Affäre Strauss-Kahn

Ex-IWF-Chef kommt gegen sechs Millionen Dollar frei

Ausland
19.05.2011 22:53
Der zurückgetretene IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn kommt gegen eine Kaution in Höhe von einer Million Dollar (rund 700.000 Euro) in bar aus der Untersuchungshaft frei, wie der State Supreme Court am Donnerstag entschied. Zusätzlich muss der Franzose aber noch fünf Millionen Dollar in Form von Bankbürgschaften hinterlegen. Der 62-Jährige hat sich bis zur nächsten Verhandlung unter strenger Bewachung in einem Appartement in Manhattan aufzuhalten.

Strauss-Kahn darf New York vorerst jedenfalls nicht verlassen. Eine Sicherheitsfirma wird damit beauftragt, jeden seiner Schritte zu überwachen. Die bewaffneten Sicherheitsleute sollen über jeden Besuch und jede Bewegung Protokoll führen. Alle Reisedokumente, Strauss-Kahn hat zwei Reisepässe, werden einbehalten.

Der Richter machte deutlich, dass der Politiker beim geringsten Verstoß wieder ins Gefängnis gehe. Unmittelbar nach dem Richterspruch am State Supreme Court musste der Franzose aber erst einmal wieder in seine Einzelzelle auf der Gefängnisinsel Rikers zurück. Die Tore öffnen sich erst, wenn die geforderte Summe hinterlegt ist.

Strauss-Kahns Frau, die am Montag in New York eingetroffen ist, hat bereits ein Appartement für sich und ihren Mann gesucht. Im Gerichtssaal wirkte sie tief betroffen, eine Tochter des Ex-IWF-Chefs aus einer früheren Ehe stützte sie. Erst mit dem Richterspruch hellte sich ihre Miene auf.

Anklage gegen Strauss-Kahn
Kurz zuvor hatte eine Grand Jury den 62-Jährigen offiziell angeklagt. Der Ex-IWF-Chef soll am Samstag in einem Hotel versucht haben, ein Zimmermädchen zum Sex zu zwingen. Die 32-Jährige aus Guinea hatte am Mittwoch mehrere Stunden vor der Grand Jury ausgesagt, die über einen Prozess zu entscheiden hat. Details ihrer Vernehmung wurden nicht bekannt, sie soll ihre früheren Aussagen aber im Wesentlichen bestätigt haben.

Nach einem Medienbericht soll zudem ein weiterer Zeuge aufgetaucht sein. Ein Hotelangestellter habe gerade das Frühstücksgeschirr abgeräumt, als das Zimmermädchen die Sofitel-Suite betreten wollte, berichtete die Pariser Zeitung "Le Figaro" unter Berufung auf Hotelmitarbeiter. Die Tür sei nur angelehnt gewesen. Der Mann habe wohl nicht bemerkt, dass Strauss-Kahn noch im Badezimmer gewesen sei. Er habe der jungen Frau gesagt, dass sie die Suite reinigen könne.

Sollte die Informationen stimmen, fällt ein mögliches Beweismittel weg: Die Ermittler hatten gehofft, anhand der Magnetkarten, mit denen sich die Türen öffnen lassen, den Zeitpunkt zu bestimmen, zu dem das Zimmermädchen die Suite betreten hatte. Wenn die Tür schon geöffnet gewesen war, hat sie ihre Karte aber gar nicht benutzen müssen. Berichte über Videoaufnahmen, die das Zimmermädchen und/oder Strauss-Kahn beim Verlassen der Suite zeigen, sind hingegen vermutlich falsch. Nach Informationen des "Figaro" sind auf dem Flur keine Kameras installiert, sondern lediglich in der Hotellobby.

Falscher "Bruder" von mutmaßlichem Opfer
Indes wurde am Donnerstag bekannt, dass sich offensichtlich ein 42-Jähriger fälschlicherweise als Bruder des Opfers ausgegeben hat. Der Mann aus der Bronx habe zugegeben, dass das mutmaßlich von dem Franzosen angegriffene Zimmermädchen gar nicht seine Schwester sei, berichtete die "New York Times". Nach Informationen der Tageszeitung "Le Monde" vom Donnerstag soll der Restaurantbetreiber hingegen ein Freund sein. Blake Diallo hatte in den vergangenen Tagen unter anderem der Pariser Tageszeitung "Le Parisien" ein ausführliches Interview gegeben (siehe auch Infobox).

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