Amtsschimmel

Landwirte-Ärger über „Spätstart“ bei Erntehelfern

Oberösterreich
30.03.2022 06:00
Sauer wie Essiggurkerl sind die Bauern im Eferdinger Landl, weil geflüchtete Ukrainer, die gerne bei der Ernte helfen würden, vom Amtsschimmel ausgebremst werden. Die Landwirte müssen warten, bis sie die Ankömmlinge einsetzen dürfen. Spargel und Schnittlauch sprießen aber trotzdem weiter.

„Der Spargel sticht raus, der Schnittlauch gehört geschnitten, aber die ukrainischen Frauen, die da sind, dürfen nicht arbeiten“, ärgert sich Stefan Hamedinger, Geschäftsführer Gemüsebau beim Verband der Obst- und Gemüseproduzenten Oberösterreich: „Die geflüchteten Ukrainerinnen mussten sich zuerst registrieren lassen, dann prüft das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl die Daten, und dann geht es an die Staatsdruckerei, die die Ausweise produziert. Mit einem Monat Verspätung, weil man sich angeblich nicht über das Design einigen konnte, wie man so hört.“

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Mich wundert es nicht, dass so viele Ukrainerinnen, die zu uns geflüchtet sind, lieber in andere Länder weiterreisen, wenn man miterlebt, wie mühsam der Umgang mit unserer Bürokratie ist. Dabei möchten sie ja arbeiten.

Stefan Hamedinger

Warten auf blauen Ausweis
Doch erst wenn der blaue Ausweis an die Vertriebenen versandt worden ist, können Arbeitgeber beim AMS um eine Beschäftigungsbewilligung ansuchen. „Bis dahin sind locker zwei Monate vergangen“, sagt Hamedinger, der die Kapriolen des Amtsschimmels gar nicht zum Wiehern findet. Sein Verbandspräsident Ewald Mayr aus Pupping holte vor drei Jahren nach einer Bildungsreise nach Vietnam 13 Asiaten als Erntehelfer nach Oberösterreich, die heuer in 14 Tagen wieder kommen: „Ihnen macht es nichts aus, am Boden zu hocken, sie sind so gesehen ideale Erntehelfer. Sie sind immer freundlich und schätzen Gemüse sehr.“

Auch Marokkaner beworben
Mayer setzt das Personal aus Fernost für die Ernte von Zucchini und Radieschen ein. Früher hatte er Kosovo-Albaner beschäftigt – bis ein Landesjurist darauf kam, dass deren Führerscheine nicht mehr gelten. Mayr holte vor zwei Wochen zwei seiner ukrainischen Helferinnen samt vier Kindern in deren Heimat ab, brachte im Gegenzug Hilfsgüter hin. Auf seinen Feldern bleibt’s international: neuerdings bewerben sich auch schon Marokkaner.

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