„Totaler Ruin, leider“

Chefpilot besichtigt zerstörte Antonov An-225

Elektronik
04.04.2022 10:52

Nach dem Rückzug russischer Streitkräfte vom wichtigen Frachtflughafen Hostomel nahe Kiew, der seit Beginn des Ukraine-Krieges am 24. Februar umkämpft war, haben sich ukrainische Truppen am Samstag ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung gemacht. Mit dabei auch Dmytro Antonov, Chefpilot der Antonov An-225. In einem YouTube-Video nimmt er die Trümmer des einst für den Transport der sowjetischen Raumfähre Buran konstruierten größten Frachtflugzeugs der Welt in Augenschein.

In dem auf seinem persönlichen YouTube-Kanal veröffentlichten Video (siehe oben) besichtigt Antonov den großteils zerstörten Flughafen Hostomel und schließlich auch den gigantischen Hangar, in dem „sein“ Flugzeug steht, die Antonov An-225. Das sechsstrahlige Frachtflugzeug mit mehr als 88 Metern Flügelspannweite wurde Ende der Achtziger vollendet. Nach dem Kollaps der Sowjetunion wurde das vom (rein zufällig gleichnamigen) Hersteller „Mriya“ getaufte Flugzeug in aller Welt für den Transport sperriger Fracht gechartert, die andere Maschinen nie transportieren könnten.

„Totaler Ruin, leider“
Flügel eins kann verwendet werden, der linke Flügel zum Mittelteil“, urteilt Antonov laut YouTube-Transkription beim ersten Augenschein der Maschine (ca. ab Minute 16:35). Auch vier der Triebwerke dürften den Angriff weitgehend unbeschadet überstanden haben, die Mehrheit der hinteren Fahrwerke wäre „wahrscheinlich nutzbar“. Beim Blick aufs völlig ausgebrannte Cockpit muss Antonov allerdings einräumen: „Ich dachte, hier wäre alles besser.“ Später ergänzt er: „Totaler Ruin, leider“.

Antonov An-225 "Mriya"

Besatzung: 7 Personen (6 im Cockpit)
Länge: 84 Meter
Flügelspannweite: 88,4 Meter
Flügelfläche: 905 Quadratmeter
Höhe: 18,1 Meter
Frachtraumgröße: 43,3 mal 6,4 mal 4,4 Meter
Frachtraumvolumen: 1220 Kubikmeter
Leergewicht: 175 Tonnen
Maximales Startgewicht: 640 Tonnen
Maximale Zuladung intern: 345 Tonnen
Maximale Zuladung extern: 110 Tonnen
Höchstgeschwindigkeit: 850 Kilometer pro Stunde
Dienstgipfelhöhe: 11 Kilometer
Reichweite (leer): 15.400 Kilometer
Reichweite (voll beladen): 2500 Kilometer
Startweg: 3,5 Kilometer
Triebwerke: 6 Mantelstromtriebwerke Lotarjow D-18T

Hätte die An-225 gerettet werden können?
Die finale Beurteilung durch eine Expertenkommission des Herstellers ist allerdings noch ausständig. Mit diesem war Antonov erst vor gut zwei Wochen aneinandergeraten, als er dem Flugzeugbauer öffentlich vorwarf, Warnungen ignoriert und die Maschine nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht zu haben. Das Unternehmen konterte, dass Antonov als Chefpilot selbst hätte aktiv werden können, immerhin sei er ein hochrangiger Mitarbeiter. Kurz vor dem russischen Angriff kursierten allerdings noch Berichte, dass die An-225 zur Wartung am Boden sei und aus diesem Grund nicht evakuiert werden konnte.

Hoffnung, den Riesenflieger nach Beendigung der Kampfhandlungen in der Ukraine reparieren oder einen neuen bauen zu können, weckt ein zweites, nie vollendetes Exemplar. Die Einzelteile wurden in den Neunzigern vom Hersteller eingelagert. Gelegentliche Bestrebungen, die zweite An-225 zu vollenden, scheiterten bislang an den Kosten und fehlender Nachfrage.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele