Vitaminpillen und Co.

Das Geschäft mit dem guten Gefühl

Steiermark
28.01.2022 06:30

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel wächst - auch die Steirer geben immer mehr Geld aus, um gesund zu bleiben. Doch was bringen Tabletten und Kapseln wirklich?

Das Spiegelbild zieht ein mürrisches Gesicht, in dieser Jahreszeit ist es wie immer blass und angespannt. „Was du brauchst, sind Vitamine“, flüstert die innere Stimme dem Menschen zu, der sich kritisch begutachtet. Ein Mittel muss her, das belebt. Es ist ein Gedanke, mit dem man auf jeden Fall nicht alleine ist. Von Dezember 2020 bis November 2021 gaben die Steirer stolze 42 Millionen Euro für 1,7 Millionen Packungen an Nahrungsergänzung in den Apotheken aus - in der Hoffnung, sich selbst damit etwas Gutes zu tun.

Walter Gössler, der Chemiker an der Uni Graz ist, sagt zwar, dass „Nahrungsergänzungsmittel im Körper ähnlich wie Nährstoffe aus Lebensmitteln wirken“, man jedoch von allen Spurenelementen genügend hat, wenn man sich ausgewogen ernährt. „Für den Erhalt der Gesundheit sind die vier fettlöslichen Vitamine A, D, E und K sowie neun wasserlösliche Vitamine, zu denen etwa Vitamin C gehört, unerlässlich“, erklärt Carina Wenzl.

Wer dreimal am Tag Obst und Gemüse isst, würde laut der Diätologin in der Regel die empfohlene Menge an Vitaminen erreichen. Doch weil der Speiseplan im stressigen Alltag oft nicht vernünftig aussieht und ein Salatblatt im Burger noch keine Wunder bewirkt, boomt der Markt mit diversen Präparaten, die rezeptfrei in Apotheken, Drogerien und Supermärkten erhältlich sind. „Wir beobachten, dass Nahrungsergänzungsmittel konstant ein hohes Niveau haben“, bestätigt der steirische Apotheker-Chef Gerhard Kobinger. Vor allem seit der Pandemie ist die Nachfrage gestiegen. Auch unzählige Tipps, die insbesondere in Sachen Corona-Infektion online auftauchen, sind mitunter Grund für den Boom.

Selbst wenn es keine wissenschaftlichen Beweise gibt, dass die erhöhte Zufuhr bestimmter Vitalstoffe vor einem schweren Verlauf schützt, ist ein neuer Fokus auf Immunvorsorge entstanden. Zu den Top-Wachstumskategorien zählen Vitamin-D-Produkte - beim Kauf pflanzlicher Mittel rückt wiederum das Thema Stressbewältigung immer mehr in den Fokus.

Von diesem gesteigerten Interesse profitieren die Hersteller der Nahrungsergänzungsmittel. Ihr Versprechen: ein gesunder, fitter und leistungsfähiger Körper. All das klingt verlockend. Für rund zwei Drittel der Österreicher hört sich das sogar so gut an, dass sie regelmäßig oder gelegentlich Vitaminpräparate konsumieren. Immerhin gibt es offenbar für jedes Problem das passende Mittel.

Ein großer Markt mit kleiner Wirkung?
Nichtsdestotrotz bewege man sich mit Nahrungsergänzungsmitteln, die zu den Lebensmitteln zählen und nicht als Arznei gelten, in einem Bereich, der kritisch begutachtet wird. „Es wurden zu wenig aussagekräftige Studien durchgeführt, als dass man belegen könnte, dass die Supplementierung wirklich etwas bringt“, unterstreicht Gössler. Zu einem ergänzenden Mittel sollte man laut Wenzl erst greifen, nachdem der Arzt einen Mangel diagnostiziert habe. „Wenn ein Sportler allerdings viel schwitzt und Magnesium zu sich nimmt, schadet das natürlich nicht“, so Gössler. Er zeigt auch auf, dass man aufpassen müsse, da es vor allem beim Erwerb über das Internet unseriöse Anbieter gebe. „Es ist nicht immer genau das drin, was auf der Packung draufsteht. Ich würde daher auf Apothekenqualität bauen“, so der Chemiker.

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