Frau Benkos Tresor

„Vielleicht noch irgendwann den Zettel verbrennen“

Wirtschaft
15.05.2025 09:00

Nathalie Benko ließ rund um die Milliardenpleite ihres Mannes bei Verwandten einen Tresor aufstellen. Nun stellen sich den Ermittlern der Soko Signa des Bundeskriminalamts viele Fragen zum Inhalt. Die „Krone“ kennt René Benkos Antworten.

Man möchte meinen, es sei ein Drehbuch für einen Krimi: Ein Tresor, versteckt im Haus von Nathalie Benkos Verwandten in einem abgelegenen Ort in Tirol, sorgte bei einer Hausdurchsuchung für Aufsehen. Der am 2. Mai erstellte Zwischenbericht der Soko Signa, der der „Krone“ vorliegt, beleuchtet detailliert, wie und wann der Safe angekauft und installiert wurde – offenbar in enger Abstimmung mit Nathalie Benko selbst.

Am 23. Januar 2025 wurde im Haus von Nathalie Benkos Verwandten in Pfunds ein Tresor entdeckt. Die Ermittler fanden neben dem schweren Stahlschrank auch belastendes Kommunikationsmaterial auf den sichergestellten Handys der Hausbewohner, die mittlerweile als Zeugen ausgesagt haben. Daraus ergibt sich: Der Safe war nicht zufällig dort.

Beschäftigt weiterhin die Ermittler: René Benko
Beschäftigt weiterhin die Ermittler: René Benko(Bild: Krone KREATIV/Birbaumer Christof)

Enge Abstimmung
Bereits am 28. Februar 2024 hatte der im Tiroler Oberland lebende Verwandte ein Bild von der Website „eisenbach-tresore.at“ per WhatsApp an Nathalie Benko gesendet. Am 6. März werden Fotos in einem Innsbrucker Tresorfachgeschäft aufgenommen; der Safe, der später in Pfunds auftauchte, ist auf diesen Aufnahmen eindeutig identifizierbar. Nur zwei Tage später, am 8. März 2024, wird über Finanzjongleur und Signa-Gründer René Benko am Landesgericht Innsbruck das Insolvenzverfahren eröffnet.

Am 10. März schickt Nathalie Benkos Verwandte ein Foto von einem freigeräumten Stellplatz mit der Frage: „Ist das okay?“

Nathalie Benkos Antwort: „Perfekt“.

Kurze Zeit später schreibt Nathalie Benko: „Vielleicht noch irgendwann den Zettel verbrennen“.

Antwort der Verwandten: „Schon erledigt.“

38-Sekunden-Video
Am 11. März 2024 brachte der 85-jährige Unternehmer E., Inhaber eines Innsbrucker Tresorfachgeschäfts, den Safe persönlich nach Pfunds. Er montierte ihn gemeinsam mit Nathalie Benkos männlichem Verwandten. Man erstellte ein 38-sekündiges „Demo-Video“ vom Aufbau und der Codeprogrammierung. Und sendete es am 23. März an Nathalie Benko.

Brisanz besitzen Zeitpunkt und Umstände dieser Beschaffung: Der Tresor wurde exakt zwei Tage nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens gegen René Benko eingebaut. Ermittler fanden bei der späteren Untersuchung im Jänner 2025 darin bekanntlich 120.000 Euro Bargeld, Ringe, aber auch Manschettenknöpfe und Herren-Armbanduhren.

„Habe nichts hineingelegt“
Bei seiner Beschuldigtenvernehmung Ende April 2025 erklärte René Benko in der Justizanstalt Wien-Josefstadt nun auf die Frage, ob sämtliche Gegenstände, die in dem Tresor gefunden wurden, von seiner Frau dort hingebracht wurden: 

„Ich kann für mich sprechen und weiß, dass ich in den Tresor nichts hineingelegt habe.“

Bei den meisten Uhren – jeweils vier – handle es sich um Geschenke an seine jungen Söhne (damals sechs und elf Jahre alt), die er zu Weihnachten 2021, gleichsam auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Schaffenskraft, verschenkt haben will. Drei weitere Uhren, die er „selbst nicht mehr am Radar“ hatte, weil es sich um Geschenke gehandelt habe, seien laut dem Milliardenpleitier für eine Charity-Auktion der gemeinnützigen Stiftung seiner Frau gedacht gewesen.

Ausgeliehene Armbanduhren
Darüber hinaus habe er, Benko, „im Rahmen der Uhren-Geschenke an meine Söhne Ende 2021 mit meiner Frau besprochen, dass ich den Jungs auch noch Manschettenknöpfe aussuche (...)“ Seine Frau habe „aufgrund des Alters der beiden Söhne diese anlassbezogenen Geschenke zur Verwahrung entgegengenommen“. Er, Benko, habe sich die Armbanduhren im weiteren Verlauf öfter ausgeliehen.

Abschließend wundern sich die Ermittler, warum Nathalie Benko aus dem Tresor, der bei Tiroler Verwandten stand, nur die Ringe zurückhaben möchte. Und fragen ihren Mann: „Können Sie uns erklären, warum Ihre Gattin die Herausgabe der Armbanduhren und Manschettenknöpfe, die Sie ja angeblich Ihren Söhnen geschenkt haben, sowie die Herausgabe der restlichen Armbanduhren, die für ,Charity-Projekte‘ Ihrer Gattin gedacht waren, nicht begehrt hat?“

Benko: „Dazu müssen Sie konkret meine Frau fragen.“

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