Lage in Ostafrika

28 Millionen Menschen droht „extremer Hunger“

Ausland
22.03.2022 05:50

Bis zu 28 Millionen Menschen in Ostafrika sind von schwerem Hunger bedroht, falls die Regenfälle im März ausbleiben, warnt die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam. Angesichts des Kriegs in der Ukraine bestehe Gefahr, dass die Weltgemeinschaft nicht angemessen auf die eskalierende Krise reagiert. Bereits jetzt hätten in der Region 21 Millionen Menschen mit schwerem Hunger zu kämpfen - inmitten von Konflikten, Überschwemmungen und der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren.

Nur drei Prozent der insgesamt sechs Milliarden Dollar (rund 5,45 Mrd. Euro), die die Vereinten Nationen 2022 für die humanitäre Hilfe in Äthiopien, Somalia und dem Südsudan aufbringen müssen, seien bisher finanziert worden. Der Hilfsbedarf Kenias sei nur zu elf Prozent gedeckt. „Ostafrika kann nicht warten. Die durch Klimaveränderungen und Covid-19 verursachte Hungerkrise verschärft sich von Tag zu Tag“, sagte Gabriela Bucher, Vorstandsvorsitzende von Oxfam International.

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Ostafrika kann nicht warten.

Gabriela Bucher, Vorstandsvorsitzende von Oxfam International

„Die Auswirkungen des Ukraine-Konflikts auf das globale Nahrungsmittelsystem werden rund um den Globus zu spüren sein, aber gerade die ärmsten und schwächsten Menschen werden am stärksten und schnellsten betroffen sein“, so Bucher. Der Anstieg der weltweiten Nahrungsmittel- und Rohstoffpreise untergrabe bereits die Möglichkeiten der hoch verschuldeten afrikanischen Regierungen, den Hunger zu bekämpfen. Die Länder Ostafrikas importieren bis zu 90 Prozent ihres Weizens aus der Ukraine und Russland. In Somalia seien die Preise für Grundnahrungsmittel schon mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr.

Schlimmere Lage als jemals zuvor?
In den Jahren 2010/11 trieb ein ähnlicher Anstieg der Lebensmittelpreise 44 Millionen Menschen weltweit in extreme Armut, warnte Oxfam. Es gebe Anzeichen dafür, dass es diesmal noch schlimmer kommen könnte. Allein im ersten Quartal 2022 wurden demnach über 13 Millionen Menschen in Äthiopien, Kenia und Somalia auf der Suche nach Wasser und Weideland vertrieben. Die Region hat außerdem unter der schlimmsten Heuschreckenplage seit 70 Jahren und unter Sturzfluten gelitten, von denen fast eine Million Menschen im Südsudan betroffen waren. In Kenia sei die Ernte um 70 Prozent zurückgegangen, fast die Hälfte aller Haushalte müsse sich Lebensmittel leihen oder auf Kredit kaufen. In Äthiopien herrsche die größte Ernährungsunsicherheit seit 2016. Mehr als 671.000 Menschen haben kürzlich Somalia verlassen, weil fast 90 Prozent des Landes von einer schweren Dürre betroffen sind.

Menschen vollkommen verzweifelt
Ahmed Mohamud Omar (70), Viehzüchter aus dem Bezirk Wajir in Kenia, berichtete laut Oxfam: „Wegen der Dürre sind die meisten unserer Esel verendet, und die verbliebenen sind zu schwach, um Karren zu ziehen. Ich habe keine Kamele oder Ziegen mehr, ich denke darüber nach, was meine Familie essen wird, woher ihre nächste Mahlzeit kommt, ob ich den täglichen Kanister Wasser bekomme.“ Nyadang Martha aus Akobo im Südsudan sagte: „In den 40 Jahren meines Lebens habe ich noch nie so etwas gesehen wie das, was hier in Akobo passiert. In den letzten vier Jahren gab es entweder Überschwemmungen, Dürren, Hungersnöte, Gewalt oder Covid-19. Das ist einfach zu viel. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Wenn es so weitergeht, bezweifle ich, dass meine Mädchen erwachsen werden können.“

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