Sieg mit: „Der Cousin“

Nava Ebrahimi gewinnt den Bachmann-Preis

Kärnten
20.06.2021 11:53

Die im Iran geborene und in Graz lebende Autorin Nava Ebrahimi ist am Sonntagvormittag bei der virtuell gehaltenen Preisverleihung mit dem 45. Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet worden. Sie setzte sich mit ihrem Text „Der Cousin“ im Stechen gegen die Deutsche Dana Vowinckel durch.

Ebrahimis Text sorgte für lebhafte Diskussionen in der Jury - sie schildert darin aus der Ich-Erzählung das Treffen mit ihrem Cousin Kian, einem erfolgreichen Tänzer, im Lincoln Center in New York. Scheinbar unbeobachtet sprechen die beiden in einem leeren Konzertsaal über ihre Vergangenheit und ihre Flucht aus dem Iran. Im Mittelpunkt steht die seit Jahrzehnten offene Frage, was dem homosexuellen Kian nach der Ausreise mit gefälschten Papieren in einem Männergefängnis in Bangkok passierte.

Ebrahimi zeigte sich wenige Minuten nach der Bekanntgabe „wirklich überwältigt“. Sie hoffe nun auf späte Aufmerksamkeit für ihr jüngstes Buch „Das Paradies meines Nachbarn“, das „durch Corona ein bisschen unter die Räder gekommen“ war.

Vier weitere Preise wurden vergeben
Nach dem mit 25.000 Euro dotierten und nach der in Klagenfurt geborenen Autorin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannten Hauptpreis wurden noch drei weitere Jury-Preise und der Publikumspreis vergeben.

In Berlin, Chicago und Jerusalem verortet Dana Vowinckel ihren Text „Gewässer im Ziplock“, der bildhaft das Krachen des Gebisses der Kirschjoghurt essenden Großmutter auf dem Löffel durch die Zerrissenheit einer jüdischen Familie nachhallen lässt, und gewinnt damit den Deutschlandfunk-Preis (12.500 Euro).

Vom ersten Satz an zog Necati Öziri in „Morgen wache ich auf und dann beginnt das Leben“ dynamisch und lebensnah in Briefform in die Frage eines jungen todkranken Mannes, wie man sich seinem abwesenden Vater annähern kann. Dafür gewann Öziri den Kelag-Preis (10.000 Euro) und überzeugte auch das Publikum, wodurch er den BKS Bank-Publikumspreis (7000 Euro) erhält und damit zum Klagenfurter Stadtschreiber 2022 wird.

In einer sachlich und unbedarft einfach klingenden Sprache, die Juror Klaus Kastberger an die „Sendung mit der Maus“ erinnert, lässt Timon Karl Kaleyta die Untiefen eines jungen Mannes auf dem Motorboot seines Freundes hochkommen. Mit „Mein Freund am See“ gewann er den 3sat-Preis (7500 Euro). Leer ging die Kärntner Autorin Verena Gotthardt aus. Jury-Vositzende Insa Wilke verabschiedete sich von den „wirklich besonderen Tagen“ - wie im Vorjahr waren die Autorinnen und Autoren ja mit aufgezeichneten Lesungen zugeschaltet, lediglich die Jurorinnen und Juroren diskutierten direkt im ORF-Theater Klagenfurt - ganz optimistisch: „Wir sehen uns nächstes Jahr am See.“

Tina Perisutti

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