Öffnung zu früh?

Ansturm auf die Discos: Expertin hat „Bauchweh“

Steiermark
07.03.2022 18:30

Volle Tanzflächen, krachende Beats, keine Masken, keine Sperrstunde und viel Alkohol: Die Bilder des vergangenen Wochenendes wirken nach zwei Jahren Pandemie wie aus einer fernen Welt. Kommt die komplette Öffnung der Nachtgastronomie zu früh? Die „Krone“ hat mit steirischen Experten gesprochen.

Egal ob in Graz, Hartberg oder Niklasdorf: Die Discos und Clubs wurden Samstagnacht gestürmt. Ein Bild, das österreichweit einheitlich war. „Ich sehe das aus Sicht der Behörde, die verhindern soll, dass Covid sich noch schneller ausbreitet, und habe daher natürlich Bauchweh“, sagt Eva Winter, die Leiterin des Grazer Gesundheitsamts.

Viel zu viele junge Menschen würden auf zu engem Raum gemeinsam feiern. „Dabei ist das eine von Covid stark betroffene Altersgruppe.“ Rein rechnerisch müsse man laut Winter davon ausgehen, dass ein bis drei Prozent der Besucher infiziert sind - und weitere Menschen anstecken, die das Virus dann in die Schulen, Universitäten und Unternehmen weitertragen.

7-Tage-Inzidenz in Graz steigt wieder
Die Öffnungsschritte seien „ein Stück zu früh gekommen“, meint Winter. „Wir befinden uns in einer Pandemiephase, die sich noch nicht stabilisiert hat.“ In der Vorwoche seien die Infektionszahlen wieder gestiegen, die 7-Tage-Inzidenz für Graz liegt nun wieder bei über 2000. Und angesichts der Öffnungen am Wochenende geht Winter von einem weiteren Anstieg aus.

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Wir befinden uns in einer Pandemiephase, die sich noch nicht stabilisiert hat.

Eva Winter

„Entscheidend sind Hospitalisierungszahlen“
Doch sind die reinen Infektionszahlen überhaupt relevant? Nun, für den Mikrobiologie-Leiter bei der Kages, Klaus Vander, sind die Hospitalisierungszahlen viel ausschlaggebender. Und diese seien derzeit und wohl auch in Zukunft noch „handelbar“. 359 Covid-Patienten liegen auf den steirischen Normalstationen (Tendenz steigend), 32 auf Intensivstationen (Tendenz gleichbleibend). „Immer mehr Patienten sind aber nicht wegen, sondern mit Corona im Spital“, betont die Kages.

Vander findet die Öffnungsschritte „notwendig und richtig - ein Stück später, in einer abklingenden Phase, wären sie aber glücklicher gewesen“. Er rechnet aber damit, dass die Corona-Zahlen bald sinken werden. Weil auf jeden Höhepunkt einer Welle ein Absinken kommt, die Immunisierungsrate in der Bevölkerung hoch ist und die warme Jahreszeit einen Rückgang begünstigt. Zudem dürfte das Zurückfahren der Teststrategie ab Ende März das „künstlich erzeuge Bedrohungsszenario“ reduzieren.

Impf-Fundament droht zu bröckeln
Und trotz dieser grundsätzlich positiven Aussichten zeichnet sich am Horizont, spätestens im nächsten Herbst, schon die nächste Bedrohung ab, falls die Bevölkerung das Impfangebot so wie derzeit immer weniger annimmt. Vander: „Alle positiven Entwicklungen sind aktuell getragen von den Impfungen. Wenn wir beginnen, dieses Fundament zu schwächen, bekommen wir ein Problem.“

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