlassen, kein Gehör gefunden hätten, so die ÖBB. Bei Fahrgastverbänden sorgen die Vorkomnisse für Empörung - solche Einsätze seien vermeidbar, heißt es.

Betroffen war der Railjet 60 von Budapest nach München, der den Westbahnhof planmäßig um 10.14 Uhr verlässt. Es sei Vorschrift, dass für den Zugbegleiter alle Türen und Sicherheitseinrichtungen erreichbar sein müssten, erklärte eine Sprecherin der Bahn.

Dies sei am Samstag aber nicht der Fall gewesen, und da die Durchsagen offenbar nicht ernst genommen worden seien, habe man die Polizei um Unterstützung gebeten. Wie genau die Räumung vonstatten ging, z.B. ob Polizeibeamte den Zug tatsächlich betraten, ist allerdings nicht bekannt. Die betroffenen Passagiere - deren Zahl konnte selbst die Sprecherin nicht angeben - hätten jedenfalls die Möglichkeit gehabt, einen Zug zu nehmen, der eine halbe oder Dreiviertelstunde später gefahren sei. Wie stark dieser Zug frequentiert war, ist allerdings ebenfalls nicht bekannt.

Die ÖBB appellierten an die Fahrgäste, von der Möglichkeit der Sitzplatzreservierung Gebrauch zu machen. Dadurch könnte die Bahn die Zahl der zu erwartenden Passagiere genauer abschätzen - was der Bundesbahn am Ferienbeginn, der jedes Jahr um dieselbe Zeit stattfindet, offenbar nicht möglich war...

"ProBahn": Sitzplatzreservierung belohnen statt bestrafen
Die Fahrgastinitiative "ProBahn" hat die Ursachen für derart unschöne Ereignisse jedenfalls schon ausgemacht: das Ticketsystem der Bahn und ihre Beharrlichkeit, sich auf Stoßzeiten nicht ausreichend vorbereiten zu wollen. "ProBahn"-Sprecher Peter Haibach schlägt den ÖBB vor, Fahrgäste für die Sitzplatzreservierung in Zukunft zu belohnen, anstatt zu bestrafen. Zum Beispiel, indem man für eine Sitzplatzreservierung nicht drei Euro (online) bzw. 3,50 Euro (Schalter) kassiert, sondern vielleicht sogar Rabatte gewährt.

Im Falle der Westbahn-Strecke erneuert Haibach seine Forderung, die ÖBB mögen doch mit dem ab Ende 2011 von Wien bis Salzburg verkehrenden Privatmitbewerber Westbahn ein Tarifsystem vereinbaren, damit Fahrgäste in überfüllten ÖBB-Zügen auf Westbahn-Züge umsteigen können. Und wenn dies nicht die ÖBB tun möchte, dann eben das Infrastrukturministerium.

Ferner sollten die Bundesbahnen ein System von Ersatz- bzw. Vorhaltezügen anwenden, das es laut Haibach früher schon gegeben habe. Wenn man Züge an größeren Bahnhöfen wie Wien, St. Pölten und Linz allzeit bereit halte, könnten diese in genau solchen Situationen eingesetzt werden. Gegenüber krone.at merkte Haibach am Montag an, dass die Situation am Westbahnhof wohl auch deswegen eskalierte, weil die Bahn den Zug nicht einfach erweitern konnte. An die Railjet-Züge könne man keine Waggons anstoppeln, höchstens einen weiteren kompletten Hochgeschwindigkeitszug.

Zug-Boom "darf nicht mit Imageschaden einhergehen"
"Nachdem es in Österreich keine Reservierungspflicht gibt, aber eine Beförderungspflicht, laufen die ÖBB auch Gefahr, mit Klagen von Fahrästen eingedeckt zu werden. Die an sich erfreuliche Tatsache, dass Züge vermehrt genutzt werden, darf nicht mit einem Imageschaden einhergehen, der dazu führt, dass Kunden abgeschreckt werden", warnt der "ProBahn"-Sprecher.

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