Happy Birthday

Queen-Bassist John Deacon feiert 70. Geburtstag

Musik
17.08.2021 06:00

Queen - das sind Freddie Mercury, Brian May, Drummer Roger Taylor - aber wie hieß der Bassist noch mal? John Deacon, unscheinbar, menschenscheu, wortkarg und dennoch maßgeblich mitverantwortlich für den Erfolg der Band, sowohl als Komponist weniger, aber wesentlicher Nummern, als auch hinter den Kulissen. Der seit Langem zurückgezogen lebende Musiker wird am 19. August 70 Jahre alt.

(Bild: kmm)

Geboren am 19. August 1951 im mittelenglischen Oadby nahe Leicester, gründete Deacon bereits als 14-Jähriger seine eigene Band - The Opposition (später: New Opposition, dann doch wieder: The Opposition, schlussendlich: Art). Im Lauf der folgenden vier Jahre entwickelte sich die Schülerformation zu einer lokalen Größe mit gutem Einkommen und regelmäßigen Gigs. Mit Ende der Schulzeit zog es Deacon nach London, um sein Hobby zum Studium zu machen: Elektrotechnik. Musikinteressiert, wie er war, besuchte er immer wieder Konzerte in Colleges, so zum Beispiel im Oktober 1970 eines in Kensington, wo eine Band namens Queen auftrat.

Liebe auf den zweiten Blick
„Die waren alle schwarz angezogen, die Beleuchtung war auch sehr schwach, alles was ich sehen konnte, waren vier schattige Figuren. Hat mich nicht nachhaltig beeindruckt“, erinnerte er sich später. Wie aber das Leben so spielt, trafen May, Taylor und Deacon Ende Februar 1971 in einer Disco aufeinander. Queen hatten schon drei Bassisten gefeuert, waren also auf der Suche. Deacon willigte ein vorzuspielen, der Rest ist Geschichte. „Wir dachten, der ist großartig. Wir waren so aneinander gewöhnt, so über-drüber, dass wir der Meinung waren, er würde sich ohne viel Theater gut bei uns einfügen, weil er so still war. Ein toller Bassist und - ganz entscheidend! - ein Zauberer in Sachen Elektronik war er außerdem“, kommentierte Taylor Deacons Bandeinstieg.

Sein erster Live-Auftritt mit Queen in Surrey ist mit 2. Juli 1971 dokumentiert, noch beim dritten Studioalbum „Sheer Heart Attack“ drei Jahre später dachte Deacon nicht einmal im Traum daran, dass die Band je über einen Hobbystatus hinauskommen würde. Auf diesem Longplayer ist auch Deacons erste Komposition verewigt, der kleine, feine Zweiminüter „Misfire“. Schon sein nächster Beitrag - „You‘re My Best Friend“ - auf Album Nummer vier schaffte mit einer Million verkaufter Singles Platin in den USA. Von nun sollte jede folgende Queen-Produktion zumindest einen Titel aus Deacons Feder enthalten. Sein einziges Handicap: Singen kann er nicht. Die charakteristischen Vokalharmonien haben ausschließlich seine drei Kollegen bewerkstelligt.

Mit Schützenhilfe
Keinerlei Hit- und Live-Potenzial sah Taylor in Deacons „Another One Bites The Dust“. Auch der Rest der Band war skeptisch. Erst als Michael Jackson bei einem Queen-Auftritt in Los Angeles backstage fragte, ob das ihr Ernst sei, entschloss man sich zur Veröffentlichung. Seit damals ist der Funkrocker fixer Bestandteil der Setlist, entwickelte er sich doch zur kommerziell erfolgreichsten Single der Bandgeschichte. „Wie sehr kann man doch danebenliegen“, räsonierte Taylor Jahrzehnte später. Im Mai dieses Jahres übersprang der Deacon-Hit übrigens die Ein-Milliarden-Marke an Spotify-Streams.

1982 sorgte abermals ein Deacon-Bassriff für einen Welthit: „Under Pressure“ im Duett mit David Bowie. Nächstes Album, nächster Hit, mit weitreichenden Folgen: „I Want To Break Free“. Während der Song in Südamerika und auch in Südafrika regelrecht zu einer inoffiziellen politischen Hymne wurde, sorgte der Charttopper für einen nachhaltigen Bruch mit dem bis dahin riesigen, treuen US-Publikum. Im Video - eine Persiflage auf die britische TV-Soap „Coronation Street“ - tragen alle vier Bandmitglieder Frauenkleider. Und so was finden Amis nicht lustig. MTV verweigerte die Ausstrahlung, der Markt brach weg, Queen sollten lange keinen Fuß mehr in die Staaten setzen.

Entscheidender Stratege
Dass er von Queen engagiert wurde, hing auch wesentlich von seinem Know-how als Elektroniker ab, war er doch beim Vorspielen mit seinem selbst gebastelten Gitarrenverstärker angetanzt. May machte sich dieses Gerät - fortan „Deacy Amp“ genannt - zunutze und konnte so seiner ebenfalls selbst gebauten E-Gitarre orchestrale Töne entlocken, die maßgeblich den künftigen Bandsound mitdefinierten. 1978 beschloss die Band nach unerquicklichen Erfahrungen mit ihren bisherigen Managements ihre eigene Businessstruktur aufzubauen, der im Laufe der Jahre etliche weitere Subfirmen entsprangen. Der später erfolgte Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde als „höchstbezahlte Firmendirektoren Großbritanniens“ ist ein Verdienst, der vorrangig Deacon zuzuschreiben ist, galt er doch vor allem in dieser Zeit als oberster Geschäftsstratege der Gruppe.

Das Schrille, Laute war seine Sache nicht. Kostümwechsel während der Konzerte lehnte er ab. Interviews mit ihm sind rar. Mitstreiter sind sich in ihrem Urteil einig: „Er hat wenig geredet, aber wenn, dann hatte es Gewicht.“ Mercury erkannte die Verletzlichkeit des jüngsten Bandmitglieds und nahm ihn von Anfang an unter seine Fittiche. Dies führte einerseits zu einem unerschöpflichen, kreativen Spannungsfeld: Mercury/Deacon - die Pop-Soul-Disco-Fraktion, May/Taylor - die Rock-Metall-Krawall-Partie. Andererseits brach für Deacon mit dem Tod Mercurys 1991 eine Welt zusammen, was auch das Ende seiner Mitwirkung in der Band bedeutete.

Zurückgezogen
Am posthumen Album „Made In Heaven“ und an einer Lebewohl-Single arbeitete er noch mit, seinen letzten Live-Auftritt absolvierte Deacon 1997 bei der Premiere von Maurice Bejarts „Ballet For Life“ in Paris. Seither ist er unwiderruflich in Ruhestand, lässt sich zu keinerlei Interviews überreden. Kontakt zu May und Taylor hält er keinen, Geschäftliches nickt er ab. John Deacon lebt mit seiner Frau nach wie vor in jenem Haus im Londoner Stadtteil Putney, das er sich mit seinen ersten Tantiemen gekauft hat. Er ist Vater von sechs Kindern.

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