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Prügelopfer: „Es war ihnen egal, ob ich sterbe“

Wien
22.08.2021 09:00

Der Geschäftsführer einer großen österreichischen Firma deckte Betrugshandlungen eines Subunternehmens auf. Daraufhin wurde er beinahe zu Tode geprügelt. Am helllichten Tag. In Wien.

Der Mann, der jetzt auf einer Bank an der Alten Donau sitzt, wirkt ein wenig angespannt. „Nein“, betont er dennoch gleich, „ich fürchte mich nicht mehr vor meinen Feinden. Denn ich habe mittlerweile zu meinem Schutz vor ihnen viele Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Und deshalb werden sie mir nie wieder etwas Böses antun können.“

„Plötzlich fielen sie über mich her“
Dieser Mann, der nun der „Krone“ ein Interview gibt, scheint trotz der grauenhaften Dinge, die ihm widerfahren sind, stark. Vielleicht, weil ihn sein Leben dazu gemacht hat. Der Ehrgeiz, der ihm anzumerken ist, seine Zielstrebigkeit.

„Ich habe nach meinem Technikstudium stets fleißig gearbeitet, lange einen eigenen Betrieb geleitet.“ Seit einigen Jahren ist der 57-Jährige Geschäftsführer eines großen österreichischen Unternehmens mit Niederlassungen in halb Europa. „Ich will nicht“, sagt er, „dass der Name der Firma veröffentlicht wird, genauso wenig wie mein eigener. Nennen Sie mich also bitte Andreas G.“

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Mein Schädel war eingeschlagen, ich hatte eine Gehirnblutung. Und viele Frakturen am halben Körper.

Der 57-Jährige über seine Verletzungen

Und dann beginnt Herr G. zu erzählen; eine, seine angsterregende Geschichte. Die am 5. November 2018, um 8 Uhr morgens, in einem Außenbezirk von Wien geschehen ist. „Ich ging damals von meinem Haus zu meinem in der Nähe geparkten Auto, um in die Arbeit zu fahren.“ Auf dem Weg dorthin „der schreckliche Überfall. Drei dunkel gekleidete Männer sprangen aus einem Gebüsch; einer von ihnen prügelte sofort mit einem Holzklotz auf mich ein.“

Mit enormer Kraft; gegen seinen Kopf, gegen seine Arme, seine Beine. Immer und immer wieder. Bis er bewusstlos am Boden lag. Passanten verständigten schließlich Rettung und Polizei, beim Eintreffen der Einsatzkräfte waren die Täter längst mit der Aktentasche des Opfers geflüchtet.

„Ich hatte schwere Kopfverletzungen“
Andreas G. war bei der Attacke schwer verletzt worden, seine Schädeldecke eingeschlagen, eine Gehirnblutung hatte sich entwickelt, zudem wurden bei ihm im Spital massive Frakturen am halben Körper festgestellt. Nur durch eine Notoperation konnte er vor dem Tod gerettet werden, danach musste er über Wochen stationär behandelt werden.

Seine Peiniger – „ich weiß, ihnen war egal, ob ich sterbe“ – blieben bis heute unausgeforscht: „Obwohl ich der Kripo wiederholt mitgeteilt habe, wer ihre Anstifter gewesen sein müssen.“ Dem Verbrechen war nämlich ein „eindeutiger Vorfall“ vorhergegangen. Andreas G. hatte beim Prüfen diverser Bilanzen Unregelmäßigkeiten festgestellt, bei einem Subunternehmen im Ausland. Woraufhin die Verträge mit der betreffenden Firma gekündigt – und ihre Chefs wegen Betrug angezeigt wurden.

„Wie ich letztlich mithilfe eines Privatermittlers herausfand, dürften sie aus Rache eine in Österreich agierende Schlägertruppe, die auf Schutzgelderpressung spezialisiert und deshalb bereits amtsbekannt ist, engagiert haben.“

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Die Täter sind sehr gefährlich. Ich fürchte, dass sie anderen Menschen noch Schlimmeres als mir antun könnten.

Das Opfer über seine bösen Ahnungen

Alarmierende WhatsApp-Nachrichten
Außerdem hätten die mutmaßlichen Auftraggeber das Opfer nach dem Überfall kontaktiert und davon zu überzeugen versucht, die Aufdeckung ihrer üblen Machenschaften nachträglich als „Irrtum“ darzustellen: „Natürlich bin ich auf diesen ,Vorschlag‘ nicht eingegangen.“ Im November 2020 bekam Andreas G. dann eine WhatsApp, abgeschickt von einem Handy mit ukrainischer Nummer: Der Versender der Nachricht wisse, wer ihn so entsetzlich zugerichtet habe, gegen eine Zahlung von 300.000 Euro würde er die Identitäten der Angreifer verraten.

Auf Anraten der Fahnder antwortete Andreas G. und verlangte Beweise für das angebliche Täterwissen. Daraufhin wurde ihm ein Foto übermittelt, auf welchem der Inhalt der bei der Attacke gestohlenen Aktentasche zu sehen war: berufliche Dokumente, Arztbefunde, zwei teure Füllfedern. Nach einem weiteren Message-Verkehr brach der Kontakt allerdings ab.

Der „Fall Andreas G.“ wird bei den Behörden als „ungeklärter Raubüberfall“ geführt, tiefergehende Erhebungen finden dazu nicht mehr statt. „Aber ich will unbedingt, dass meine Angreifer endlich überführt werden. Denn sie sind brandgefährlich. Und könnten anderen Menschen noch schlimmere Dinge als mir antun“, so der 57-Jährige.

Der Geschäftsmann hat deshalb 10.000 Euro Belohnung ausgesetzt, für Hinweise, die zu ihrer Ergreifung führen: Tel. 0681/84459224 (Anrufe werden von 8 bis 20 Uhr entgegengenommen)

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