„Krone“-Kolumne

Die Jungen

Kolumnen
08.06.2021 18:47

Heutzutage möchte ich nicht mehr jung sein, sagt man gerne. Auch zum Selbstschutz, weil die Erinnerungen an die eigene Jugend fast so verblasst sind wie die Fotos, die sie dokumentieren. Aber es stimmt, heutzutage möchte man nicht mehr jung sein.

Diese Generation sieht das so, und vielleicht nicht ganz falsch: Die Erwachsenen, die mit der Kohle, gustieren sich durch die Gastronomie. Das Licht am Ende des Tunnels spiegelt sich in Weinflaschen. Oper, Theater, Kabarett, alles offen. „Macbeth“ geht immer, nur die Nachtklubs bleiben geschlossen. Zu gefährlich. Pandemie halt. Die paar Monate können Teenager wohl noch warten, wird am Stammtisch skandiert.

Die Jungen denken: Eineinhalb Jahre sind wir daheimgesessen, um jene zu schützen, die jetzt geimpft durch die Welt jetten. Da kommt selbst bei einem normalen Hormonhaushalt Frust auf. Als Dank dafür werden sie aus dem öffentlichen Raum vertrieben. Hubschraubereinsätze bei den Partyhotspots. Überall Donaukanal-Voyeure, die Menschentrauben fürs Twitter-Empörium nachjagen wie Wiener Ornithologen dem seltenen Goldhähnchen-Laubsänger. Zur Krönung eine Platzsperre.

Um eines klarzustellen: Wer Polizisten mit Flaschen bewirft, gehört mit voller Härte des Gesetzes bestraft. Haft für den Mob!

Fakt ist: Ein Nachtleben-Konzept fehlt völlig. In Wien werden die 20-Jährigen erst im August geimpft. Die Corona-Schulden von heute dürfen sie morgen aber brav berappen.

Man möchte heutzutage nicht mehr jung sein.

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