An den österreichischen Hochschulen nimmt die Debatte um eine Impfung als Voraussetzung für den Präsenzunterricht langsam Fahrt auf. Vorerst planen die Universitäten und Fachhochschulen aber noch mit einem möglichst weitreichenden Normalbetrieb im Herbst - Voraussetzung dafür: die 3G-Regel. Auch viele Studierenden haben vom Unterricht von zu Hause aus langsam genug - sie forderten zuletzt mehr Planbarkeit.
Die Corona-Krise hat sich zuletzt nicht nur zu einer „Pandemie der Ungeimpften“, sondern auch zu einer „Pandemie der Jungen“ entwickelt. Rund die Hälfte der Infizierten war zuletzt unter 25 Jahren alt. In ebendieser Gruppe ist auch die Durchimpfungsrate vergleichsweise noch sehr gering. Dennoch richten sich die Universitäten in Österreich auf Präsenzveranstaltungen ein.
„Experiment mit vielen Unbekannten“
„Es herrscht die allseitige Überzeugung, dass wir es mit Präsenz versuchen wollen“, erklärte der Vizepräsident der Universitätenkonferenz (UNIKO), Oliver Vitouch, am Donnerstag gegenüber dem Ö1-„Morgenjournal“. Es handle sich dabei jedoch um ein „Experiment mit vielen Unbekannten“ - dabei spielen Faktoren wie die Inzidenz, die Hospitalisierungsquote sowie die Verbreitung der Delta-Variante im Hörsaal eine Rolle. Aber auch neue Mutationen könnten die Lage verschärfen, so Vitouch. Wenn der Betrieb „mit annähernder Normalität“ nicht funktioniere, werde man jedenfalls wieder zu „rigorosen Bestimmungen“ zurückkehren müssen.
Generelle Einlasskontrollen „unrealistisch“
Vor allem jene Lehrveranstaltungen würden in den Planungen bevorzugt werden, in denen die persönliche Anwesenheit auch wirklich erforderlich ist. Die Universität Innsbruck etwa wolle im Herbst zu 50 bis 70 Prozent im Normalbetrieb starten. Die Einhaltung der Corona-Regeln werde dabei aber nur stichprobenartig kontrolliert. Generelle Einlasskontrollen seien „bei mehr als 70 Gebäuden unrealistisch“, so Rektor Tilmann Märk.
„Tele-Müdigkeit“ nimmt zu
Viele Lehrveranstaltungen müssen also weiterhin online stattfinden. „Das ging ganz passabel“, meint Vitouch. Zunehmend sieht er jedoch eine „Tele-Müdigkeit oder Bildschirmmüdigkeit“ unter den Studierenden: „Das ist schon deutlich zu merken“. Die Wünsche gehen dabei weit auseinander - während viele Distance Learning bevorzugen, da sie dies mit Beruf oder anderen Verpflichtungen besser vereinbaren können, wollen andere so rasch wie möglich in die Unis und FHs zurück.
Es sei schwer, all diese Bedürfnisse gleichzeitig zu berücksichtigen, meint Vitouch. Derlei „Parallelangebote“ seien jedoch auch entsprechend mit Kosten verbunden. Die Rückkehr in die Hörsäle gestalte sich als schwierig - besonders mit den Abstandsregeln sei man dabei „sehr, sehr rasch am Anschlag“. Man könne die Situation dabei auch nicht mit jener an den Schulen vergleichen, da man es bei den Hochschulen mit einer wesentlich höhere Personenanzahl sowie gänzlich anderen Rahmenbedingungen zu tun habe.
Debatte um Impfpflicht
In einem Punkt sind sich die Hochschulleitungen einig: Es braucht eine möglichst hohe Impfrate. Während einige noch davon ausgehen, diese mit einem guten Impfangebot erreichen zu können, liebäugelt der UNIKO-Vizepräsident mit einer Verpflichtung für Studierende. Das hätte „durchaus etwas für sich“, sei aber wohl nur schwer über die jeweiligen Hausordnungen umzusetzen, plädierte Vitouch dabei für eine bundesweite Regelung.
Er geht aber ohnehin davon aus, dass die Impfquote bei Studierenden ohnehin höher ist als bei anderen Personen in derselben Altersgruppe.
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