Tote und Verletzte

D: Sandsturm löst Massencrash auf Autobahn aus

Ausland
09.04.2011 12:14
Bei einer katastrophalen Massenkarambolage in einem Sandsturm sind am Freitag auf der Autobahn Berlin-Rostock mindestens acht Menschen ums Leben gekommen, 131 wurden verletzt. In Folge des schweren Crashes und der vielen Opfer wurde der Katastrophenalarm ausgelöst: "An der Unfallstelle herrschte Chaos." Ein LKW stand am Samstagmorgen noch immer in Flammen.

Der Unfall ereignete sich gegen 12.50 Uhr auf der A19 zwischen den Anschlussstellen Kavelstorf und Laage, südlich von Rostock im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Rund 80 Autos rasten in beiden Fahrtrichtungen ineinander, wie die Polizei mitteilte. Ein Reporter am Unfallort berichtete, die Autos seien regelrecht zusammengequetscht. In manchen Fällen wiederum war die Wucht des Aufpralls so groß, dass einige Fahrzeuge bis zu 50 Meter von der Straße geschleudert wurden und auf einem angrenzenden Feld liegen.

Rund 20 Stunden danach brannte noch immer ein Lastwagen, ehe das Wrack des Gefahrguttransporters gelöscht werden konnte. Inzwischen seien alle knapp 30 ausgebrannten Autos geräumt, die Beseitigung der vier Lastwagen werde aber noch dauern, hieß es Samstagmittag. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, werde die Autobahnmeisterei versuchen, im Laufe des Tages die Fahrbahn Richtung Berlin wieder zu öffnen. Dann könne dort jeweils einspurig der Verkehr an der Unfallstelle vorbeigeführt werden kann. Die Reparatur der anderen Fahrbahn werde aber noch mehrere Tage dauern, sagte er.

Sturm wirbelte massenhaft Sand auf
Der Grund für den Unfall war extrem schlechte Sicht: Ein seit dem Morgen herrschender Sturm hatte Unmengen von Sand und Erde von umliegenden Feldern aufgewirbelt und über die Fahrbahn getrieben. Die Sichtweite betrug zeitweise weniger als einen Meter. Augenzeugen berichteten von einer regelrechten Wand, als sie in eine leichte Senke hinter einem Waldstück hineinfuhren. Auf der Fahrbahn lagen Sandwehen. An der Unfallstelle herrscht übrigens kein Tempolimit.

Rund 20 Autos fingen Feuer, darunter ein Gefahrguttransporter, der daraufhin explodierte. Laut "Bild"-Zeitung soll es sich bei diesem um einen Tanklastzug handeln, aus dem vermutlich auch Kohlenwasserstoff austrat. Laut Autobahnmeisterei sei der Beton der Fahrbahn unter dem ausgebrannten Gefahrguttransporter bis zu fünf Zentimeter völlig zerstört, er sei "thermisch zersetzt."

Die Feuerwehr brauchte 20 Stunden, um die Flammen zu löschen. Die Arbeit der Retter wurde zudem stundenlang durch beißenden Sand behindert. Sie mussten Schutzmasken tragen, um überhaupt atmen zu können. Bauern rückten an und sprühten Wasser und Gülle auf die angrenzenden Felder, um den trockenen Sand zu binden. Ein bestialischer Gestank lag über dem Unfallort.

Rettungswagen und Hubschrauber brachten Dutzende Verletzte in umliegende Kliniken. Nach Angaben der Krankenhausleitungen erlitten die Opfer vor allem Knochenbrüche, Prellungen, Stauchungen und Schädel-Hirn-Verletzungen. "Wir haben Ärzte und Schwestern zurückgeholt, zusätzliche Betten vorbereitet", sagte der Ärztliche Direktor der Uniklinik Rostock, Professor Peter Schuff-Werner. Der Landkreis Bad Doberan richtete ein Bürgertelefon für Angehörige der Unfallopfer ein.

"Da ist keiner mehr rausgekommen"
"Das ist der schlimmste Verkehrsunfall, den Mecklenburg-Vorpommern je erlebt hat. Man weiß nicht, wo das eine Wrack anfängt und das andere aufhört", sagte Polizeisprecherin Yvonne Burand. Es ist gleichzeitig der schwerste Verkehrsunfall seit 20 Jahren in Deutschland. dpa-Reporter Bernd Wüstneck erklärte: "Als ich die ausgebrannten Fahrzeuge gesehen habe, war mir klar, dass es viele Tote gegeben haben muss. Die Autos waren alle zusammengeschoben. Da ist keiner mehr rausgekommen."

"Bild" zitiert auch einen Lkw-Fahrer, der die Massenkarambolage beobachtet hatte: "Der erste Lenker hat wohl abgebremst, und mehrere Autos sind dann hinten draufgefahren. Manche haben sich überschlagen. Mit einem Kollegen habe ich noch eine Frau aus einem brennenden Auto gezogen, die hat geschrien. Die anderen Leute sind aus ihren Autos gesprungen und haben sich auf den Mittelstreifen gerettet."

Die im beginnenden Wochenendverkehr stark befahrene Autobahn zwischen Rostock und Berlin wurde gesperrt. Ausweichende Autofahrer sorgten für volle Nebenstrecken. Das habe auch Bergung und Transport der Verletzten erschwert, hieß es.

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