„Belagerungszustand“

Haiti: Vier „Söldner“ nach Präsidentenmord getötet

Ausland
08.07.2021 06:24

Nach der Ermordung des haitianischen Präsidenten Jovenel Moise (siehe Video oben) sind mehrere Verdächtige getötet worden. Vier „Söldner“ seien am Mittwoch erschossen und zwei weitere festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Das Attentat auf Moise löste international Bestürzung aus und dürfte die Krise in dem von Instabilität und großer Armut geprägten Karibikstaat noch verschärfen. Am Donnerstag befasst sich der UN-Sicherheitsrat mit der Lage in dem Land.

Die Regierung des Karibikstaats rief am Mittwoch jeweils 15 Tage Belagerungszustand und Staatstrauer aus. Außenminister Claude Joseph unterzeichnete beide Erlasse am Mittwoch als Übergangs-Premierminister. Moise hatte am Montag Ariel Henry zu Josephs Nachfolger im Amt des Regierungschefs ernannt, Henry war aber bisher nicht vereidigt worden.

Drei entführte Polizisten befreit
Die Beamten hätten direkt nach dem Anschlag die Verfolgung der mutmaßlichen Täter aufgenommen, sagte der Chef der Nationalpolizei, Leon Charles. Drei Polizisten, die als Geiseln genommen worden seien, seien befreit worden. Der Einsatz in der Hauptstadt Port-au-Prince dauere an. Die Polizei machte keine Angaben zur Identität der mutmaßlichen Angreifer oder zu möglichen Tatmotiven.

Präsidentengattin außer Lebensgefahr
Moise war in der Nacht auf Mittwoch in seinem Haus in Port-au-Prince erschossen worden. Seine Frau Martine, die bei dem Attentat verletzt wurde, wurde zur Behandlung nach Miami ausgeflogen. Sie sei außer Lebensgefahr, sagte Regierungschef Claude Joseph am Mittwochabend im Fernsehen. Ihr Zustand sei „stabil“.

„Belagerungszustand ausgerufen“
Joseph hatte nach dem Attentat eine Sondersitzung des Kabinetts einberufen. „Wir haben entschieden, im ganzen Land den Belagerungszustand auszurufen“, verkündete er anschließend. Die Regierung bekommt damit für zwei Wochen zusätzliche Befugnisse.

Die Ermordung Moises werde nicht „straffrei“ bleiben, betonte Joseph, der zudem eine zweiwöchige Staatstrauer ab Donnerstag ankündigte und die Bevölkerung zur Ruhe aufrief. Polizei und Armee würden für Ordnung sorgen, versicherte er. Der Flughafen in Port-au-Prince wurde geschlossen.

Der Regierungschef hatte kurz nach der Ermordung des Präsidenten gesagt, bei den Angreifern handle es sich um Englisch und Spanisch sprechende „Ausländer“. Haitis Botschafter in den USA, Bocchit Edmond, sprach von „professionellen“ Söldnern, die sich als Mitarbeiter der US-Drogenvollzugsbehörde ausgegeben hätten.

Internationales Entsetzen
International löste der Anschlag auf Moise Entsetzen aus. Das Auswärtige Amt in Berlin äußerte sich „bestürzt“. US-Präsident Joe Biden sprach von einem „verabscheuungswürdigen Akt“. Der Mordanschlag wurde auch vom österreichischen Außenministerium „nachdrücklich“ verurteilt. Diplomaten zufolge befasst sich der UN-Sicherheitsrat am Donnerstag in einer Dringlichkeitssitzung mit dem Präsidentenmord. Das von den USA und Mexiko beantragte Treffen findet demnach hinter verschlossenen Türen statt.

Dominikanische Republik schloss Grenzen
Die Dominikanische Republik, die wie Haiti auf der Insel Hispaniola in der Karibik liegt, gab nach dem Attentat eine sofortige Schließung der Grenze bekannt.

Politisch heikle Zeit in Haiti
Moises Ermordung fällt in eine politisch heikle Zeit in Haiti. Der 53-Jährige hatte das Land zuletzt per Dekret regiert, nachdem eine für 2018 geplante Parlamentswahl unter anderem wegen Protesten gegen ihn verschoben worden war. In den vergangenen vier Jahren wechselte Moise viermal den Regierungschef aus. Erst am Montag hatte er die Ernennung des neuen Regierungschefs Ariel Henry bekannt gegeben, der Joseph nach nur drei Monaten im Amt ablösen sollte.

Die USA riefen am Mittwoch dazu auf, die für September vorgesehen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Haiti wie geplant abzuhalten. Dadurch könne wieder ein funktionierendes Parlament eingesetzt und eine friedliche Machtübergabe an einen neuen Präsidenten ermöglicht werden, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price.

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